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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Strand ausgestreckt. Die schreiende Schlagzeile: GEFALLENE SCHÖNHEIT!

    »Debbie wird bestimmt nicht erlauben, dass diese Zeitungen im Haus bleiben«, sagte Ted bedauernd.
    »Würde nicht wollen, dass Teddy sie sieht. Mein Zehnjähriger«, fügte er erklärend für Emma hinzu.
    »Wir könnten sie ja auf dem Schiff aufheben«, schlug Jack vor, wofür James ihm eins hinter die Ohren gab; gleichzeitig fragte er besorgt: »Das wird doch hoffentlich keinen Einfluss auf das Fest haben, Sir?«

    Mit bewundernswerter Geduld musste Derek abermals gestehen, dass er es wirklich nicht wisse, worauf sich die Gebrüder Tregallis verabschiedeten, um bei Ted und Debbie zu Mittag zu essen. Während Oberwachtmeister Trevoy sich daranmachte, die restlichen Zeitungen durchzusehen, war Mrs Tharby mit neuen Getränken an den Tisch gekommen. Ehe sie die beiden ihrem Essen überließ, legte sie eine Hand auf Emmas Arm. »Ich möchte Ihnen nur sagen, wie ich mich freue, die Lady kennen zu lernen, die sich um den Kapellgarten kümmert.
    Gott segne Sie, meine Liebe, ich habe schon viel über Sie gehört.« Das Buschtelefon von Penford Hall schien eine Standleitung zum Dorf zu haben.

13
    EMMA STAND über die graue Hafenmauer aus Granit gebeugt und sah hinunter auf die leise plätschernden Wellen. Derek lehnte mit dem Rücken neben ihr an der Mauer, das Gesicht dem Dorf zugewandt. Eine Möwe stieß pfeilschnell ins Wasser und tauchte wieder auf, breitete die Flügel aus und flog mit etwas silbern Blitzendem im Schnabel davon. Eine kühle Brise strich Emma über das Gesicht, während sie dem Vogel nachsah, der sich in die Hö-
    he schwang und über der Klippe verschwand.
    Es kam ihr vor, als stehe sie auf dem Grund einer Schlucht. Die Felswände, die sie umgaben, waren weder so steil noch so kahl, wie sie von oben ausge-sehen hatten. Sie waren kreuz und quer von Rissen durchzogen, und an die schmalen Vorsprünge krall-ten sich ein paar verkrüppelte Zedern, Sanddorn-sträucher und violett blühende Büschel von Meer-fenchel.
    Wie Wächter standen Leuchtturm und Kapelle auf ihren Felsvorsprüngen zu beiden Seiten der schmalen Öffnung, durch die das Meer hereindrängte. Emma konnte sich gut vorstellen, wie sich Graysons Seeräuber-Vorfahr in ihrem Schutz versteckt hatte; er musste ein guter Seemann gewesen sein, um sein Schiff an den Untiefen vorbeizusteu-ern. Emmas Blick war auf einen Punkt dicht vor der Bucht gerichtet, wo das Wasser wilde Strudel und Wirbel bildete und sich an einem unsichtbaren Ufer zu brechen schien.
    »Die Untiefen«, sagte sie leise. Sie und Derek hatten den Weg genommen, den Lex von der Bright Lady bis zu jener Stelle an der Mole gegangen war, wo die Yacht des Herzogs gelegen hatte. Die Klam-pen waren noch da, sie waren fest in den Beton der Kaimauer eingelassen, jedoch war das Schiff – wie Susannah betont hatte – nie ersetzt worden.
    Alles andere hingegen war in Penford Harbour erneuert worden. Derek bemerkte, dass die Reno-vierungen im Dorf etwa ebenso umfangreich gewesen sein mussten wie die in Penford Hall. »Ich weiß, wie lange es dauert, ehe Dachbalken sich setzen, und wie lange ein neues gelbes Strohdach braucht, bis es das typische staubige Braun angenommen hat«, sagte er zu Emma. »Ich würde schwören, dass die meisten dieser Häuser vor noch gar nicht langer Zeit verfallene Ruinen waren. Irgendjemand hat viel Geld und Arbeit investiert, um die Dorfbewohner wieder hierher zu locken und dafür zu sorgen, dass sie auch bleiben.«
    Derek drehte sich zu ihr um, und als sie sich über die Mauer lehnten, berührten sich ihre Schultern.
    »Und das ist eine weitere Merkwürdigkeit an der Familienlegende der Penfords«, sagte er. »Wenn sich die Legende nämlich für Grayson erfüllen soll, dann muss es hier ein Dorf geben.«
    Emma fröstelte. »Lassen Sie uns zurückgehen«, sagte sie mit einem Blick zum Himmel. Er hatte sich bewölkt, und die Wellen waren kräftiger geworden.
    »Ich muss nachdenken, und außerdem sieht es aus, als ob es wieder einen Sturm gibt.«
    Derek hatte vom Pub aus angerufen, und als sie auf dem Parkplatz ankamen, wartete Gash mit dem Auto auf sie, um sie hinaufzufahren. Die Azaleen flatterten im Wind an ihnen vorbei, aber Emma sah sie kaum, und als das große Haus in der Ferne auftauchte, lächelte sie wehmütig. Sie schämte sich ein wenig, es zuzugeben, aber die beiden letzten Tage waren zweifellos die interessantesten ihres ganzen bisherigen Lebens gewesen. Und etwas in ihr wollte

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