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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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geistesgegenwärtig unter die Arme und fing sie auf. „Hey“, sagte er, ganz benommen vom Duft ihres Haars, „alles in Ordnung?“
    „Nichts passiert.“ Verlegen zog sie ihren Arm weg und trat einen Schritt zurück. „Du solltest dieses Geländer mal reparieren lassen.“
    „Das habe ich auch vor.“ Alex staunte immer noch, wie unglaublich gut sie aussah. Sie war nicht nur schön, sondern hatte auch ein äußerst erwachsenes, selbstbewusstes Auftreten. Sogar als Kind, als kleines Mädchen, das gerade erst seine Mutter verloren hatte, hatte Rosa niemals hilfsbedürftig oder unsicher gewirkt. Doch jetzt, als erwachsene Frau, war ihre natürliche Selbstsicherheit noch größer. Sie hatte sich zu einer erfolgreichen Restaurantmanagerin entwickelt, deren Sinn für exquisites Essen und gastliche Atmosphäre in der Branche seinesgleichen suchte.
    Er ertappte sich dabei, dass er auf ihren Busen starrte. Sie trug ein winziges goldenes Kreuz um den Hals, das auf der zarten Haut zwischen ihren Brüsten glitzerte.
    „Möchtest du etwas trinken?“
    Sie sah die Bierdose auf der Lehne des Korbsessels. „Nein, danke.“
    „Es war kein Kaffee zu finden.“ Als wäre das eine Erklärung … „Ich bin ja erst angekommen und hatte noch keine Zeit einzukaufen.“
    Rosa setzte sich vorsichtig auf die unterste Stufe der Verandatreppe. Sie hatte sichtlich Bedenken, das morsche Holz könnte möglicherweise auch hier nachgeben. Und dann, als sie sich zu ihm umdrehte und ihn ansah, geschah etwas Merkwürdiges. Vielleicht lag es daran, wie die Sonne gerade auf ihr Gesicht fiel, oder vielleicht auch an der Kombination aus Bier und Aspirin in seinem Blut – jedenfalls war sie für einen kurzen Moment wieder die Rosa, die er gekannt hatte. Der fröhliche, abenteuerlustige Wildfang, der schüchterne Teenager, mit dem er den ersten Kuss erlebt hatte, und die junge Frau, die in ihrem Leben Großes vorgehabt hatte.
    Der Moment war vorbei und Rosa kam ihm wieder wie eine Fremde vor. Eine fremde Frau mit schickem Auto, teuren Klamotten und einem äußerst misstrauischen Blick.
    Daran bist du selbst schuld, sagte er sich. Nur du, kein anderer sonst.
    Bei dem Gedanken verschlechterte sich seine Laune rapide. Er war wütend auf sich selbst – vor allem weil er hier in dieses Haus zurückgekehrt war, in dem die Geister der Vergangenheit so präsent, doch Kaffee und Essen Mangelware waren. Es war ungewohnt und ärgerlich, sich als erfolgreicher Geschäftsmann in einer so misslichen Lage zu befinden.
    Er setzte sich an das andere Ende der Stufe. Früher einmal war es schön gewesen, miteinander zu schweigen. Jetzt fühlte er sich unbehaglich dabei. Er beobachtete, wie sie ihre Hände verschränkte, wieder öffnete und wieder verschränkte. Sie fühltesichnichtwohlinseiner Welt. Vielleichthattesie es nie getan.
    „Ich habe heute Morgen erfahren, dass deine Mutter gestorben ist“, sagte sie. „Alex, es tut mir so leid.“
    Aha, dies war also ein Kondolenzbesuch. Er legte die Hände auf seine Knie. „Dann weißt du jetzt ja, warum ich hier bin.“
    „Gestern Abend hast du so getan, als wäre es meinetwegen.“
    „Gestern Abend hatte ich zu viel getrunken.“
    „Tust du das öfter?“, erkundigte sie sich.
    „Wenn ich es öfter täte, hätte ich mehr Übung darin und heute keinen so fürchterlichen Kater.“
    „Trinken ist nicht unbedingt etwas, das man üben sollte.“
    Er sah sie skeptisch an. Wusste sie mehr, als sie vorgab? In den Zeitungen hatte natürlich nicht alles gestanden. Nicht alles über das schillernde und doch so tragische Leben seiner Mutter. Und auch nicht über ihren Tod.
    Nichts in Rosas Blick deutete darauf hin, dass sie mehr wusste, als die Presse berichtet hatte. „Und, hast du irgendwelche Pläne?“
    Gestern Abend noch – bevor er Rosa gesehen hatte – hätte er geschworen, dass er aus rein rationalen Gründen in das Sommerhaus zurückgekehrt war. Er hatte vor, seine Wohnung in New York zu verkaufen und eine Filiale der „Montgomery Financial Group“ auf Rhode Island zu eröffnen. Und deshalb brauchte er hier eine Wohnmöglichkeit. Aber in dem Augenblick, als er Rosa gesehen hatte, war ihm bewusst geworden, dass die Gründe für seine Rückkehr etwas komplizierterer Natur waren.
    Im Moment war er allerdings nicht in der Verfassung, ihr das alles zu erklären. „Hier gibt es einiges zu tun“, sagte er.
    Sie sah zum Kutscherhaus. „Sturmschaden?“
    „Ja. Und das Haus müsste auch auf Vordermann gebracht

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