und der sizilianische Dieb
protestierte Kate.
»Dann wollen wir uns mit ihr vertraut machen«, entgegnete ihre Tante fest. »Bei einer Tasse Kaffee. Im Wohnzimmer vielleicht?«
»Lieber nicht. Du hast ein sehr ungemütliches Wohnzimmer, Franca.« Mr. Vica setzte sich auf den Stuhl, den Mrs. Pollifax für ihn zurechtgerückt hatte. »Ich bin gerade dabei, Mister Farrell, der anscheinend dein Gast ist, den Grund zu entlocken, weshalb er seit Tagen nicht in mein Haus zurückgekehrt ist.«
Farrell sagte verärgert: »Ich wollte einen zweiten Versuch machen, an dieses Cäsar-Dokument heranzukommen, das ich für Sie finden und auf seine Echtheit untersuchen sollte.
Und ich unternahm diesen zweiten Versuch.«
»Sehr pflichtbewußt von Ihnen«, sagte Vica sarkastisch, »doch das beantwortet keineswegs meine Frage. Haben Sie beim ersten oder zweiten Versuch irgend etwas aus dem Safe mitgenommen?«
Farrell nickte. »Ja, doch nichts von Bedeutung, aber Sie können es sich ja selber ansehen.«
Er verließ die Küche, während Franca in den Topf auf dem Herd guckte. »Das ist ja gar kein Kaffee, sondern Kakao!«
»Ich trinke gern eine Tasse Kakao«, versicherte ihr Mr. Vica mit einem amüsierten Lächeln.
Er sieht nicht aus wie einer, der oft lächelt, dachte Mrs. Pollifax, die sein fahles Gesicht studierte, und mußte zugeben, daß ihn sein Lächeln weniger gangsterhaft aussehen ließ.
Farrell kam zurück und warf die Papiere auf den Tisch, die er sich bei seinem ersten Besuch aus dem Safe geschnappt hatte.
Vica beugte sich darüber. Plötzlich lächelte er; das war bereits sein zweites Lächeln.
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie das an sich nehmen konnten?«
»Weil Sie mich dorthin schickten, um die Unterschrift von Julius Cäsar zu finden, die aber nicht dabei ist.« Nach einem Blick auf Vicas veränderte Miene fügte er mißtrauisch hinzu: »Oder etwa nicht?« Vica langte nach der kleinen Daguerreotypie, drehte sie um und löste die winzigen Nägel aus dem Rahmen. Entsetzt sahen die anderen zu, als er das Bild einfach herausriß. Er hielt das Blatt hoch, das dahinter versteckt gewesen war, und sagte: »Hier ist Ihre Julius-Cäsar-Unterschrift. Echter Papyrus, römisches Siegel und Unterschrift.« Mrs.
Pollifax holte laut Atem. »Sie meinen - aber woher wußten Sie, daß es sich hinter diesem Kinderbild befand?«
»Weil ich es dorthin getan habe.«
»Zum Teufel mit Ihnen!« entfuhr es Farrell. »Es ist eine Fälschung«, sagte Vica. »Möchtest du es ihnen erklären, Franca, oder soll ich?«
»Ich glaube, sie wissen es bereits«, antwortete Franca amüsiert.
»Das ist es, was ich wirklich wollte.« Vica griff nach dem Blatt mit den Namen und rätselhaften Zahlen. »Osepchuk, Champillion, Schweinfurth...« Er nickte. »Ich hatte gehofft, daß Sie das für mich finden würden, Farrell. Ich verließ mich darauf. Immerhin stellte ich eingehende Nachforschungen an, bevor ich Sie beauftragte. Ihre jahrelange Erfahrung allein bei der CIA, Ihre Fähigkeiten, die Tatsache, daß Sie hartnäckig, einfallsreich und intelligent sind. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Sie nicht in mein Haus zurückkehrten, nachdem Sie Raphaels Safe geöffnet und die Papiere an sich genommen hatten.«
»So, Sie haben mich also benutzt!« empörte sich Farrell. »Sie brauchten mich gar nicht als Sachverständigen! Ich sollte nur Safes durchwühlen, auf mich schießen lassen und diese Seite mit Namen stehlen? Sie sind der Zweite Dieb, der Abkassierer!« fügte er verbittert hinzu. »Sie haben sich bequem zurückgelehnt, während alle anderen sich zum Narren machten, obwohl Sie die ganze Zeit... Wer zum Teufel sind Sie eigentlich?«
»Das ist unwichtig. Wesentlich ist diese Namensliste!«
»Nicht die Cäsar-Unterschrift?« fragte Kate ungläubig.
»Wieso?«
Vica lächelte. »Köder, meine Liebe, Köder. Ich mußte mich schützen, mußte verhindern, daß auch nur der geringste Verdacht auf mich fallen könnte, und brauchte etwas zur Tarnung -
Raphael ist ein gefährlicher Mann. Er ist auch ein leidenschaftlicher Sammler von klassischen hellenischen und römischen Artefakten.«
»Und sind Sie ein gefährlicher Mann?« fragte Mrs. Pollifax interessiert.
»Offenbar bin ich nur ein ›Abkassierer‹. Ich sehe, daß Sie das Dokument betrachten. Es ist eine großartige Fälschung, meisterhaft ausgeführt, aber mit einem absichtlichen, winzigen Fehler, der nur durch Röntgenstrahlen aufgedeckt werden könnte. Raphael wurde über Umwege auf dieses
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