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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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jetzt eine andere, blitzartige Erkenntnis gekommen. In dem Augenblick, als Rosa hier aufgetaucht war, waren seine Kopfschmerzen verschwunden.
    Er nahm ein Sweatshirt, das an einem Haken an der Tür hing, und ging nach draußen. Als er sah, wer aus dem Wagen ausstieg, wünschte er sich sofort, er hätte Rosa nicht überredet zu bleiben.
    „Hallo, Dad“, sagte er. „Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet.“
    „Ja, offensichtlich nicht.“ Sein Vater war so sorgfältig gekleidet wie für eine Vorstandssitzung. „Denn dafür hättest du deine Mailbox abhören müssen. Ich habe dir mindestens ein Dutzend Nachrichten hinterlassen.“
    Seine Mailbox war das Letzte, woran Alex derzeit dachte, doch das würde sein Vater natürlich nicht verstehen. „Hier draußen habe ich keinen guten Empfang.“
    Die Beifahrertür ging auf, und seine Schwester stieg aus. Sie bedachte ihn mit einem giftigen Blick. „Du hättest zurückrufen sollen“, sagte sie statt einer Begrüßung. „Der gerichtsmedizinische Bericht ist fertig. Mutter hat Selbstmord begangen. Wir dachten, du würdest es vielleicht erfahren wollen.“

11. KAPITEL
    Madisons Worte trafen Alex wie ein Hammer, und seine Kopfschmerzen meldeten sich zurück. Merkwürdigerweise überraschte ihn die Nachricht nicht. Er hatte es tief in seinem Inneren bereits geahnt. Dann sah er die beiden an: seine Familie. Eigentlich sollten sie alle in dieser schweren Zeit füreinander da sein, doch stattdessen standen sie hier wie drei Eisberge – unnahbar, kalt und hilflos.
    „Kommt rein“, sagte er zu seinem Vater und seiner Schwester und hielt ihnen die Tür auf. Dann drehte er sich zu Rosa um, deren Gegenwart er die ganze Zeit hinter sich gespürt hatte, sah sie an und wusste sofort, dass sie alles gehört hatte. Sie wirkte so entsetzt, dass daran auch nicht der geringste Zweifel bestand.
    Alex bemerkte den gleichen Ausdruck des Entsetzens im Blick seiner Schwester, als sie den düsteren, staubigen Vorraum betrat und Rosa bemerkte. Er sah Madison an, dass sie wünschte, sie hätte ihren Mund gehalten.
    Sein Vater verbarg wie üblich alles, was gerade in ihm vorging, hinter einer Maske kühler Höflichkeit. „Wir wussten nicht, dass du Besuch hast.“
    Er verkniff sich, ihn darauf hinzuweisen, dass die beiden es sich angesichts des roten Sportwagens in der Einfahrt eigentlich hätten denken können.
    „Ich wollte gerade gehen“, murmelte Rosa. Sie ging zur Tür, hielt kurz inne und drehte sich noch einmal um. „Mein aufrichtiges Beileid zu Ihrem schmerzlichen Verlust.“
    Dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss, und sie war fort. Alex’ Kopf dröhnte. Madison starrte ihn wütend an, und sein Vater stand stocksteif da, als hätte man ihn in eine Ritterrüstung gesteckt.
    „Du hast ja schnell jemanden gefunden, der dich tröstet“, stellte Madison fest. „Himmel, du hast Portia van Deusen doch erst vorige Woche den Laufpass gegeben, oder?“
    „Vorigen Monat.“ Alex massierte sich die Schläfen. „Und sie hat mir den Laufpass gegeben, nicht umgekehrt.“ Er hätte sich erst gar nicht mit dieser Frau einlassen sollen. Anfangs war sie ja eine ganz nette Abwechslung gewesen. Seine und ihre Familie waren befreundet, Portia war schön, verkehrte in den richtigen Kreisen und war total verrückt nach ihm gewesen. Sie hatten sich ein bisschen miteinander amüsiert – ein bisschen zu viel – und waren dann ein paar Male zusammen im Bett gelandet. Damit hatte sich die Angelegenheit für Alex dann auch schon erledigt. Doch Portia hatte andere Pläne gehabt.
    „Du hättest gern, dass alle glauben, sie hätte dich abserviert. Aber in Wahrheit …“
    „Schluss jetzt“, fuhr sein Vater barsch dazwischen. „Wir sind wegen Mutter hier und nicht wegen Alexanders Lebenswandel.“
    Alex biss sich auf die Lippen. Du lieber Himmel, sie waren eine Familie und sollten einander stützen, besonders jetzt. Die Tatsache, dass sie nie gelernt hatten, wie man das macht, war keine Entschuldigung. „Setzen wir uns doch, okay? Bitte …“, sagte er und bemühte sich, es möglichst neutral klingen zu lassen.
    Er führte die beiden ins Wohnzimmer, einen hohen, großen Raum, durch dessen Erkerfenster man aufs Meer sehen konnte. Dann zog er die Laken von den Ohrensesseln und dem Sofa.
    Als alle Platz genommen hatten, betrachtete Alex seinen Vater und Madison eine Weile. Ihm wurde schmerzhaft bewusst, wie wenig sie alle voneinander wussten. Madison war seine Schwester, sie kannte ihn ihr ganzes

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