Und die Hölle folgte ihm nach
eindringlich zu: »Nur dir zur Warnung. Kein Wort darüber, dass wir die Leiche von Freifrau Gunora gefunden haben, auch absolutes Stillschweigen über die Münzen von Wamba.«
»Auch nichts über den fehlenden Prinzen?«, fragte er und runzelte die Stirn.
»Genau. Wir müssen Vorsicht walten lassen.«
»Ah, ihr seid beide wach.« Hinter Fidelma war Suidurs Schatten aufgetaucht. »Das ist gut. Wir müssen bald aufbrechen.«
»Eine Möglichkeit zum Waschen und etwas zu essen wären gut, ehe es weitergeht. Lässt sich das machen?«, fragte Fidelma.
»Gleich hinter der Hütte gibt es einen Flusslauf und einen kleinen Wasserfall«, erwiderte Suidur. »Und natürlich gibt es etwas zu essen, ehe wir losziehen.«
Fidelma nahm ihr
ciorr bholg,
ihre Kammtasche mit den nötigsten Toilettensachen, und begab sich zu dem abgeschirmten kleinen Waschplatz hinter der Hütte. Das kalte Wasser, das vom Berg herabstürzte, bot eine ausgezeichnete Badestelle und tat gut. Sie beeilte sich, damit auch BruderEolann sich frisch machen konnte. Suidur und seine Männer hatten sich vermutlich schon gewaschen. Dass sie die ganze Nacht hindurch geritten waren, sah man ihnen nicht an. Die Mahlzeit bestand aus Ziegenkäse und Obst, die sie mit dem kristallklaren Wasser aus dem Gebirgsfluss hinunterspülten.
Die beiden Krieger sprachen kein Latein. Zwar versuchte Bruder Eolann, ein paar Worte mit ihnen zu wechseln, aber sie verspürten eindeutig keine Lust, darauf einzugehen. So blieb Suidur der alleinige Gesprächspartner.
»Radoald erwähnte, glaube ich, dass es für seine Familie wenig erfreulich wäre, wenn Perctarit als König zurückkäme«, bemerkte Fidelma, als sie zu essen begannen. »Ist das der Grund, weshalb er Grasulf nicht recht traut?«
Suidur nickte. »Radoalds Vater hat Grimoald geholfen, Perctarit zu stürzen und ihn ins Exil ins Land der Franken getrieben. Radoald kämpfte an der Seite seines Vaters, Lord Billo. Sein Vater kehrte nicht nach Trebbia zurück, und so wurde Radoald der Landesherr. Ich habe da meine Bedenken, ob Perctarit, falls er hier wieder an die Macht kommt, freundschaftliche Gefühle für Radoald hegt.«
»Als wir auf Grasulfs Festung waren, überbrachte ein Reiter die Botschaft, dass Lupus sich gegen Grimoald erhoben habe, doch sei sein Heer nach viertägigem Kampf irgendwo geschlagen worden. Ist das eine schlechte Nachricht?«
Der Arzt betrachtete sie sichtlich beeindruckt.
»Für eine Fremde hast du erstaunlich viel mitbekommen, edle Dame. Auch wir haben davon gehört. Um deine Frage zu beantworten: Es könnte schlecht für uns sein; es hängt davon ab, wie sich Khagan verhält.«
»Ist das der, der Lupus besiegt hat?«
»Ebender. Augenscheinlich hat Grimoald, da er nicht schnell genug nordwärts zu ziehen vermochte, um Lupuszur Entscheidung zu zwingen, dem Anführer der Awaren ein Bündnis angeboten. Die Awaren warfen sich gegen Lupus in die Schlacht und schlugen ihn. Was wird nun aber Khagan von Grimoald als Gegenleistung verlangen? Werden die Awaren über uns herfallen? Wenn ja, dann kann ein jeder von uns nur auf Gott hoffen. Für die Awaren sind wir allesamt Schafe, die man scheren muss.«
»Sehe ich das richtig, dass die Awaren nicht Anhänger unseres Glaubens sind?«
»Soviel ich weiß, halten sie es mit jedem Glauben, der ihnen nützlich erscheint – das kann ihr Hauptgott Ts’ob sein, genauso gut wie alle möglichen Formen unseres christlichen Glaubens. Aber sie gieren nach Land und Macht. Wenn ich ehrlich bin, so ist die Tatsache, dass Grimoald mit ihnen ein Bündnis eingegangen ist, nicht gut für unser Volk.«
»Glaubst du, dem Land droht unmittelbare Gefahr?«, fragte Eolann.
»Sie wiegeln den einen gegen den anderen auf, Bruder gegen Bruder, Nachbarn gegen Nachbarn. Über kurz oder lang wird das fahle Pferd durch die Täler jagen und wird niemanden verschonen.«
»Das fahle Pferd?« Fidelma verlangte es nach einer Erklärung.
»Sein Reiter ist niemand anders als der Tod«, erwiderte Suidur. »Deshalb mein Rat – verlasse dieses Land, ehe es zu spät ist.«
Traurig ließ Fidelma den Blick über die Berge schweifen, die im Norden und Osten vor ihr lagen. »Dabei sieht alles so schön und friedlich aus.«
»Seit uralten Zeiten ist viel Blut in den Tälern hier geflossen. Die Ligurer, die Gallier, die Römer, die Karthager, und wieder die Römer und schließlich meine eigenen Leute, die Langobarden– sie alle haben diese herrlichen Täler mit ihrem Blut getränkt. Und es
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