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Und die Ratte lacht - Roman

Und die Ratte lacht - Roman

Titel: Und die Ratte lacht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Persona Verlag
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Gehirn, aus eigener Kraft zu funktionieren.
    In der Dunkelheit …
    Sagt dem, der übrig blieb …
    Dass das Mädchen …
    Ich hatte nie …
    Plötzlich riss ich die Augen auf. Dies war nicht das sanfte, federleichte Aufwachen, das wir alle kennen. Ich zitterte, konnte nicht aufhören zu zittern, musste ein Beruhigungsmittel einnehmen. Erst da verstand ich, warum ich ein so heftiges Bedürfnis verspürt hatte, meinen Traumchip abzuschalten, Sobald ich mich auf die Reise machte, würden mich nur noch spontane Träume erwarten. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ich mich, sobald ich die Augen schloss, den wilden Phantasien eines ungezügelten Gehirns aussetzen würde. Mein Implant-Chip meldete Zweifel an meiner Vernunft und riet mir, den Reiseplan zu löschen.
    Du und ich wissen, dass wir jeden Abend dafür dankbar sein sollten, dass wir in einer Zeit nach der Erfindung des Traumchips leben.
    Ich lag stundenlang wach, überwältigt von einem fremden Gefühl. Verzweiflung, Stasch. Falls du sie jemals empfunden hast, hast du mich nicht daran beteiligt.
    Und dann traf es mich. Der Albtraum, aus dem ich erwacht war, war viel schlimmer gewesen als der spontane Traum, zu dem ich mich gezwungen hatte.
    Den Rest meines Lebens …
    In der Netzblase …
    Immer …
    Ein programmierter Traum.
    Ich möchte aufwachen …
    Dort …
    Bei den Menschen des Vakuums …
    Von meinem Traum weiß ich nur noch Bruchstücke, ohne jeden Zusammenhang und nähere Umstände.
    Ein Gefühl …
    Trommelnde Fäuste und eine fremde Stimme …
    Lachen …
    Auf eine feste Masse trommelnd …
    die sich immer mehr schließt …
    Ich glaube, ich habe in Schwarz-Weiß geträumt …
    Mehr schwarz als weiß …
    Und plötzlich wachte ich endgültig auf. Mein Körper traf mich mit seiner vollen Wirklichkeit. Flüssigkeiten brachen aus mir heraus …
    Entschuldige, Stasch, ich habe es nicht so gemeint.
    Ich werde dir den Rest ersparen.
    Würde dieses Mädchen in unserer Zeit leben, mit unserer Technologie, posttraumatische Angstzustände zu reparieren, hätten wir es in eine Klinik gebracht und einer Gedächtnislöschung unterzogen, eine einfache, gefahrlose Operation, die sogar ambulant durchgeführt werden kann. Danach ist der Patient wieder voll funktionsfähig, und der Riss in der Erinnerung – den man früher »Trauma« nannte – ist verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben.
    Ich spule zu den ersten experimentellen Gedächtnislöschungen zurück, die an Erwachsenen durchgeführt wurden, die Zeugen eines Mordes geworden waren. Schon damals waren die Ergebnisse beeindruckend. Die Probanden verloren alle Spuren dieses grausamen Erlebnisses und erlangten ein mehr oder weniger vollkommenes Gedächtnis.
    In der ersten Zeit wendeten die Operateure eine Art Erinnerungs-Bypass-Methode an und umgingen das irrelevante Wissen. Das schreckliche Erlebnis wurde, nachdem es von seinem Träger getrennt war, in einem Unterspeicher abgelegt und konnte nur noch mit richterlicher Erlaubnis aufgerufen werden.
    Zur allgemeinen Verwunderung war diese Technik der Gedächtnislöschung bei Kindern immer erfolglos, und je jünger der Patient war, desto geringer war die Aussicht auf vollständige Genesung.
    Das kleine Mädchen, wer immer sie war …
    Wie hat sie überlebt?
    Falls sie wirklich überlebt hat …
    Mir scheint der Tod wünschenswerter als ein Leben mit solchen Erinnerungen.
    Jene Ratte …
    Jenes Mädchen …
    Jener Stefan …
    Der Traum fängt an, sich aufzulösen.
    Ein Geschöpf beugt sich über mich, malt einen Buchstaben auf meine Stirn. Seine Lippen bewegen sich, aber kein Ton ist zu hören. Vielleicht ist der Traumchip defekt und überträgt nur das Bild. Ohne Ton.
    Es ist, als wolle das Geschöpf uns beiden etwas zeigen.
    Was wirst du mit meinem Traum anfangen, Stasch?
    Ich habe dich zu einem Erinnerungsträger gemacht, zu einem jener Menschen, die ein traumatisches Erlebnis in ihrem Bewusstsein bewahren, ohne dass sie es selbst erlebt haben – der zweite Kreis der Zeugen eines grausamen Geschehens. Das häufigste Problem von Patienten, die sich einer Erinnerungslöschung unterziehen, entsteht daraus, dass es unmöglich ist, das Ereignis selbst aus dem Gedächtnis der anderen Erinnerungsträger zu schneiden.
    Stasch, ich bin dein Erinnerungsträger.
    Ich werde stinken,
    das ist es, was ich versprechen kann
    Es ist gar nicht lange her, dass die Welt der Juristen Kopf stand. Beim Verwaltungsgericht waren Anträge eingereicht

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