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Und der Wind bringt den Regen

Und der Wind bringt den Regen

Titel: Und der Wind bringt den Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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sie Tee trinken wollte, mochte sie ihre Sacharintabletten nehmen. Damit waren seine Empfangsvorbereitungen beendet, und er machte sich wieder an seine Rechnungen.
    Das Knarren der Fußbodendielen im Laden kündigte an, daß Großtante Min auf dem Weg ins Hinterzimmer war. Als sie eintrat, nahm Opa den Kneifer ab und lehnte sich zurück. «Tag, Min.»
    Schwer atmend ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. Er erhob sich, schob den Kessel näher ans Feuer, wischte mit einem Finger die heruntergelaufene Milch von der Dose, leckte den Finger ab und stellte die Milchdose wieder auf den Rechnungsstapel. Er füllte das kleine Tee-Ei mit Tee, legte es in seine eigene Tasse, goß kochendes Wasser darüber, nahm das Ei heraus, legte es in Mins Tasse und goß ebenfalls kochendes Wasser darüber.
    «Danke», sagte Min.
    Er wartete.
    «Wie geht’s Lizzie?» fragte Min.
    «Es geht so. Hat sich aufgeregt, gestern abend.»
    Min verzog die Lippen. «Nell, natürlich.»
    Er nickte. Beide schwiegen. Dann sagte Min:
    «Du erinnerst dich doch noch an diese Sache mit Taffy Evans? Und dieser Frau, neulich nachts?»
    Er wartete.
    «Eure Nell war das, Gott sei’s geklagt», sagte Min. Ihre schmierige Selbstzufriedenheit ließ falsche Teilnahme gar nicht erst aufkommen.
    Langsam schob Opa seine Tasse zurück. Er ließ seine Schwägerin nicht aus den Augen. «Du meinst — neulich nachts? Als die Straßenbahn angehalten hat?»
    Sie nickte mit schmalen Lippen. «Eure Nell», sagte sie hämisch. Er schwieg so lange, daß sie schon fürchtete, mit ihrer Nachricht etwas Irreparables angerichtet zu haben. Endlich sagte er langsam: «Unser Tom. Unser Tom - und seine Frau läßt sich mit diesem - Kerl ein!»
    Für Großtante Min war Klatsch und Tratsch reiner Selbstzweck. Sie verfolgte keine böse Absicht damit. Und wenn sie den Ruf eines Menschen oder gar sein Leben zerstörte, war das nur eine Nebenerscheinung. Zuhören und weitergeben, das war alles für sie. «Ich wußte, es würde dich treffen, Will», sagte sie jetzt. «Aber ich fand, du müßtest es wissen.»
    «Ja. Danke.» Er grübelte weiter. «Das größte Opfer, Min. Tom hat das größte Opfer gebracht - sein Leben hat er geopfert, stell dir das vor. Und sie geht mit Taffy Evans! Wer hat’s dir gesagt?»
    «Eine von den Schaffnerinnen.» Min erhob sich. «Soll ich’s den anderen sagen, Will?»
    «Nein. Nein, das sage ich ihnen.»
    «Wie du meinst», sagte sie enttäuscht. Immerhin, was sie heute morgen erlebt hatte, war so wundervoll, daß sie es in ihrem einsamen Zimmer noch tausendmal durchkosten würde. Und sollte ihr einmal zufällig ein Wort entschlüpfen: sie konnte keiner im Verdacht haben. «Wiedersehen, Will. Gute Besserung für Lizzie.» Er schien sie schon vergessen zu haben. Sie ging durch den Laden nach draußen, und die Glocke tanzte wild, als sie die Tür hinter sich schloß. Er goß die Teereste ins Feuer und wischte die Tassen mit einem Stück Löschpapier aus. Dabei sah er im Geist Nell und den Jungen auf der Straße stehen und flehentlich zu ihm herüberblicken, und sich selber sah er mit erhobenem Zeigefinger auf der Türschwelle stehen und rufen: «Fort mit dir! Du hast das Andenken meines Sohnes geschändet!»
    Er würde es ihr schon beibringen. Nur durfte man die praktische Seite nicht ganz außer acht lassen. Er und Lizzie brauchten jemand im Hause. Überdies war er nach dem, was gestern abend vorgefallen war, nicht so sicher, daß er wirklich kurzen Prozeß mit ihr machen konnte. Natürlich, wenn er sie vor die Tür setzte, mußte sie gehen, das war klar. Aber vielleicht hatte auch sie ihm noch einiges zu sagen, bevor sie ging. Und er schätzte keine Auseinandersetzungen.
     
    Mabel und Siegfried waren dabei, den Schweinestall auszumisten, als Siegfried sich plötzlich aufrichtete, grunzte und auf den Sandweg wies. Mabel blickte auf. «O Gott, Min», murmelte sie. «Was will die denn hier?»
    Min brannte ebensosehr darauf, ihre Geschichte loszuwerden, wie sie darauf brannte, Siegfried kennenzulernen. Allein die Tatsache - deutscher Kriegsgefangener hilft alleinstehender Kleinbäuerin - ließ allerlei ahnen. Und Min mit ihrem untrüglichen Sinn für Pikanterien war fest überzeugt, sie brauche ihre Schwester und diesen Siegfried nur einmal zusammen zu sehen, dann wisse sie alles.
    «Min —was für eine Überraschung», sagte Mabel.
    «Tag, Mabel. Das ist also Siegfried?» Neugierig musterte sie den Deutschen. «Ihnen gefällt’s wohl hier, was?» fragte sie mit

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