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und du bist weg

und du bist weg

Titel: und du bist weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Pointner
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Temperatur erreichte. »Geht so. Bochum und Umgebung scheint denen wohl nicht sonderlich zuzusagen. War ja auch eine Schnapsidee, eine Stadtrundfahrt zu machen. Dieser Benett ist im Bergbaumuseum beinahe eingeschlafen. Lediglich als der die Kemnade gesehen hat, kam Begeisterung auf. Am liebsten hätte er sofort sein Scheckbuch gezückt und die Burg gekauft.«
    »Das haben schon andere ohne Erfolg versucht. Schmeckt es dir?«
    »Klasse«, gab Gumprecht automatisch zurück.
    »Dann habt ihr heute noch gar nicht über die Verträge gesprochen?«
    »Nur wenig. Die drei waren doch völlig durch den Wind, allein schon wegen der Zeitumstellung. Und außerdem scheinen die allesamt ganz gerne einen zu kippen. Gestern Abend müssen die ordentlich gebechert haben, so rot geränderte Augen kenne ich eigentlich sonst nur von Kalinowski.«
    Nachdenklich nippte Carina an ihrem Glas und setzte es vorsichtig wieder ab. »Sag mal, Werner, ich frage mich schon die ganze Zeit, warum die den Laden überhaupt übernehmen wollen. Eigentlich müssten die doch schreiend die Flucht ergriffen haben, nachdem sie die Verbindlichkeiten gesehen haben.«
    Gumprecht nickte und probierte den nächsten Löffel. Annehmbar, wenigstens ätzte das Zeug einem jetzt nicht mehr die Lippen weg. »Auf den ersten Blick, ja«, meinte er. »Aber für den Konzern, den die vertreten, sind das doch Peanuts.«
    »Trotzdem«, beharrte Carina. »Auf lange Sicht können die weder mit Gewinnen noch mit eventuellen Subventionen rechnen. Abschreibungsfähig ist der Laden auch nicht. Die Anlagen sind doch hoffnungslos veraltet.«
    Gumprecht legte seinen Löffel zur Seite und griff nach einem zweiten Brotstückchen. »Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf darüber. Ab morgen ist das deren Problem.«
    »Weich mir bitte nicht aus. Die Firma ist für die Amis ein Fass ohne Boden. Da muss doch mehr dahinter stecken als reine Menschenfreundlichkeit.«
    In den Augen des Geschäftsführers blitzte es für einen Moment auf. »Carina, du kennst die Verträge. Du weißt außerdem, was ich mit diesem Benett bei meinem letzten Besuch in den Staaten abgemacht habe. Die geben mir einen Fünfjahresvertrag, der mir einen ordentlichen Batzen Geld sichert. Außerdem verpflichten die sich, in den nächsten zwei Jahren über fünfzig Millionen in die Firma zu investieren. Glaubst du wirklich, da überlege ich groß?«
    »Du weißt genauso gut wie ich, dass ihr eigentlich schon längst hättet Konkurs anmelden müssen. Wenn Kalinowski nicht die Amis aus dem Ärmel geschüttelt hätte, hätte das für ihn, für Burgert und auch für dich rechtliche Konsequenzen haben können. Erhebliche sogar.«
    Der Geschäftsführer klammerte sich an sein Glas und äugte misstrauisch über den Tisch. »Was willst du damit sagen?«
    »Hör auf, mich für dumm zu verkaufen«, antwortete Rürich gelassen. »An der ganzen Geschichte passt rein gar nichts zusammen. Burgert und du, ihr hättet auf jeden Fall verkaufen müssen, selbst wenn die nur die Hälfte von dem jetzigen Kaufpreis geboten hätten. Aber so könnt ihr alle Schulden begleichen und dir bietet man sogar einen regelrechten Traumjob an. Das stinkt doch zum Himmel.«
    Anerkennend nickte Gumprecht mit dem Kopf. »Gut, dass du auf meiner Seite stehst. Du hast Recht, alles steht nicht in den Verträgen. Die möchten aus unserem Laden einen Zulieferbetrieb machen, weg von der breiten Produktpalette. Und außerdem interessieren die unsere Exportlizenzen.«
    »Häh?«, fragte Rürich nicht gerade geistreich.
    »Der Reihe nach. Die Firma wird umstrukturiert. Die Amis wollen expandieren, denen gehören bereits einige Betriebe, die sich mit unserem vergleichen lassen. Keiner davon arbeitet rentabel, bei der Konkurrenz aus Fernost auch kein Wunder. Benett will nun in diesen Betrieben nur noch einzelne Module herstellen lassen, die dann irgendwo anders wiederum zusammengeführt werden. So kann sehr viel automatisiert werden, die Produktionskosten betragen nur noch einen Bruchteil des jetzigen Aufwandes.«
    »Aber das kostet doch tierisch viele Arbeitsplätze«, warf Carina ein.
    »Weder deinen noch meinen. Überleg doch mal: Wenn die Amis nicht auf der Bildfläche erschienen wären, hätte unser Laden ganz schließen müssen. So können wir vielleicht dreißig oder vierzig Leute vor der Arbeitslosigkeit bewahren. Ich weiß, das ist nicht viel, aber besser als gar nichts.«
    Die Suppenteller waren leer, Rürich räumte ab und kehrte mit dem Auflauf zurück.

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