und der verschwiegene Verdacht
entlocken, dann wechselte er taktvoll das Thema, um ihr Gelegenheit zu geben, sich von dem peinlichen Zwischenfall zu erholen.
Durch seine Fürsorglichkeit wurde Emma daran erinnert, dass sie ja noch etwas beichten musste, und als Crowley das Lammfilet servierte, wandte sie sich an den Herzog.
»Grayson?«, sagte sie leise. »Ich fürchte, es gibt da ein kleines Missverständnis.«
»Ich wusste es!«, rief der Herzog. »Ich wusste, dass die Rosensuite Ihnen nicht zusagen würde.
Crowley, würden Sie bitte …«
»Nein, nein«, unterbrach Emma. »Es hat nichts mit der Rosensuite zu tun. Es geht um mich.« Die Augen auf sein Weinglas geheftet, brach es aus ihr heraus. »Ich bin nicht die, für die Sie mich halten.
Ich bin nur eine Touristin, und ich habe die Pyms ganz zufällig kennen gelernt, und ich bin nach Penford Hall gekommen, um die Gärten zu sehen, aber nicht, um in ihnen zu arbeiten.«
Eine Stille trat ein und der Herzog sah sie verständnislos an. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie nächste Woche zu Ihrer eigentlichen Arbeit zurückkehren müssen, oder woran liegt es? Wenn das der Grund sein sollte, dann kann Kate sicher etwas …«
»Nein«, sagte Emma schnell. »Das ist es nicht.«
»Was ist es dann? Es tut mir Leid, dass ich so schwer von Begriff bin, aber …«
»Ich bin nicht qualifiziert, die Arbeit zu machen, die Sie von mir erwarten«, erklärte Emma. »Ich bin keine gelernte Gärtnerin.«
»Ach so.« Der Herzog nickte nachdenklich, dann rieb er sich mit dem Daumen die Nasenspitze. »Du lieber Himmel, Emma, wie Sie mich erschreckt haben«, sagte er leise. »Einen schrecklichen Augenblick lang dachte ich tatsächlich, den Pyms sei ein Fehler unterlaufen. Meine Liebe …«
Susannah fing gerade an, einen Vortrag über die Gefahren des Fleischverzehrs zu halten, aber der Herzog konzentrierte sich ganz und gar auf Emma.
Er beugte sich zu ihr und sprach leise auf sie ein, und seine warmen braunen Augen waren voller Verständnis. »Kate erwähnte, dass Sie in der Com-puterbranche arbeiten. Aber ich bin sicher, das tun Sie nur, weil Sie dafür bezahlt werden. Das Gärtnern hingegen, das Graben und Pflanzen, das Ha-cken und Jäten und zu beobachten, wie die Jahreszeiten wechseln, und zu fühlen, wie man ein Teil dieses Kreislaufs ist – das ist doch etwas ganz anderes, nicht wahr?«
Emma nickte zögerlich, und der Herzog nickte auch.
»Das, was wir am liebsten tun, ist das, was wir am besten können«, sagte er wie zu sich selbst. »Und Sie, meine Liebe, für Sie gibt es nichts Schöneres als einen Garten. Das haben die Pyms ganz bestimmt gespürt, und ich habe es heute Nachmittag in Ihrem Gesicht gesehen, genauso deutlich, wie ich es jetzt sehe. Sie könnten dem Kapellgarten genauso wenig den Rücken kehren, wie ich aus Penford Hall weg-gehen könnte. Geben Sie mir Ihre Hände.«
Fast schien es Emma, als seien ihre Hände schwerelos, als sie diese auf die ausgestreckten Handflä-
chen des Herzogs legte. Schweigend sah er sie an, dann wandte er sich wieder Emmas Gesicht zu.
»Genau wie ich dachte«, sagte er. »Hände mit kleinen Schwielen, stark und außerordentlich geschickt. Genau die Eigenschaften, die ich brauche.
Ich zweifle keine Minute daran, dass diese Hände«
– und er umschloss Emmas mit seinen – »den Kapellgarten wieder zum Leben erwecken werden.«
»Wow«, sagte Syd mit vollem Mund. »Das haben Sie schön gesagt, Herzog.«
»Trief«, höhnte Susannah und kippte ihren Wein in einem Zug hinunter.
Der Herzog kümmerte sich nicht um die beiden, und auch Emma nahm niemanden sonst wahr. Ge-wärmt von seinen Händen und gebannt von dem Licht in seinen dunklen Augen, merkte sie, wie ihre Selbstzweifel schwanden. In diesem Augenblick wäre sie Grayson bis ans Ende der Welt gefolgt.
»Also«, fing sie ein wenig atemlos an, »wenn Sie sicher sind …«
»Ich bin ganz sicher«, sagte der Herzog. Dann zog er ihre Hände an seine Lippen und gab sie mit einem strahlenden Lächeln frei.
Emmas Herz klopfte, als sie die Hände ineinander legte. Es kam ihr vor, als sei sie in aller Öffentlichkeit verführt worden, aber seltsamerweise machte es ihr nichts aus. Gartenpläne fingen in ihrer Fantasie an Gestalt anzunehmen, und sie war mit den angenehmsten Träumen beschäftigt, bis ein Mokkasouffle serviert wurde und sie die Worte
»Lex Rex« wieder hörte, die sie unsanft in die Gegenwart zurückbrachten.
»Du hast dir keine neue Yacht gekauft, nicht wahr, Grayson?«, sagte
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