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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Brille, der beim Schrank mit den Getränken stand. »Hallard, mein guter Junge, einen Sherry für die Dame.«
    Emma nahm auf einer ledernen Sitzgruppe Platz, die dem Sofa gegenüber stand. Sie versuchte, Syd nicht zu sehr anzustarren, aber es war ihr offenbar nicht gelungen, denn sowie sie sich gesetzt hatte, brach er in schallendes Lachen aus.
    »Ich weiß schon«, sagte er, und sein Gesicht verriet, dass er keine Illusionen bezüglich seiner Garderobe hatte, »ein großer Manager wie ich sollte wissen, wie man sich anzieht, richtig? Falsch. Ich bin nichts weiter als ein netter Junge aus Brooklyn, und ich verstehe mich aufs Geschäftemachen. Also ist Susie für die Schönheit zuständig, und ich sorge für das, was unterm Strich dabei rauskommt. Und es funktioniert. Haben Sie schon Kate Cole kennen gelernt?« Er kniff ein Auge zu. »Für den Herzog ist sie der Generalissimo. Großartiges Mädchen. Wenn ihre Beine zehn Zentimeter länger wären, dann wär sie im Rennen.«
    Während dieser Ansprache war Hallard neben Emma getreten, auf einem silbernen Tablett das Glas Sherry. Dort stand er, und noch lange nachdem Syd aufgehört hatte zu reden, starrte Hallard ihn mit kurzsichtigen Augen an. »Hallard«, sagte Kate Cole leise.

    »M-mmm? «, sagte Hallard geistesabwesend.
    »Ich glaube, Miss Porter hätte jetzt gern ihren Drink.«
    »Ach ja.« Hallard sah auf sein Tablett, als sei er überrascht, dass er es in der Hand hielt, dann beugte er sich zu Emma nieder und bot ihr den Sherry an. Er ging zum Getränkeschrank zurück, zwinkerte nervös und murmelte vor sich hin: »… dann wär sie im Rennen, dann wär sie im Rennen …«
    »Der Junge braucht offenbar ’nen langen Ur-laub«, bemerkte Syd.
    »Kate«, sagte Emma, »was ich Sie schon vorhin fragen wollte – Mattie erwähnte, dass sie unter einer Nanny Cole arbeite. Sind Sie verwandt?«
    Ein unterdrücktes Lachen kam von der anderen Seite des Raums, und Susannah sah Kate aufmerksam an. Kate errötete, aber sie erwiderte ruhig:
    »Nanny Cole ist meine Mutter, sie hat fast ihr ganzes Leben in Penford Hall verbracht. Anfangs als Kindermädchen, dann als Schneiderin und jetzt als Faktotum. Ich glaube, man kann sagen, dass Grayson und ich zusammen aufgewachsen sind.«
    Abermals unterbrach Susannah ihren Monolog mit Derek. »Hatte man dich und deine liebe Mutter nicht ins Exil geschickt, Schätzchen?«
    Kate presste die Lippen zusammen. »Wir haben eine kurze Zeit in Bournemouth gelebt«, bestätigte sie.

    »Zehn Jahre scheinen mir eher eine lange Zeit«, war Susannahs Kommentar, und jetzt schien Kate wirklich verärgert.
    In der Hoffnung, den Konflikt zu entschärfen, ergriff Emma schnell das Wort. »Penford Hall muss ein wunderbarer Ort gewesen sein, um dort seine Kindheit zu verbringen.«
    »Das kann man wohl sagen, kleine Lady«, sagte Syd. »Ich hab grade zu Kate gesagt, dass ’n nobler Schuppen wie dieser ’n toller Platz für’n Shooting wär. Was meinen Sie?«
    Langsam ließ Emma den Blick über die dunkle, hohe getäfelte Decke der Bibliothek schweifen. Ein dicker Perserteppich lag auf dem Boden, und der Kamin, in dem ein Feuer flackerte, wurde von zwei chinesischen Vasen flankiert. Über dem Kaminsims hing das Porträt einer weißhaarigen, gebieterisch blickenden Frau in einem bodenlangen silberfarbe-nen Kleid. Sie trug ein Collier mit viereckigen Sma-ragden und saß neben einer Harfe, ähnlich dem Instrument, das in der Ecke stand. Eine Treppe aus Mahagoni führte hinauf zu einer breiten Galerie, die sich über die gesamte Breite der einen Wand erstreckte. Die Reihe der verglasten Bücherschränke, in denen tausende von Bänden Platz fanden, wurde von mehreren hohen Bogenfenstern unterbrochen.
    Buchtitel in Goldschrift auf dunklem Leder blitzten hier und da im Schein des Kaminfeuers auf.

    »Na, was sagen Sie? Stimmt’s, oder hab ich Recht?« Ehe Emma antworten konnte, flog die Tür auf und der Herzog kam eilig herein. »Bitte entschuldigt mich«, sagte er forsch. »Schrecklich un-höflich von mir, so spät zu kommen, es tut mir Leid. Hört euch nur diesen Regen an! Da ist man froh, wenn man im Haus sein kann, nicht wahr?
    Oh, Syd, wie nett von Ihnen, dass Sie sich zum Dinner umgezogen haben.« Emma stellte fest, dass der Herzog eine adrette, legere Flanellhose trug, dazu einen hellbraunen Kaschmirpullover mit Rollkragen. »Emma, Sie sind ein Gedicht in Blau, und Ihr Haar! Ihr Haar erinnert mich an einen sanften Seenebel, wie er oft vom Meer aufzieht.«

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