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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Er deutete auf das Porträt über dem Kamin. »Meine Großmutter. Wie Sie sehen, hatte sie neben ihrer Leidenschaft für Gartenbau auch eine musikalische Ader.
    Sie spielte sehr gut Harfe.«
    Syds Stimme unterbrach ihn. »Das sind ziemlich tolle Klunker, die Ihre Oma da trägt.«
    »Ihr Hochzeitsschmuck«, erklärte der Herzog.
    »Mein Großvater hatte eine Schwäche für Smaragde.«
    Er wandte sich zu dem Grüppchen bei den Erker-fenstern. »Susannah, du siehst umwerfend aus. Und wie ich sehe, unterhältst du Derek mit einem Vortrag über … welcher Diätapostel ist es denn diese Woche? Na, egal, bestimmt ist er ebenso faszinierend wie die anderen. Tut mir Leid, den Spaß zu unterbrechen, aber höhere Mächte haben mir mit-geteilt, dass unsere Anwesenheit im Speisezimmer erwünscht ist.«
    »He, Herzog«, sagte Syd, indem er sich erhob.
    »Ich hab Emma grade erzählt, dass Sie ein Vermö-
    gen verdienen könnten, wenn Sie diesen Kasten hier an die richtigen Leute vermieten würden.«
    »Wie einfallsreich von Ihnen, Syd«, sagte der Herzog freundlich.
    »Hier, nehmen Sie meine Karte …«
    »Ich glaube, wir haben schon eine ganze Sammlung Ihrer Visitenkarten, Syd«, unterbrach ihn der Herzog. »Sehr aufmerksam von Ihnen … und Sie haben dabei auch kein Mitglied des Haushalts übersehen. Emma, meine Liebe, darf ich bitten?«
    Mit einem schüchternen Lächeln stellte Emma ihr Sherryglas auf das niedrige Tischchen neben ihrem Sessel, dann ging sie zum Herzog und nahm seinen Arm. Syd bot Kate seinen Arm, Susannah hatte sich bereits bei Derek eingehängt, und dann gingen die drei Paare den Flur entlang zum Speisezimmer. Syds Stimme dröhnte durch den Gang, Susannah sprach im Flüsterton, und Emma rieb sich die Schläfe. Dieser Abend drohte ein langer zu werden.

7
    EIN KRONLEUCHTER mit unzähligen Kerzen erhellte das Speisezimmer. Die Samtvorhänge in Silber und Grün waren geöffnet, um den Blick auf die vom Regen gepeitschte Burgruine freizugeben, die von unsichtbaren Scheinwerfern angestrahlt wurde.
    »An einem klaren Abend ist der Blick grandio-ser«, erklärte der Herzog, als er seinen Platz am Kopf der Tafel einnahm.
    Emma saß ihm zur Rechten, Susannah zu seiner Linken und Kate ihm gegenüber am anderen Ende.
    Syd, der an der langen Seite zwischen Kate und Emma Platz genommen hatte, steckte sich die Serviette in den Kragen und bedeutete Crowley, sein Glas zu füllen. Derek, der Emma bisher noch nicht beachtet hatte, saß Syd gegenüber neben Susannah.
    Schatten tanzten über die Stuckdecke, und die Tafel war ein Märchen aus sprühendem Kristall und glänzendem Silber. Etwas zu viel Silber für Emmas Geschmack. Sie bemerkte, dass Susannah ihr ratloses Gesicht mit kühl amüsiertem Blick quit-tierte, und nahm sich vor, in allem dem Herzog zu folgen. Es würde schon gut gehen.
    »Da wir gerade bei höheren Mächten waren, Susannah«, sagte der Herzog, »jetzt wo Emma hier ist, neige ich fast dazu, an sie zu glauben. Mit ihrem Erscheinen sind meine Gebete erhört worden, und geschickt wurde sie mir von zwei Engeln in Men-schengestalt, die … ah, Madame, welche kulinari-schen Wunderwerke haben Sie uns heute Abend zubereitet?«
    Hinter Emma hatte sich eine Tür geöffnet, durch die eine winzige, alte Frau in schwarzem Kleid eintrat, gefolgt von Crowley, der eine silberne Suppen-terrine trug, dahinter Hallard, die Kelle in der Hand. Die alte Frau schritt mit den beiden Männern zur Anrichte, wo sie behutsam einen Suppenteller füllte und zurücktrat. Hallard stellte den Teller auf ein silbernes Tablett, und Crowley setzte ihn vor dem Herzog nieder. »Suppe aus Waldpilzen, Hoheit, mit einem Schuss Portwein.«
    Der Herzog kostete die Suppe, dann neigte er den Kopf. »Perfekt«, erklärte er.
    Das runzlige Gesicht der alten Frau strahlte. Stolz verließ sie das Zimmer und überließ es Hallard und Crowley, die Gäste zu bedienen.
    »Jeden Abend das gleiche Spiel«, sagte Susannah zu Emma. »Ich finde es ziemlich mittelalterlich.«
    Ihr Blick wanderte zum anderen Ende der Tafel.
    »Aber schließlich gibt es in Penford Hall noch vieles, was an die Feudalzeiten erinnert. Aber Sie müssen sich doch eigentlich geehrt fühlen, Kate, mit besseren Leuten zu speisen.«

    Emma zuckte zusammen, aber Kate nickte fried-fertig.
    »Stimmt«, sagte sie. »Wenn ich beispielsweise vom Reverend und Mrs Shuttleworth zum Dinner im Pfarrhaus eingeladen werde, fühle ich mich sehr pri-vilegiert. Mrs Shuttleworth ist ein leuchtendes Beispiel

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