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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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schicke dir den Putztrupp vom Restaurant. Die Leute helfen dir, hier aufzuräumen, bevor Joey kommt.“
    „Aufräumen? Er ist vierzehn. Er ist ein Junge. Es ist ihm völlig egal, wie es hier aussieht.“
    „Aber mir nicht.“ Rosa schüttelte den Kopf. „Vierzehn … Als wir ihn das letzte Mal gesehen haben, war er erst elf.“ Sie erinnerte sich an ihren Neffen als einen Knirps mit roten Backen, schokoladenbraunen Augen und einem schüchternen Lächeln, der schrecklich aufgeregt gewesen war, ins Ausland zu ziehen. Es würde toll sein, ihn den Sommer über hier zu haben, dachte sie. Sie würden bestimmt jede Menge Spaß haben. Allerdings war sie immer noch skeptisch, ob ihr Vater der ganzen Sache gewachsen war. Immerhin würde Joey bei ihm wohnen. Andererseits könnte es ja für beide positiv sein, so viel Zeit miteinander zu verbringen.
    „Egal“, sagte sie. „Wir sollten auf jeden Fall gleich anfangen. Ich helfe dir.“
    Paps sah sie mürrisch an. „Wieso helfen? Ich brauche keine Hilfe.“
    Sie ließ den Blick über das Durcheinander schweifen. Am Fuß der Treppe stapelten sich seit Wochen Kartons und warteten darauf, nach oben getragen zu werden. Sie versicherte sich, dass ihr Vater sie ansah, und sagte dann: „Ich werde das Zimmer der Jungs für Joey herrichten.“
    Da er offenbar nichts dagegen einzuwenden hatte, nahm sie einen der Kartons und ging damit die Treppe hinauf in den ersten Stock. Sie war seit ewigen Zeiten nicht mehr hier oben gewesen. Paps übrigens auch nicht – wie unschwer an den vielen Spinnweben zu erkennen war. Wieder hier zu sein war für Rosa wie eine Reise in die Vergangenheit. Im Jungenzimmer, wie es immer noch bezeichnet wurde, obwohl die „Jungs“ seit zwanzig Jahren nicht mehr hier wohnten, schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Es sah noch genauso aus wie an dem Tag, als die beiden zum Ausbildungslager der Navy aufgebrochen waren.
    Roberto war achtzehn und die Tinte auf seinem Highschool-Diplom fast noch feucht gewesen. Sal ein Jahr älter, da er das Jahr nach seinem Highschool-Abschluss zu Hause geblieben war. Rosa war zu klein gewesen, um zu verstehen, warum er daheimgeblieben war, während alle seine Freunde in die Welt hinausgegangen waren, um ihr Glück zu suchen. Jetzt, als Erwachsene, verstand sie genau, warum.
    Er hatte es getan, weil es Mammas letztes Jahr gewesen war. Er, Rob und Paps hatten es gewusst. Mamma hatte es auch gewusst. Aber niemand hatte es Rosa gesagt.
    Sal hatte mehr Zeit mit Mamma verbracht als alle anderen. Gemeinsam mit den Nonnen und einer Hauskrankenpflegerin, die ihnen die Pfarrei geschickt hatte, war Sal derjenige in der Familie gewesen, der sich am intensivsten um Mamma gekümmert hatte. Rosa hatte das Bild noch vor Augen, wie er sie sanft lächelnd mit Pudding fütterte, als sie bereits zu schwach gewesen war, um allein zu essen. Geschickt und unermüdlich hatte er die Infusionsschläuche gereinigt, an denen sie gehangen hatte und die schließlich ihr Gefängnis geworden waren. Manchmal war er aus dem Zimmer gegangen, hatte sich irgendwo auf einen Stuhl gesetzt und so sehr geweint, dass es ihn vor lauter Schluchzen schüttelte. Vor Mamma jedoch hatte er nie geweint.
    Die meiste Zeit hatte er an ihrem Bett gesessen, ihre Hand gehalten und ihr alles Mögliche vorgelesen – angefangen von der Bibel über „Der Doktor und das liebe Vieh“ von James Herriot bis zu dem damals neu erschienenen Roman „Die Farbe Lila“. Rosa glaubte, dass er damals seine wahre Berufung entdeckt hatte. Am Bett seiner sterbenden Mutter hatte er gespürt, wie stark sein Glaube war und dass es seine Aufgabe war, Gott zu folgen. Er hatte seiner Mutter versprochen, Priester zu werden. Und genau das hatte er dann auch getan. Die Navy hatte ihm sein Theologiestudium finanziert, da sie Menschen wie ihn dringend brauchten, und mittlerweile war Sal Geistlicher und ein genauso guter Seelsorger wie Soldat.
    Rosas Brüder waren an einem wolkenlosen Tag im Juni von zu Hause weggegangen. Rosa und Paps hatten sie zum Bahnhof in Kingston gebracht und ihnen mit schwerem Herzen vom Bahnsteig aus nachgewunken. Wieder zurück, war ihnen das Haus leer und geradezu unheimlich still vorgekommen – genauso wie damals, als Mamma gestorben war.
    An diesem Nachmittag hatte Paps Rosa mit zur Arbeit genommen, da sie zu klein war, um allein zu Hause zu bleiben. Sie erinnerte sich genau – es war jener Nachmittag gewesen, als sie Alex Montgomery zum ersten Mal gesehen hatte.
    Das

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