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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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in Port Maria und wurde beladen – mit Dutzenden von Kisten, Tierkäfigen, Hunden, einem Gepard, Chamäleons, Affen, Papageien, kleinen Körben, großen Körben, Hutschachteln, Koffern, Dienstmädchen, Gesellschaftsdamen und jenen fantastischen Schrankkoffern mit Schubladen, Kleiderstangen und Geheimfächern. Und überall hatte Sarah Bernhardt ihren Wahlspruch eingravieren lassen: Quand même.«
    Und dennoch. Sympathisch, die Tragödin.
    »Sie hätte ihren Lieblingsarchitekten nicht einmal im Jahr sehen können.«
    »Nein, sicher nicht. Nach eineinhalbstündiger Überfahrt ging sie unter dem Beifall der Inselbewohner wieder von Bord und hatte noch ein paar Kilometer unbefestigter Wege vor sich. Es muss eine Tortur gewesen sein.«
    »Für mich ist das hier auch eine Tortur, mein geliebter Architekt. Lass uns ins La Touline zurückkehren.«
    »Gehen wir. Ich bringe dich in Sicherheit. Was würdest du nur ohne mich tun?«
    Richtig, was würde ich nur ohne ihn tun?
     
    Der Garten der Witwe liegt an der wilden Küste der Insel, dort, wo die unzugänglichen Täler von Bortinec und Pouldon aufeinanderstoßen. Inmitten des Chaos aus wildwachsenden Bäumen hat Veronique de Laboulaye zwischen Felsen und Resten natürlichen
Baumaterials Wege rekonstruiert, alte Steinmäuerchen freigelegt und Bachbette gegraben, durch die nun wieder Bäche sprudeln. Bei der geführten Tour kommen wir an kleinen Wasserfällen, Fontänen und Seen vorbei. An den Seiten wachsen weiße und rosafarbene Zistrosen, Weiden, Ulmen, roter Ahorn und Apfelbäume. Dann geht es an Wasserlilien, blassvioletten Hortensien, Gerbera, sonnenblumengroßen Margeriten, Robinien, Tamarinden und Strandkiefern vorbei. Das verlorene Paradies der Witwe macht einem Handbuch der Botanik alle Ehre.
    Nach unserem Abstecher in das Tal begeben wir uns zum Grand Sable, einem Strand. Wir brauchen jetzt das Meer.
    »Kommst du mit schwimmen?«, fragt Federico begeistert.
    »Ich schau dir lieber von hier aus zu.«
    »Du solltest es versuchen, Emma. Im eiskalten Wasser zu treiben, ist ein wunderschönes Gefühl. Die Beine werden steif, die Sonne brennt im Gesicht. Das ist gut für den Kreislauf.«
    Ich schüttele den Kopf und lasse ihn ziehen. Ich spiele lieber Publikum und betrachte diesen so vertrauten Körper. Alle Körper ähneln sich im Prinzip. Federicos Körper aber ähnelt dieser Insel: Er ist stark und seetüchtig, ein Körper ohne Brücken, schnell wie die Wellen und goldbestäubt wie der Strand. Das Einzige, was mir etwas bedeutet, ist, ihn zu berühren.
    Und trotzdem – oder gerade deshalb – habe ich mich entschieden, die Beziehung zu beenden. Ich schiebe das Endgültige aber unverdrossen vor mir her. Ich will es ihm erst am letzten Tag sagen. Heute ist der vorletzte. Ich werde die letzte Umarmung und den letzten Kuss am Flughafen abwarten. Bis gestern war ich mir sicher, dass ich mich der dreihundertfünfzig Tage, die zwischen unseren Begegnungen liegen, entledigen möchte. ›Federico‹, möchte ich jetzt am liebsten sagen, ›was machen wir nur mit dieser Geschichte? Wohin soll unsere Beziehung
eigentlich führen? Sie besteht doch nur aus Stückwerk, aus Ausschnitten?‹
    Aber woher soll ich nur den Mut dazu nehmen?
    Ich möchte mich endlich wieder lebendig fühlen. Auch ohne ihn. Ich bin abhängig von ihm. Das macht mir Angst.
    Er wird lachen, wenn ich ihm das alles sage, dieses Lachen, das irgendwo zwischen Ironie und Unverfrorenheit schwankt. Und er wird mir etwas von der Intimität erzählen, von der nur wir etwas wissen und die sich jedes Mal, wenn wir uns berühren, unweigerlich einstellt. Trotz der vielen Tage ohne den anderen genügt ein Nichts, und schon ist die Intimität zwischen uns wieder da. Ohne alle Skrupel, wie sie das Alter doch einfordern müsste.
    ›Wir haben keine Zeit zu verlieren‹, möchte ich rufen. ›Wir haben keine Zeit, Federico. Eigentlich gefällt mir das Leben, und ich habe Jahre gebraucht, um mir die Unschuld des Alleinseins zurückzuerobern.‹
    Unvermittelt beendet er meine trüben Gedanken.
    »Ich habe Hunger«, erklärt er lachend und schüttelt sich wie Mondo. Dabei spritzt er die schöne Sandtafel voll, die ich wie zu meinen Barbie-Zeiten gedeckt habe: Leinendecke, Geschirr mit Segelmotiven. Kristallgläser, Bierflaschen, Baguette wahlweise mit Butter, Käse oder Tunfischsalat, Bananen und eine Zitronentarte.
    »Achtung, du machst das Brot ja ganz nass.«
    »Geht es dir gut? Wie glücklich bist du? Hast du alles, was eine

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