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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Noch nicht. Aber irgendwann später schon. Er war jene Art Freund, dem man es erzählen konnte – das spürte sie.
    Ehe er nachfragen konnte, lief sie die Treppe nach oben. Das hier war ja ein richtiges Haus! Staubig zwar, aber sonnendurchflutet. Alex nieste, und sie drehte sich zu ihm um. „Bekommst du jetzt einen As…“ Ihr fiel das Wort nicht ein. „Einen Anfall?“
    „Einen Asthmaanfall? Nein, ich glaube nicht.“ Er schob seine Hand in seine Hosentasche, und Rosa merkte, dass er sich vergewisserte, ob sein Inhalator da war. Aber es schien ihm immer noch gut zu gehen.
    Die Möbel hatte man in der Mitte des Raumes aufeinandergetürmt. Es sah ein bisschen so aus wie ein Haufen alter Knochen zu Halloween. Das interessanteste Stück war ein altes Spinnrad. Rosa trat auf das Pedal, und als das große Rad sich quietschend zu drehen begann, schrie sie vor Schreck laut auf.
    Alex lachte, doch es war ein nettes Lachen, kein schadenfrohes.
    „Was macht ihr mit dem ganzen alten Zeug?“, erkundigte sich Rosa.
    „Keine Ahnung. Meine Mutter sagt immer, dass sie es wegbringen lassen wird, aber so weit kommt es nie. Das Teleskop behalte ich auf jeden Fall.“ Es stand, geschützt durch ein langes schwarzes Gehäuse, auf einem Tisch vor dem größten Fenster. Alex öffnete das Gehäuse, sodass man die einzelnen Teile sehen konnte.
    „Kann man damit den Mann im Mond sehen?“, fragte Rosa.
    „Es gibt keinen Mann im Mond.“
    „Ich weiß, das ist nur eine Redewendung.“
    Er verschloss das Gehäuse wieder. Staub wirbelte auf, und als Alex einatmete, war plötzlich ein rasselndes Geräusch zu hören. Dann lief sein Gesicht rot an.
    „Hey, ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Rosa.
    Er winkte ab, stürzte jedoch die Treppe hinunter ins Freie. Dabei rang er nach Luft wie eine Figur aus einem Zeichentrickfilm, die so tat, als würde sie gerade sterben. Rosa rannte ihm entsetzt hinterher. Als sie zum Haus laufen wollte, um Mrs. Carmichael zu holen, packte Alex sie am Arm und hielt sie fest.
    „Es geht mir gut“, beruhigte er sie, obwohl seine Stimme wie ein Flüstern klang.
    „Bist du dir sicher?“
    Er nickte. „Ganz sicher, Ehrenwort.“ Seine Augen schienen irgendwie einen lebhafteren Ausdruck als vorher zu haben. Unter dem Brillenglas wirkten sie riesig.
    „War das ein Asthmaanfall?“
    Er grinste. „Nein, überhaupt nicht. Das war nichts weiter als ein leichtes Keuchen.“
    „Dann möchte ich keinen Asthmaanfall miterleben …“
    „Alles bestens, es geht mir gut. Los, gehen wir an den Strand.“
    Sie zögerte, aber nur einen Moment lang. Einem Jungen wie Alex, der den Großteil seines Lebens im Haus eingesperrt war, konnte man diesen Wunsch schlecht abschlagen. „Okay“, sagte sie.
    Das Haus der Montgomerys befand sich an jenem Teil der Küste, wohin sich selten Spaziergänger verirrten. Der sogenannte Nordstrand war ein lang gezogenes, einsames und kurvenreiches Stück Land und weit vom nächsten öffentlichen Strand entfernt. Er lag im Vogelschutzgebiet, das baulich nicht weiter erschlossen werden durfte. Vom Garten führte ein schmaler, von Wildrosen überwucherter Weg hinunter ans Meer. Die Urlauber, die im Sommer nach Winslow kamen, hatten diesen Pfad bis jetzt offenbar noch nicht entdeckt. Und selbst wenn sie ihn fänden, wäre er ihnen wahrscheinlich zu unwegsam.
    „Es ist noch zu kalt, um ins Wasser zu gehen“, rief Rosa, während sie zum Meer hinunterlief. „Aber nicht mehr lange. Hast du schon mal Gezeitentümpel gesehen?“
    „In einem Buch, ja“, antwortete er, während er ihr langsam und schwer atmend folgte.
    „Ich kann dir ein paar echte zeigen.“
    „Okay!“
    Die Art, wie er Luft holte, beunruhigte sie. „Schaffst du es noch?“
    „Klar, alles bestens.“
    Es war ein Ding der Unmöglichkeit, am Strand einfach nur geradeaus zu gehen. Rosa hatte es nie geschafft. Sie liefen vor und zurück, hin und her, guckten sich Muscheln an, drehten Steine um, unter denen man winzige Krebse in Deckung krabbeln sehen konnte, und suchten sich die schönsten flachen Steine aus, um sie auf dem Wasser springen zu lassen.
    Alex entpuppte sich als ausgesprochen gesprächig. Er war ein richtig witziger, intelligenter Junge, der an allem interessiert war, was sie sagte oder machte. Und er wusste unglaublich viel. Zum Beispiel, dass Delfine mit einer Geschwindigkeit von über fünfzig Stundenkilometern schwammen und dass ein Babywal – umgerechnet – zweitausend Flaschen Milch täglich trank. Das viele

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