UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
danken.“ Sie schaute erst Alex an, dann Rosa. „Macht keinen Unsinn, ja?“
„Sicher nicht, Mrs. Carmichael“, sagten beide wie aus einem Mund und bemühten sich sehr, dabei nicht allzu triumphierend zu klingen.
Draußen in der Sonne bemerkte Rosa, dass Alex’ Augen so blau wie das Meer waren. Als er sie nun angrinste, zeigten sich winzige Lachfältchen in seinem Gesicht. Rosa schwor sich, dass sie sich zusammenreißen würde – ganz so, wie Mrs. Carmichael es ihr eingeschärft hatte. Wenn sie heute etwas anstellte, würde Paps sie nirgendwo mehr mit hinnehmen. Er würde sie bei dieser furchtbaren Mrs. Schmidt lassen, der Witwe mit dem Schnurrbart. Schon bevor Mamma gestorben war, hatte Mrs. Schmidt angefangen, ab und zu vorbeizukommen, ihnen Essen zu bringen und Paps schöne Augen zu machen. Er selbst hatte es selbstverständlich nicht bemerkt.
„Hier, nehmt euch ein Plätzchen.“ Mrs. Carmichael trat auf die Veranda und hielt ihnen eine weiße Dose in Form einer Sandburg hin.
„Danke schön.“ Beide griffen zu. Rosa kostete ihren Keks und grinste Alex an.
Es waren gekaufte Kekse. Natürlich nicht so gut wie die von Mamma, denn Mamma machte ihre mit einer geheimen Füllung. Mit Ricotta. Außerdem glasierte sie sie dick mit Zucker. Und das war es, was Rosa unter einem echten Plätzchen verstand.
Ricotta-Plätzchen
240 Gramm weiche Butter
400 Gramm Zucker
1 Packung Ricotta Doppelrahm (250 Gramm)
2 Eier
3 Teelöffel Vanille (die aus Mexiko ist die beste)
½ Teelöffel Salz
1 Teelöffel geriebene Zitronenschale
100 Gramm Mehl
Für die Glasur:
2 Gramm Puderzucker
2–4 Esslöffel Milch
nach Belieben 2 Tropfen Mandelextrakt
bunte Schokostreusel
Backofen auf 175° C vorheizen. Die Zutaten für die Plätzchen zu einer zähflüssigen Masse verrühren. Mit dem Teelöffel kleine Häufchen auf ungefettetes Backpapier geben. Zehn Minuten backen, bis die Plätzchen unten goldbraun sind (oben bleiben sie hell). Auf ein Backgitter legen und abkühlen lassen. Für die Glasur den Puderzucker in einer Pfanne erhitzen und die Milch sowie (wenn man mag) das Mandelextrakt tropfenweise unterrühren. Die abgekühlten Plätzchen damit überziehen und mit Schokostreuseln verzieren. Die Masse reicht für drei bis vier Dutzend Plätzchen.
7. KAPITEL
„Schade wegen der Schaukel“, meinte Alex, während er das Seil begutachtete, das immer noch an dem dicken Ast baumelte.
„Ich habe es aus dem Schuppen hinter der – was ist das eigentlich für ein Gebäude? Für eine Garage ist es zu groß“, sagte Rosa und blieb stehen, um in ihre Flip-Flops zu schlüpfen. Das relativ große Gebäude war in den gleichen Farben gestrichen wie die Fassade der Villa. Es hatte altmodische Schiebetore aus Holz wie eine Scheune und auf einer Seite eine zusätzliche Etage mit mehreren zum Meer gerichteten Mansardenfenstern. Ganz oben befand sich eine kleine Kuppel, auf der eine Windfahne flatterte.
„Meine Mutter stellt ihr Auto dort ab. Sie nennt es das Kutscherhaus, obwohl keine Kutsche drinsteht.“
Die Sonnenstrahlen spiegelten sich in den Fenstern. „Ich wusste, dass man nicht ‚Garage‘ dazu sagen kann. Dafür ist es viel zu vornehm. Wohnt jemand darin?“
„Nein, jetzt nicht mehr. Aber früher hat ein Verwalter im ersten Stock gelebt.“
„Was hat er denn verwaltet?“
„Er hat sich hauptsächlich um die Pferde und Kutschen gekümmert, glaube ich. Aber das ist lange her. Mein Großvater hat es später als Observatorium genutzt. Er hat mir beigebracht, wie man den Kopernikus-Krater mit dem Teleskop sehen kann.“
Alex schien wirklich ziemlich klug zu sein. Rosa nickte zustimmend, als wüsste sie genau, was der Kopernikus-Krater war.
„Mein Großvater hat mir viel über die Sterne erzählt, aber er ist gestorben, als ich in der ersten Klasse war.“
Rosa wusste nicht recht, was sie darauf sagen sollte, also folgte sie ihm schweigend zum Kutscherhaus. Das Haupttor klemmte, doch mit vereinten Kräften schafften sie es, es aufzuschieben. Drinnen gab es jede Menge Spinnweben, altes Werkzeug und ein Auto, das mit einer Plane bedeckt war. „Das ist das Auto meiner Mutter“, erklärte Alex. „Sie nennt es ihren Strandwagen. Es ist ein Ford Galaxy. Aber sie fährt nur selten damit.“
„Meine Mutter mochte Autofahren auch nicht.“
Er sah sie an, und Rosa wusste, dass jetzt ihre Chance gekommen war, es ihm zu erzählen. Denn sie hatte „mochte“ gesagt und nicht „mag“. Aber sie beschloss, nichts zu sagen.
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