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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Spaß gemacht, ich habe mich immer den ganzen Tag über gefreut, dass ich am Nachmittag endlich wieder hierher kommen durfte. Aber dann,“ erneut verstummte sie, räusperte sich, „dann ist es auch hier anders geworden, schwer. Und anstrengend.“
    Ein eigenes Husten bahnte sich einen Weg durch Arnos Kehle.
    Doch da sprach sie schon weiter. „Und heute, da war ich so froh, dass Georg ... dass es ihm wieder gut ging. Dass ich endlich wieder einmal mit ihm reden konnte. Mit ihm lachen.“
    Aha. Arno schluckte trocken. Georg hatte es also endlich geschafft.
    „Ich wollte Euch nicht verärgern, Pater Arno“, schloss sie in plötzlich förmlichen Tonfall. Um dann zu schweigen. Nicht ohne ihn erwartungsvoll anzusehen.
    Also los, Arno! Was sagst du dazu?
    Ja, was? Er sah nicht auf. Rang sich ein Nicken ab.
    Ihr Blick auf ihm hatte sich nicht gelockert.
    „Seid Ihr noch böse auf mich?“ Nur ein Hauch. „Bitte verzeiht mir! Bitte redet mit mir, ich würde alles tun, damit Ihr nicht mehr wütend auf mich seid. Ich brauche Euch.“
    Mich? Wofür? Wofür braucht sie mich? Seine Hände um die Lehnen seines Stuhles krallend, versuchte er zu wissen, was er zu sagen, zu tun hatte.
    „Was soll ich tun?“, irritierte sie ihn im selben Moment.
    Was sollte sie tun? Was sollte er tun? „Ist denn nicht alles gut?“, krächzte er.
    „Aber Ihr seid immer weg ...“
    Wie ...?
    Plötzlich auch sie unsicher. Dies auszusprechen, hatte sie Überwindung gekostet.
    „Ich dachte“, sie zögerte schon wieder, ehe sie sich einen neuen Ruck gab. „Ist es, weil ich etwas falsch mache?“ Sie atmete einen Stoß Luft aus.
    „Es ist alles in Ordnung“, rang er sich ab – was sonst hätte er sagen können? „Mach d ... Euch keine Sorgen.“
    Davon abgesehen, hatte sie recht, seine Präsenz zu verlangen. Schließlich war er ihr Lehrer. Welcher dieser seiner Aufgabe in letzter Zeit nur sehr unzureichend nachgekommen war. Sie hatte das Recht, dass er ihr unterrichtlich zur Seite stand, wenn sie das ... 'brauchte'. Er schauderte.
    „Es wäre leichter, wenn ... Ihr mir helfen könntet.“
    Was?
    „Damit es für Georg nicht so schwer ist.“ Nun redete sie wieder schnell und entschlossen. „Ich schaffe das nicht allein, ich brauche Euch, versteht Ihr? Ich meine – es ist einfach eine komplizierte Situation für uns.“
    WAS? Sie will – WAS? Arno starrte zu ihr hoch, einen Krampf im Nacken, seine Stirn hart gerunzelt. Hatte sie das wirklich gesagt? Sie wollte, dass er ... dafür sorgte, sie mit Georg ...?
    Abrupt kam er auf die Füße, sodass sie zurücktaumelte, weil er ihr zu nahe kam. Grimmig presste er die Zähne aufeinander.
    „Ihr müsst los, sonst kommt Ihr zu spät zum Kapitel“, fuhr er sie an.
    Sie blinzelte. „Seid Ihr jetzt erst recht wütend auf mich?“ Ihre Stimme zitterte.
    Jähe Reue überschwemmte ihn. Hilflos schüttelte er den Kopf. Was bewog ihn dazu, sie so zu behandeln?
    „Es ist alles in Ordnung“, log er rasch.
    Natürlich glaubte sie ihm nicht.
    „Wirklich.“ Er nickte bestärkend. „Ich bin nicht wütend.“
    „Wirklich?“
    Er sah sie an und nickte.
    Ihr Lächeln begann noch verhalten, doch dann brach ihre immense Erleichterung daraus hervor. „Ich danke Euch, Pater Arno.“ Ihn mindestens drei Wimpernschläge lang herzlich anstrahlend, zögerte sie, als wollte sie noch etwas sagen, doch zum Glück nickte sie lediglich heftig, wandte sich ab und lief hinaus.
    Ließ Arno endlich mit dem Chaos in seinem Innern allein. Dem Impuls, sich erschöpft auf seinen Stuhl fallen zu lassen, hatte er jedoch verfrüht nachgegeben. Mit einem energischen Ruck sprang er wieder auf die Füße. Auch er musste in den Kapitelsaal – obwohl er als stellvertretender Prior sich nicht gleich zu Boden werfen musste, wenn er zu spät käme.
    Abstellen konnte er das Denken leider nicht. Mechanisch fand er seinen Weg zum Männerkonvent, in den Kapitelsaal, zu seinem Platz – froh, dass Palgmacher heute seines Amtes waltete – und versuchte, die Flut seiner Gedanken einigermaßen einzudämmen. Sich das Versprechen gebend, nach Vesper die Stunde des Abendessens betend in seiner Kammer zu verbringen, gelang es ihm, so lange durchzuhalten.
     
    Und erst loszulassen, nachdem er die Tür seiner Kammer hinter sich zuknallte. So heftig, dass er regelrecht rückwärts taumelte, um seine eigene Achse wirbelnd, auf die Knie vor dem Kruzifix. Er musste sich zwingen, ruhig ein- und auszuatmen.
    „Herr, welch schwere Prüfung erlegst du

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