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und der verschwiegene Verdacht

und der verschwiegene Verdacht

Titel: und der verschwiegene Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Seite ist.«
    »Aber was wäre, wenn auf der anderen Seite jemand schläft?«
    Derek schüttelte den Kopf. »An dieser Treppe liegen keine Schlafzimmer. Ich habe es mir genau angesehen.«
    Besorgt sah Emma zu, wie Derek seine Taschenlampe ausschaltete und in den Hosenbund steckte.
    Sie sah ein, dass sie vorsichtig sein mussten, aber sie fühlte sich nicht besonders wohl bei dem Gedanken, sich hier in völliger Dunkelheit auf einer unbekannten Treppe entlangzutasten.
    Derek schien ihre Gedanken zu erraten, und als sie noch immer zögerte, nahm er ihre Hand. »Wir gehen ganz langsam«, versprach er. »Ein Schritt nach dem anderen.« Er fasste sie fester. »Sie werden nicht hinfallen.«
    Mit resigniertem Lächeln knipste Emma ihre Taschenlampe aus. Derek war verschwunden, die Mauern um sie herum schienen noch näher zu kommen, und fast spürte sie das Gewicht der Steine, die sich über ihr türmten. Bitte, lieber Gott, be-tete sie, als sie merkte, wie ihr Herz zu rasen begann, bitte lass meine Hände nicht schwitzen.
    Dereks körperlose Stimme wirkte beruhigend.
    »Seltsam, nicht wahr? Wie in einem Bergwerk. Ich bin nur froh, dass es hier keine Ratten gibt.«
    Emmas Hände wurden eiskalt. »Sind Sie sich ganz sicher?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
    »Ganz sicher.« Er zog sie sanft weiter. »Kommen Sie jetzt, tasten Sie sich mit Ihrem Fuß vorsichtig weiter …«
    Die Treppe hochzuklettern war nicht so schlimm, nachdem Emma sich erst mal daran gewöhnt hatte, obwohl es noch wesentlich leichter gewesen wäre, wenn sie nicht dauernd krampfhaft nach Nagetieren gelauscht hätte. In ihrer Vorstellung war die Dunkelheit von winzigen rot glühenden Augen und messer-scharfen Zähnen bevölkert, und obwohl sie versuchte, ihre düsteren Fantasien zu verscheuchen, wurde sie das Gefühl nicht los, beobachtet zu werden.
    Derek blieb stehen, und Emma blinzelte, als er die Taschenlampe anknipste, in deren Licht ein enger Treppenabsatz und eine massive Holztür sichtbar wurden. An der Tür hing ein schwerer Eisenring, nach dem Derek jetzt griff.

    »Hier müssen wir jetzt ganz leise sprechen, wenn ich die Tür aufgemacht habe«, sagte er. »Dieser Raum liegt im Dienstbotenflügel.« Mit beiden Händen ergriff er den Eisenring, stemmte den Fuß gegen die Wand und zog. Als die Tür sich lautlos öffnete, hätte Emma beinahe aufgeschrien.
    »Ratten«, zischte sie. Ihr Herz fing an zu hämmern, ihre Knie wurden weich, und nur Dereks starke Arme hinderten sie daran, in kopfloser Panik die Treppe hinabzustürzen.
    »Nein, nein, nein«, flüsterte er eindringlich, sein Atem dicht an ihrem Gesicht. »Computer.«
    »Was?« Langsam drehte Emma sich um und sah erneut in den Raum. Sie rückte an ihrer Brille und erkannte nun, dass die stecknadelgroßen Lichter in Rot und Orange, die sie in der Dunkelheit zunächst wahrgenommen hatte, keine Rattenaugen waren, sondern die verräterischen Kontrolllämpchen einer großen Computeranlage. Außer dem Klopfen ihres Herzens hörte sie nun auch das gleichmäßige Summen der Rechner, ein Geräusch, das sie in den letzten zwanzig Jahren jeden Tag gehört hatte. Schlaff vor Erleichterung lehnte sie den Kopf an Dereks Brust und flüsterte: »Tut mir Leid.«
    »Keine Ursache«, beruhigte er sie, wobei er ihr leicht übers Haar strich. »Beruhigen Sie sich erst mal und versuchen Sie, sich zurechtzufinden.«
    In seiner Stimme schwang Unsicherheit. Als sie zu ihm hochsah, zuckte er schmerzhaft zusammen, und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie ihm mit ihrer hastigen Bewegung beide Taschenlampen gleichzeitig in die Rippen gestoßen hatte.
    »O Gott, entschuldigen Sie, Derek«, sagte sie und versuchte, sich frei zu machen, aber er zog sie nur noch fester an sich, und als er sie endlich küsste, war es so wunderbar und so überraschend, dass sie sämtliche Taschenlampen vergaß.
    Zum Glück erinnerte sich Derek jedoch daran, und als sie endlich zu Atem kamen, griff er geschickt nach beiden Taschenlampen, ehe sie polternd die Treppe hinunterfallen konnten. Als Emma wieder Herr ihrer Sinne war, murmelte sie benommen: »Das sollten wir nicht machen, Derek, das sollten wir wirklich nicht machen.«
    »Ganz recht«, flüsterte er, indem er sein Gesicht in ihren Haaren vergrub. »Zumindest nicht hier.
    Sonst schaffst du es noch, dass wir uns beide das Genick brechen. Womit wäschst du dein Haar, Emma? Mit Weihrauch?« Als Emma nicht antwortete, nahm er sie wieder in die Arme und schloss die Augen. »Ich weiß schon«,

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