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und der sizilianische Dieb

und der sizilianische Dieb

Titel: und der sizilianische Dieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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einen guten Abend.
    Sie dankten mit einem ernsten Nicken, warfen interessierte, aber verstohlene Blicke auf sie und das Fahrrad neben ihr, ehe sie in der Dunkelheit verschwanden. Sie wußte nicht, ob sie sich über diese simple, archaische Übereinkunft, die ein ganzes Dorf auf die Beine brachte, um eine Invasion zu verhindern, amüsieren, oder ob sie darüber Ehrfurcht empfinden sollte.
    Es hatte etwas Mittelalterliches und Liebenswertes zugleich. Sie hoffte, daß niemand verletzt würde, falls Raphael tatsächlich versuchte, in das Anwesen einzudringen, und daß Norina diesen Wunsch in ihre Beschwörung einschloß, den Mond hatte sie jedenfalls noch nicht hervorgezaubert. Er war pünktlich aufgegangen, das hatte Mrs. Pollifax gesehen, doch sogleich hatten sich Wolken vor sein Antlitz geschoben. Der Angriff begann um zwanzig Uhr dreißig - was bewies, daß Aristoteles mit seiner Einschätzung recht hatte - und zwar am Haupttor, wo der Kegel der Traktorscheinwerfer auf einen Mann fiel, der plötzlich auf der Mauer erschien. Er wurde mit Gebrüll empfangen, und Franca schaltete sofort die Flutlichter ein. Als der Mann sich hastig zurückzog, schaltete sie die Flutlichter wieder aus. Danach durchdrang nur noch das Licht der Traktorscheinwerfer die Dunkelheit, doch es reichte weder bis zum Haus noch zum Berg hinauf, wo Mrs. Pollifax neben ihrem Fahrrad stand, unweit von Peppino mit seinem Walkietalkie. Das Gerät knackte leise, und Mrs. Pollifax hörte unverständliche Worte. Peppino rief Franca an der Tür zu: »Tony meldete elf weitere Männer am Tor, als der andere hinaufkletterte. Sie haben zwei Leitern.«
    »Ohoh!« sagte Franca.
    Ein angespanntes, lähmendes Schweigen folgte, das durch den endlich hinter den Wolken hervorkommenden Mond ein wenig erträglicher wurde. Er beschien das Dorf und versilberte die Dächer, irgendwo bellte ein Hund. Dann war plötzlich in der Ferne das Knattern von Schüssen zu hören. Im Mondschein sah Mrs. Pollifax Giovanni eilig zum Zitronenhain radeln, wo er sogleich verschwand. Diesmal erkannte sie Kates Stimme aus Peppinos Funksprechgerät. Er gab Franca den Bericht durch: »Sechs Männer tauchten entlang der Mauer an der Westecke auf. Caterina sagt, sie haben einen davon in den Arm getroffen und alle vertrieben.«
    »Nur sechs?« fragte Franca. »Und die anderen sechs?«
    »Von denen werden wir bestimmt auch bald hören«, versicherte ihr Peppino.
    Mrs. Pollifax umklammerte aus reiner Nervosität die Griffe der Lenkstange und blickte sich um. Hin und wieder hatte jemand unten am Wasserreservoir eine Taschenlampe angeknipst und ihren Schein über einen Mauerteil wandern lassen, doch nun nicht mehr, denn jetzt genügte das Mondlicht.
    Plötzlich hörte sie kurz hintereinander im Westen zwei Gewehrsalven, als wieder Stille einsetzte. Gleich darauf war Farrells Stimme aus dem Walkietalkie zu hören, und Peppino funkte Franca weiter: »Diesmal haben sie es an der Westseite versucht. Zwei Männer gelangten über die Mauer. Unsere Leute schossen über ihre Köpfe hinweg, woraufhin die beiden von ihren Kameraden zurückgezogen wurden. Niemand wurde verwundet. Es waren sechs, meldete Farrell. Momentan ist alles ruhig.«
    Minuten später kam Franca herbei. Sie wirkte besorgt.
    »Bisher haben sie nur nach Schwachstellen gesucht - sechs hier - sechs dort. Ich kann mir vorstellen, was sie als nächstes vorhaben.«
    Peppino bekreuzigte sich.
    Im Mondschein war zu sehen, wie Giovanni eilig zurückradelte, am hinteren Tor vorbeifuhr, weiter Richtung Reservoir. Unser kleiner Kurier, dachte Mrs. Pollifax lächelnd.
    Zehn Minuten später sah sie, daß das Fahrrad zurückkehrte, doch diesmal war es nicht Giovanni. »Das ist Farrell!« rief sie.
    Am Tor sprang er vom Rad, als zwei schattenhafte Gestalten hinter dem Zitronenhain hervorkamen und auf ihn zurannten.
    »Das sind Kate und Blasi«, sagte Peppino aufgeregt. »Etwas tut sich.«
    »Ich höre nichts.«
    »Zu weit entfernt, aber am Tor scheint es Schwierigkeiten zu geben. Es ist nur aus Holz, Franca.« Er drückte ihr das Funksprechgerät in die Hand. »Ich laufe hinunter.«
    Die beiden Frauen blickten ihm nach, als er den Berg hinuntereilte. Ohne Zweifel tat sich etwas, denn auch mehrere Männer, die in den Feldern postiert gewesen waren, rasten auf das Tor zu.
    Francas Hand verkrampfte sich um das Walkietalkie. »Ich rufe Farrell - Kate - Blasi...«
    Kates Stimme ertönte. »Wir versuchen, ganz leise zu sein, Franca. Wir konnten die Halunken

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