Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Aschenbecher und warf beides in eine Küchenschublade. Ein schneller Blick auf die Uhr. Halb acht. Vielleicht hat er sich in der Zeit vertan, fuhr es ihr durch den Kopf. Ja, natürlich, so musste es sein. Eigentlich kein Wunder. Gestern Paris, heute Oslo. Sie beschloss, kein Wort darüber zu verlieren. Ihm war bereits verziehen. Sie merkte, wie ihr Herz unter dem neuen Kleid schneller schlug.
«Ja, bitte?» Sie starrte auf die weiße Gegensprechanlage.
«Ich bin’s, Terje.»
Seine Stimme klang genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Dunkel und irgendwie reif. Sie zögerte einen Moment. Sollte sie ihn bitten, unten zu warten? Ihr Blick fiel auf die gerahmten Kohlezeichnungen. Sie konnte ihm ja wohl kaum vorschlagen, sich die Bilder später am Abend anzusehen.
«Komm rauf.»
Sie legte den Zeigefinger mit dem rotlackierten Nagel auf den Türöffner und drückte fest, zwei Mal. Unten im Hausflur hörte sie die Tür hinter ihm zuschlagen. Yes!, dachte Lakshmi und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Endlich hatte sie auch einmal Glück. Gordonsetter. Jetzt fehlte nur noch, dass sein Hund ein Gordonsetter war. Sie hörte seine Schritte, die vor ihrer Wohnungstür verstummten. Es klingelte kurz und bestimmt. Lakshmi holte tief Luft, fuhr sich mit der linken Hand über ihr Kleid und ließ sie auf dem Bauch liegen. Sie drehte den Schlüssel um und öffnete die Tür.
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Kapitel 34
«Das Essen war lecker.»
Lykke spülte die Teller ab und stellte sie vorsichtig in den Geschirrspüler, hinten in den Korb, von links nach rechts.
«Noch Wein?»
«Ja, bitte, ein halbes Glas.»
Sonja warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo Ida völlig gebannt mit einem Computerspiel beschäftigt war.
«Ihre Lehrerin hat angerufen. Sie war etwas besorgt.»
Lykke schloss die Tür des Geschirrspülers mit einem Knall. «Wieso?»
«Ida macht in die Hose.»
«Sie macht in die Hose?»
«Ja.»
Lykke trank einen Schluck Wein und sah sie fragend an.
«Ich kann mich nicht erinnern, dass Ida eingenässt hätte, seit sie aus den Windeln ist.»
«Es ist in den letzten Wochen fünf- oder sechsmal passiert.»
«Sagt wer?»
«Sagt Marit, ihre Lehrerin aus dem Hort.»
Lykke stand auf und nahm eine Schale mit Erdnüssen von der Küchenanrichte.
«Wenn Ida in die Hose macht, hätten wir das doch wohl merken müssen?»
«Ich habe es letzte Woche gemerkt, aber da dachte ich, es wäre nur ein kleines Malheur. Die anderen Male hat sie im Hort die Strumpfhosen gewechselt, ohne dass ich etwas mitbekommen habe. Heute hat Marit zwei stinkende Strumpfhosen unter einer Spielmatte gefunden.» Sonja strich sich die Haare aus der Stirn. «Ich habe mich schon gewundert, wo all die Strumpfhosen abgeblieben sind.»
«Und was sagt Ida?»
«Ich habe noch nicht mit ihr darüber gesprochen. Vielleicht ist es etwas Ernstes …»
Lykke hörte einen Anflug von Angst in ihrer Stimme.
«Ich denke, es ist nicht ungewöhnlich, dass so etwas passiert.» Er nahm Sonjas Hand. «Ein Junge in meiner Klasse hat bis zum fünften Schuljahr in die Hose gepinkelt. Heute ist er Direktor von Statoil.»
Sonja versuchte ein Lächeln und zwinkerte eine Träne aus dem Augenwinkel.
«Ich weiß, das ist bestimmt dumm von mir», sagte sie. «Ich mache mir nur solche Sorgen, dass es ihr vielleicht nicht gutgeht.»
«Es geht ihr gut. Sieh sie dir an!»
«Ich habe mit einem Psychologen gesprochen», sagte Sonja, ohne in Idas Richtung zu blicken. «Er meinte, es könnte mit einer belastenden Familiensituation zu tun haben.»
«Ein Psychologe?»
«Der Mann meiner Kollegin Lise. Er hat sie von der Arbeit abgeholt, und da ist es mir einfach so herausgerutscht.»
«Der Psychologe stellt eine solche Diagnose, nachdem er ein paar Minuten mit dir gesprochen hat? Während er darauf wartet, seine Frau nach Hause zu fahren?»
«Wie du das sagst, hört es sich an, als ob …»
Lykke drückte ihre Hand.
«Tut mir leid, das war nicht meine Absicht.»
Er beugte sich über den Tisch und küsste sie auf die Stirn.
«Vielleicht könntest du versuchen, in den nächsten Wochen etwas mehr Zeit mit uns zu verbringen. Damit sie die Erfahrung macht, dass wir eine Familie sind.»
«Ich …» Das Telefon unterbrach ihn. Es war Viker.
«Kvamme hat sich gestellt.»
«Einfach so?»
«Sieht ganz so aus.»
«Wo ist er?»
«Im Präsidium.»
«Ruf Sadegh an, ich bin in einer halben Stunde da.»
Er wählte die Nummer des Taxirufs.
«Das ist der Vater des Mädchens», sagte
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