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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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es war eine gewalttätige Meute. Sie hatten nicht damit gerechnet, daß wir Schußwaffen besitzen. Wir jagten sie in die Flucht, doch da wir wußten, wer dahintersteckte - ich will keine Namen nennen -, zeigten wir sie bei den carabinieri an. Daraufhin wurden bestimmte Vereinbarungen getroffen, daß wir in Frieden leben konnten, zumindest vor ihnen. Das war keine schöne Zeit. Die anderen Male - na ja, wir hatten gelernt, uns zu schützen. Jetzt ist es besser. Man läßt uns in Ruhe. Nun weiß man, daß wir unser ganzes Geld in die Landwirtschaft stecken und nicht reich sind. Aber ich sehne mich nach dem Tag, da nirgendwo mehr Mauern und Waffen nötig sein werden.«
    »Ich glaube, Sie sind sehr reich«, sagte Mrs. Pollifax leise und trug sechs der Gewehre aus dem Zimmer, ehe Franca antworten konnte.
    Eine Stunde später, in der Nachmittagshitze, knatterte der Traktor den Berg herauf und wurde in einem genau berechneten Abstand vom Tor aufgestellt. Francas Wagen verschwand an einer Stelle ein Stück weiter unten an der Mauer. Mrs. Pollifax, die den Hang zum Dorf hinunterwanderte, sah mehrere Frauen Pistolen und Gewehre laden, während Giovanni, der in der Frühe die Glocke geläutet hatte, auf einem der alten Fahrräder wie ein Wilder den Weg auf und ab fuhr. Farrell konnte sie nirgends entdecken, aber am letzten Haus fand sie Nito und Kate auf der Eingangsstufe sitzen, wo sie die sechs Walkietalkies überprüften.
    Kate blickte lächelnd auf. »Erstaunlicherweise funktionieren sie alle, dabei wurden sie lange nicht gebraucht. Seit zwei Jahren ist niemand mehr über die Mauer gekommen.«
    »Drei«, korrigierte Nito.
    »Wie kann ich helfen? Was kann ich tun?« erkundigte sich Mrs. Pollifax.
    Kate grinste. »Keine Angst, Franca hat auch Sie eingeplant, sie hat Arbeit für jeden; sie und Peppino wissen, daß Sie schießen können, es aber nicht gern tun. Können Sie radfahren?«
    Verblüfft fragte Mrs. Pollifax: »Bergauf oder bergab?« Jetzt lachte Kate. »Bergab. Franca hat erfahren, daß Sie gut in Karate sind. Sollte es wirklich zu einem Überfall kommen, möchte sie nicht, daß jemand ernsthaft verletzt, erschossen oder mit einem Gewehrlauf niedergeschlagen wird. Sie sähe es lieber, wenn die Gegner nur betäubt würden.«
    »Oh!«
    »Sie sollen mit Peppino und seinem Walkietalkie und einem unserer drei Fahrräder auf dem Berg Posten beziehen. Falls dort jemand eindringt, werden Sie zur Hand gehen können und mobil sein. Farrell wurde mit vier anderen als wichtiger Posten an der Westecke des Anwesens eingeteilt, ich werde in der Ostecke oberhalb des Zitronenhains mit Maria, Nito, Gino und Blasi sein. Andere sind zwischen uns postiert, aber wir haben nicht genug Leute zwischen dem Haupttor und dem hinteren Tor.«
    Mrs. Pollifax blickte auf Giovanni, der immer noch wie verrückt auf dem Weg hin-und herradelte, und überlegte, ob sie erwähnen sollte, daß sie seit Jahren nicht mehr auf einem Fahrrad gesessen hatte. Aber das mochte einen falschen Eindruck erwecken, vor allem, da es überhaupt sehr unwahrscheinlich war, daß sie gebraucht würde, wenn etwa vierzig Personen die Barrikaden bemannten. Sie dachte, daß es vermutlich Francas schlaue Weise war, zu verhindern, daß sie den anderen im Weg war. So versicherte sie Kate, daß sie sich freute, helfen zu können, und ihr Bestes tun würde. Dann ging sie zur Bergstraße zurück, blieb jedoch plötzlich stehen, da sie eine gleichmäßig summende Stimme hörte. Sie ging dem
    Geräusch nach, spähte um die Hausecke und sah eine junge Frau über einen Bottich voll Wasser gebeugt, das sie mit einer Hand umrührte, während sie mit der anderen Blumen hineinfallen ließ und mit geschlossenen Augen Beschwörungen murmelte.
    Norina, die Hexe, ruft den Mond, vermutete sie, und ging weiter.
    Als Abendessen wärmte Igeia die Minestrone auf, dann schlüpfte sie aus ihrer Schürze, griff nach einem Gewehr und ging hinaus. Niemand redete oder aß viel. Wahrscheinlich hatte auch im Dorf keiner sonderlichen Appetit. Alle warteten angespannt auf die Abenddämmerung. Als es dunkel wurde, blickte Mrs. Pollifax den Berg hinunter. Sie sah Lichtpunkte wie Glühwürmchen auf dem Weg erscheinen, als die Verteidiger einsatzbereit mit Taschenlampen aus den Häusern kamen.
    Einige verschwanden hinter dem Zitronenhain, andere zerstreuten sich über die Felder. Eine kleine Gruppe kam den Berg herauf, um Tor und Mauer zu bewachen, und als sie an ihr vorbeigingen, wünschte Mrs. Pollifax ihnen

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