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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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den man verschließen konnte – genau so, wie es auf dem Flugblatt gestanden hatte. In diesem Augenblick kam Paps mit einer Schubkarre um die Ecke. Gerade eben hatte er noch fröhlich vor sich hin gepfiffen, doch als er Rosa sah, verwandelte sich das Pfeifen in eine Art Japsen.
    „Che cosa nel nome di dio stai facendo?“ , rief er, ließ die Griffe der Schubkarre los und lief zu Rosa. „Um Gottes willen, was hast du getan?“ Dann bemerkte er Alex, der mit der Schere in der Hand neben Rosa stand. „Oh Gott! Ragazzo stupido ! Was hast du bloß angerichtet?“
    Alex wurde noch bleicher als sonst und ließ die Schere auf die Wiese fallen. „Ich … ich … ich …“
    „Ich habe gesagt, dass er es machen soll“, piepste Rosa kleinlaut.
    „Was hast du ihm gesagt?“ Mrs. Montgomery kam aus dem Haus. Sie sah Rosa an. „Grundgütiger …“
    „Der Junge ist schuld“, sagte Paps, immer noch fassungslos. „Er … er hat …“
    „Ich habe doch erklärt, dass ich gesagt habe, er soll es machen“, wiederholte Rosa mit nun deutlich lauterer Stimme. Sie zeigte den beiden Erwachsenen ihre Plastiktüte. „Ich spende mein Haar für …“ Plötzlich wurde ihr alles zu viel – Alex’ betretenes Gesicht, Paps’ entsetzter Blick, Mrs. Montgomerys missbilligendes Kopfschütteln und nicht zuletzt der Beutel mit dem toten Tier. Die Erklärung, warum das Haar ab war, die ihr eben noch absolut logisch und einleuchtend erschienen war, blieb ihr einfach im Hals stecken.
    Und dann passierte es. Rosa brach vor aller Augen in Tränen aus. Das Einzige, was sie noch denken konnte, war, schleunigst das Weite zu suchen. Also ließ sie den Beutel fallen und lief blind vor Tränen so schnell los, als würden die anderen hinter ihr herrennen. Aber das war natürlich nicht der Fall. Wahrscheinlich standen sie immer noch vor dem Haus, schüttelten mitleidig den Kopf und murmelten etwas von „Arme Rosa“ und „Was würde ihre Mutter bloß dazu sagen?“
    Instinktiv lief sie hinunter zum Meer, wo sie am menschenleeren Strand allein sein konnte, und ließ sich atemlos auf den Boden fallen. Dann war es gänzlich um sie geschehen. Alte Wunden, von denen sie irrigerweise angenommen hatte, sie wären längst verheilt, brachen wieder auf, und Rosa weinte bitterlich. Es würde nie aufhören wehzutun, das wusste sie jetzt. Sie würde immer das Mädchen sein, das keine Mutter mehr hatte, das allein zurechtkommen musste und das niemand davor bewahrte, Dummheiten zu machen. Und es gab auch niemanden mehr, der ihr sagte, dass alles wieder gut würde, nachdem sie eine Dummheit gemacht hatte.
    Vor lauter Schluchzen tat Rosa schon alles weh, doch jetzt, da sie einmal angefangen hatte zu weinen, konnte sie einfach nicht mehr aufhören. Es schien, als müsse die ganze Traurigkeit, die sich in ihr aufgestaut hatte, hinaus. Das Getöse der Wellen übertönte ihr Weinen, und das war gut so, denn sie schluchzte und schnappte so laut nach Luft, als müsste sie ertrinken. Nach ein paar Minuten ließ es nach, und sie fühlte sich erschöpft und wie ausgelaugt. Sie fuhr sich durch ihren kurzen Haarschopf, den der Wind unablässig durcheinanderwirbelte.
    „Alles … alles in Ordnung mit dir?“, hörte sie jemanden fragen.
    Wie ertappt rutschte sie ein Stück zurück. „Was machst du denn hier, Alex?“ Wie peinlich, wenn er sie eben gesehen hatte.
    Er lächelte sie vorsichtig an – so als hätte er Angst, dass sie nun wütend auf ihn war. In der Hand hielt er ein großes, dickes Kuvert, auf dem in seiner Schrift eine Adresse stand. „Ich habe deinem Dad und meiner Mom von dem Spendenprojekt erzählt, und sie haben verstanden, worum es geht, Rosa. Alles ist in Ordnung. In bester Ordnung. Dein Dad ist furchtbar stolz auf dich, und Mom meint, du hättest das Richtige getan. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, dass du wegen der Haare Schwierigkeiten bekommst.“
    Sie wischte sich mit dem Zipfel ihres T-Shirts über die Augen. Eigentlich sollte ihr diese Situation entsetzlich peinlich sein, doch sie fühlte sich nicht blamiert. Nur leer. Sie sah ihn an. „Ich habe mir die ganze Sache nicht richtig überlegt“, gestand sie. „Ich sehe aus wie ein absoluter Freak.“
    Er kniete sich neben sie in den Sand. „Quatsch. Du siehst gut aus. Ehrlich.“
    Und dann veränderte sich plötzlich alles ganz schnell. Er legte das dicke Kuvert neben sich und seine Arme um Rosa. Vorsichtig zwar, aber ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Rosa war so überrascht, dass

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