Und eines Tages kommt das Glück
schlimm ist es bestimmt auch wieder nicht.«
Wieder seufzte Romy. »Selbst wenn … Selbst wenn …« Sie verstummte und setzte erneut an. »Wir passen einfach nicht zusammen«, sagte sie schließlich. »Wir sehen die Dinge aus einem völlig anderen Blickwinkel.«
»Ich bin sicher, dass du die Situation mit Bravour meisterst.«
»Theoretisch – ja«, meinte Romy mürrisch. »Auch wenn ich mir jeden Tag aufs Neue sage, heute streitest du nicht mit ihr, passiert es mir irgendwie immer wieder. Ich will ja nett zu ihr sein, weil sie so viel durchgemacht hat und keine Schuhe mit hohen Absätzen mehr tragen darf, aber es ist verdammt hart!«
Colleen lachte schallend. »Ich finde es toll, dass sie immer noch diese mörderisch hohen Absätze trägt. Außerdem warst du meiner Meinung nach von jeher viel zu konservativ, was den Kleidungsstil deiner Mutter angeht, Romy. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie du dich einmal darüber beschwert hast, dass ihr Oberteil zu weit ausgeschnitten war. Du hast dich angehört wie deine eigene Großmutter.«
»Aber ihre Tops waren anstößig«, verteidigte sich Romy. »Und dabei wollte sie an dem Abend bloß mit ihren Freundinnen ausgehen.«
Sie konnte sich noch gut daran erinnern. Veronica hatte ein kobaltblaues, tief ausgeschnittenes Top mit Rüschen getragen. Deutlich hatten sich ihre runden, Wonderbra-verstärkten Brüste unter dem dünnen Stoff abgezeichnet, und Romy war entsetzt gewesen, dass ihre Mutter überhaupt auf die Idee kam, so etwas anzuziehen.
»Ich weiß, dass du anderer Ansicht bist, aber ich bewundere
deine Mam«, fuhr Colleen fort. »Natürlich trägt sie manchmal ein bisschen dick auf, aber sie feiert nun mal für ihr Leben gern. Wenn das für dich nicht so wichtig ist – na und! Soll sie sich doch herrichten, wenn sie will. Sie tut keinem damit weh, und sie selbst ist glücklich.«
»Hm.«
»Du kannst ihr doch nicht ewig Vorwürfe machen«, fügte Colleen hinzu.
Romy blickte von ihrem Teller mit den Resten der Torte auf.
»Genau das tust du nämlich«, sagte Colleen. »Deiner Meinung nach ist es allein ihre Schuld, dass die Ehe deiner Eltern gescheitert ist. Aber dazu gehören immer zwei, Romy. Und das weißt du auch.«
Romy rührte langsam in ihrem Kaffee. »Ich gebe ihr nicht die Schuld daran, dass die Ehe auseinandergegangen ist«, antwortete sie. »Ich muss zugeben, am Anfang habe ich das getan. Doch danach, als sie geschieden waren und ich regelmäßig bei meinem Dad gelebt habe, tja – da habe ich meine Mutter sogar ein wenig besser verstanden. Ich liebe meinen Vater – natürlich –, aber er geht völlig in seiner Arbeit auf. Das muss sie total verrückt gemacht haben.« Plötzlich grinste Romy. »Veronica hat einmal gesagt, dass sie Dad als umwerfend attraktiven und sehr aktiven Mann kennengelernt hat. Leider schien er immer irgendwo anders aktiv gewesen zu sein.«
»Genau wie du«, konterte Colleen, und Romy lachte.
»Wie geht es eigentlich Keith?« Colleen, die Keith in Irland kennengelernt hatte und wusste, dass er und Romy sich ein Haus in Sydney teilten, fand es besser, an dem Punkt das Thema zu wechseln.
»Oh, Keith«, seufzte Romy wehmütig.
»Und?« Erwartungsvoll sah Colleen sie an.
»Ich habe die Sache mit Keith komplett versaut«, gestand Romy.
Colleen runzelte die Stirn. »Wie das denn? Ich habe eigentlich
immer gedacht, dass aus euch beiden eines Tages mal ein Paar wird.«
»Wir waren Freunde«, erklärte Romy. »Mehr nicht.«
»Ja, ja, das kenne ich, ›nur Freunde‹ und so. Das sagen sie doch alle! Aber war da nicht noch mehr? Ich meine, ihr habt euch doch sehr nahe gestanden, als er hier war, und dann bist du in Australien auch noch mit ihm zusammengezogen.«
»Als Freunde«, erinnerte Romy sie.
»Und? Wie hast du es geschafft, alles zu vermasseln?«
»Ich habe ihn geküsst.«
»Aha!« Belustigt sah Colleen ihre Freundin an. »Und das ist ein Problem, weil …?«
»Weil er es nicht wollte.« Und dann erklärte Romy, wie sie sich am Flughafen von Sydney wie ein Koalabär an ihn geklammert hatte und ihn gar nicht mehr loslassen wollte, und wie schockiert Keith darüber gewesen war und sich seitdem sehr rar gemacht hatte und letzten Endes sogar bis nach Perth davongelaufen war.
Colleen kicherte.
»Das ist gar nicht lustig«, zischte Romy. »Früher habe ich mit ihm über alles reden können, aber jetzt höre ich kaum mehr von ihm. Ich möchte wetten, dass er nur deswegen von Sydney nach Perth
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