Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
das Telefon an sich. Er zeigte mit einem Finger auf mich und sprach in den Hörer, ohne vorher gewählt zu haben. Ich war sicher, daß ich es nicht hatte klingeln hören. Er sagte: »Ich hoffe, das ist kein Problem... Du weißt, wie sehr ich das zu würdigen weiß... Natürlich erinnere ich mich ah unser Gespräch... O.k., prima.« Mein Kopf schwamm noch vom spontanen Trinkwettkampf. Die intensive Hitze des Zimmers half auch nicht gerade. Ein Heizkörper rasselte irgendwo, und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Strom hängte ein und machte mir ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Ich rührte mich nicht von der Stelle. »Wo ist Crip?« fragte ich.
    Strom sagte: »Er kotzt im Badezimmer. Wenn du das auch mußt, kannst du das oben benutzen.«
    »Was zum Teufel geht hier vor, Strom? Du hast mich angestellt, um dein Geld zu finden, und ich finde mich plötzlich dabei wieder, über Mädchen mit verspritzter Hirnmasse zu stolpern.«
    »Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen.«
    »Nein, du solltest dir mal lieber Sorgen machen, weil ich nämlich nicht für irgendeinen kaltschnäuzigen Rockerarsch arbeite.« Ich meinte, was ich sagte. Strom hatte Flush gekannt, und er war in dieser Sache obercool. Wenn ihn schon ein Mord nicht anrührt, was würde es dann tun?
    »Ich glaube nicht, daß ich gezwungen bin, zu beweisen, wie außer Fassung oder in der Fassung ich bin. Flush war jemand, den ich kannte. Ich werde mit ihrem Tod auf meine eigene Weise fertig werden. Ich habe Schwierigkeiten damit, meine Gefühle zu zeigen. Vor allem gegenüber Frauen.« Er blinzelte. »Und Wanda«, sagte er, »nimm das nicht persönlich.«
    Ich schwitzte. Die Hitze wurde mir zuviel, und so « streifte ich meinen Kamelhaarmantel ab. Sofort ging es j mir besser. Eigentlich wollte ich auch meine Treter ausziehen, aber nein, das wäre nicht damenhaft gewesen. Ich sagte: »Hübscher Kerzenleuchter.«
    »Wir warten auf den Elektriker.«
    »Zwanzig Typen, die ein Bataillon Panzer basteln können, sind nicht in der Lage, ein Kabel, das im Arsch ist, zu reparieren?«
    »So habe ich das noch nie gesehen.«
    Ich fragte: »Wie viele Rocker braucht man, um eine Glühbirne einzuschrauben?«
    Er sagte: »Mit einer Leiter nur einen.« Er hatte es nicht kapiert. »Wanda, komm mal hier rüber. Ich will dir was geben.«
    Meine weichen Knie machten das nicht mit. Ich sagte: »Dieses Sofa ist ganz schön bequem.« Daraufhin schlichen Strom und seine Beine herüber und setzten sich neben mich. Er stellte den Koffer neben meine Füße.
    Er sagte: »Das ist deine Uniform.«
    »Ich ziehe einen Koffer an?«
    »Das, was drin ist. Wenn du keine Karten austeilen willst, dann ist das Rouletterad am einfachsten zu bedienen — das bringe ich dir bei. Du fängst morgen abend um zehn Uhr an. Du triffst mich im Outhousebüro um neun. Bis dahin ist es aufgeräumt.«
    »Ich werde noch nicht einmal versuchen zu fragen, wie du es geschafft hast, das alles zu organisieren.«
    »Du mußt noch andere Fragen haben«, sagte er, unterbrach mich aber, bevor ich welche stellen konnte. »Warte bis morgen abend.« Strom lehnte sich näher und flüsterte: »Du hast doch den Bullen nichts über das Geld gesagt?«
    »Keinen Ton.«
    »Ich habe die Bezahlung für den ersten und zweiten Tag in den Koffer getan.« Strom berührte meine Haare. Er sagte: »Du mußt etwas für mich tun, was ich dringend brauche. Du mußt dir für mich das hier schwarz färben.«
    Mir schoß das Mal, als ich mit dem Rauchen aufgehört hatte, durch den Kopf — eine Bitte meines damaligen Freundes. Der erste Monat war eine Qual, und ich fing sofort wieder damit an, als wir uns trennten. Damals schwor ich es mir. »Kommt nicht in Frage«, sagte ich. »Ich werde mich für keinen Mann verändern.«
    »Nur zeitweilig.« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist Bestandteil deiner Tarnung.«
    »Warum gerade schwarz?«
    »Ich find’s toll.« Ich antwortete nicht. Er sagte: »Ich bitte dich nicht, irgend etwas Kriminelles zu tun. Du wirst derselbe Mensch bleiben.«
    »Aber meine Haare. Ich liebe mein Haar.« Ich klang wie eine Fünfjährige — nicht gerade der Gipfel an Professionalität. »Wie wär’s mit einer Perücke?« fragte ich.
    »Perücken fallen einem im Bett vom Kopf«, sagte er in seiner üblichen flüssigen Art, was meinen Widerstand brach wie eine Pfanne einen Schädel. Ein plötzlicher Flash: Strom und ich in der Badewanne zusammen, wie wir uns die Haare waschen, schwarze Bäche zwischen meinen Brüsten. Wir

Weitere Kostenlose Bücher