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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Zettel.«
    Strom gab Crip unter dem Tisch einen Tritt.
    Crip brüllte: »Was denn? Ich sag’ doch gar nix. Du hast meinem verdammten Bein weh getan.«
    Dick seufzte und faßte zusammen: »Niemand weiß was über sie, niemand macht sich was aus der armen toten Flush. Ist das eine treffende Einschätzung der Situation?«
    Crip sagte, indem er sein verletztes Schienbein rieb: »Och, verflixt. Ich hab’ mir schon was aus ihr gemacht. Sie hatte so ’ne wilde Art, aber das war nur, weil sie nicht wußte, wann sie ihre Klappe halten soll. Aber ich hab’ mir was aus ihr gemacht.«
    »Dann hilf uns, ihren Mörder zu finden.«
    Aus Versehen mit Absicht schmiß Lars die Tequilaflasche um. Sie fiel vor seinen Füßen zu Boden. Als Reflexreaktion sprang er aus seinem Stuhl auf (was bei Lars eher ein Hochwanken war) und knallte mit seinem Ellenbogen auf Crips Nase. Crip schrie auf: »Au, meine Nase.« Er griff sich ins Gesicht und heulte wie ein verhungerter Hund auf dem Schrottplatz.
    »Ich hab’ einen eignen Verstand, Strom«, blubberte der Großstadtcowboy. »Vergiß das nicht, auch wenn du es eilig hast.«
    Ich beobachtete Crip in dem Moment nicht. Ich habe festgestellt, daß die wirklich wesentliche Information in der Reaktion zu finden ist, und nicht in der Aktion. Also hielt ich meine Guckis auf Strom gerichtet. Zum ersten Mal während der Vernehmung hatte er seine glatte Gelassenheit verloren. Seine Kinnmuskeln dehnten und spannten sich, und er rieb seine Dolchtätowierung so fest, als ob er sie zum Verschwinden bringen wollte. Ich war mir nicht sicher, was passiert war oder warum Strom sich dermaßen aufregte — meine Tequilaschutzbrille verrutscht immer. Aber indem ich Stroms Gesichtsausdruck begutachtete, konnte ich viel feststellen. Ob Crip überhaupt einen Verstand hatte, würde sich noch erweisen. Ob er allerdings noch eine Chance bekommen würde, das unter Beweis zu stellen, war nicht sicher.
    Die staatlichen Schnüffler ließen uns bald danach die Treppe runterstolpern. Sie mußten wohl gefunden haben, was auch immer sie gesucht hatten. Es war kälter geworden als vorhin. Ich fror sogar mit meinem Designerkamelhaarmantel (ein runtergesetztes Ausstellungsstück, kein Grund, beeindruckt zu sein). Immerhin half mir die Kälte, wieder nüchtern zu werden. Strom ging auf geradem Weg in das B-&-I -Hauptquartier auf der anderen Seite der Straße, Lars im Schlepptau, der wiederum Crip mitschleifte. Strom wollte, daß ich mitkäme, aber ich sagte, ich müßte noch mit den Bullen reden. Er sagte »Prima«, ohne eine Sekunde zu zögern, und wies mich dann an, sofort, wenn ich mit ihnen fertig sei, hinüberzugehen. Dick und Bucky brachten gerade ein polizeiliches Siegel an der Eingangstür des Outhouse an, als ich auf sie zuging.
    Ich sagte: »Hallo, Jungs.«
    Dick sagte: »Das hier ist mal was Scheußliches, Schätzchen.«
    »Ich bin mittendrin.«
    »Was ist denn mit dir?«
    »Strom hat mich heute morgen angestellt. Er hat was verloren und will, daß ich es ihm wieder finde.« Ein Windstoß fegte die Straße herunter, und Müll flog über den Asphalt wie Herbstblätter.
    »Ich kann mir kaum vorstellen, daß du uns erzählen würdest, was er verloren hat?«
    »Tut mir leid. Vertrauliche Kundensache.«
    Bucky fragte: »Und wieso ausgerechnet du?«
    »Was, wieso ausgerechnet ich?«
    »Strom Bismark ist einer der mächtigsten Männer auf der East Side. Er hat eine Armee von hirnlosen menschlichen Maschinen, die töten, wenn er nur mit dem Finger winkt. Er könnte jeden einstellen, und er nimmt dich?«
    »He, ich hab’ einen guten Ruf.«
    Dick lachte schallend. »Typen wie er interessieren sich einen Scheißdreck dafür, wieviel untreue Ehemänner du schon aufgespürt hast. Glaub mir das, Schätzchen. Strom Bismark geht nicht die Gelben Seiten durch. Der ist hinter irgendwas her. Wir können uns doch gegenseitig helfen. Informationen austauschen. Hier ist nichts verlorengegangen, Mallory. Ein Mädchen ist tot, und Strom muß damit etwas zu tun haben. Denk mal drüber nach. Wenn du das hier im Alleingang machst, landest du — jede Wette — im Leichenschauhaus.«
    »Das ist aber wirklich nett, so was einer Dame zu sagen, die du gerade besoffen gemacht hast.«
    »Der macht dich nieder, und du hast es noch nicht einmal kommen sehen.«
    Er schien das ernst zu meinen. Ich traute dem nicht. Ich sagte: »Seit wann kümmert’s dich, was ich mache?«
    »Mich kümmert Strom Bismark. Die Polizei ist seit Jahren hinter ihm her. Das

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