Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
Vom Netzwerk:
schon mit mir gesprochen hast. Worüber Anna?“
    „Du kennst Elisabeth. Manchmal glaube ich, es wird ihr mit den Jungen zu viel. Vielleicht sollten wir uns nach einer professionellen Betreuung umsehen.“
    Wieder hatte sie einen Versuch gemacht, vom eigentlichen Thema abzulenken. Deshalb setzte sie schnell hinterher: „Was hat sie denn genau gesagt?“
    „Sie fand, dass meine Stimme traurig klang. Welchen Grund habe ich denn zum Traurigsein?“
    Die Kommissarin schluckte den Ärger über ihre Mutter hinunter.
    „Ich wollte schon seit Längerem mit dir über uns sprechen, aber ich brauche noch etwas Zeit. Lass uns darauf zurückkommen, wenn ihr wieder zu Hause seid.“
    „Behauptest du etwa, es ginge um nichts Konkretes?“
    „Ja und nein. Natürlich geht es um unsere Beziehung zueinander. Elisabeth hat mich neulich auf dem falschen Fuß erwischt, jetzt macht sie sich eben Sorgen.“
    „Sag mir, wer dieser Kerl ist, den du dir da an Land gezogen hast. Ich möchte endlich wissen, welchen Hampelmann du nun anstelle von mir herumkommandierst!“
    „Nein, darum geht es doch gar nicht, Tom! Ich habe mit meiner Mutter über unser Leben gesprochen. Elisabeth hat einfach gemerkt, dass es zwischen uns nicht mehr stimmt. Und du kannst mir doch nicht erzählen, dass es dir nicht ähnlich geht. Bist du etwa noch glücklich mit mir?“
    „Komm zur Sache, Anna. Sag mir endlich seinen Namen.“
    „Ich habe das Gespräch mit Elisabeth nicht gesucht, das kannst du mir glauben. Als es trotzdem zustande kam, hat sie mich zu einer Auseinandersetzung mit dir gedrängt. Als ob ich das nicht selbst wüsste. Im Grunde hat sie ja recht, aber jeder Mensch hat sein eigenes Tempo. Ich muss mir über die Dinge erst klar werden, bevor ich sie nach außen trage.“
    Tom sah Anna nachdenklich an. „Gut“, murmelte er schließlich, „ich gebe dir diese zwei Wochen. Aber wenn ich mit den Kindern zurück bin, werden wir besprechen, wie es weitergeht.“
    Auf einmal sank er in sich zusammen, seine Stimme hatte ihren wütenden Tonfall verloren.
    „Liebst du mich eigentlich noch, Anna?“
    Anna überlegte. Sie musste jetzt unbedingt ein paar passende Worte finden, aber ihr Kopf war wie leergefegt. Für Tom schien dieses Zögern Antwort genug zu sein. Traurig nickte er ihr ein letztes Mal zu und ging dann die Treppe zum Souterrain hinunter.
    In dieser Nacht hatte Anna Greve einen merkwürdigen Traum. Sie war mit Tom zusammen, sie tranken viel und lachten. Plötzlich wurde Anna schlecht. Sie spuckte Blut auf den Teppich und noch etwas anderes, das aussah wie kleine Glasscherben oder so ähnlich wie die Eiskristalle in den Augen von Wilfried Hinrichs. Mit der Zunge angelte sie gerade ein letztes, scharfkantiges Stück aus ihrer Wangentasche hervor. Anna schaute sich den Rest ihrer Drinks genauer an und sah auf deren Grund kein gecrunchtes Eis, sondern tatsächlich die Reste von Glas liegen. Tom grinste sie an. „Ist doch gar nichts los“, meinte er verächtlich. „Warum stellst du dich nur immer so an?“
    Jetzt öffnete Tom seinen Mund und drehte sich so zu Anna hin, dass sie mitten in ihn hineinsehen konnte. Nicht eine einzige blutige Stelle befand sich in seiner Mundhöhle. Er schien die Scherben offensichtlich ohne jegliche Verletzung hinuntergeschluckt zu haben.
    Als Anna aufwachte, hatte sie noch immer Toms triumphierendes Grinsen vor Augen. Dieser Traum schien ihr ein passendes Bild für ihre Beziehung zu Tom zu sein. Und auch dafür, wie sich die Lage in allen Bereichen ihres Lebens zuspitzte. Eines jedoch war Anna jetzt schon klar: Sie würde verdammt viel Kraft aufbringen müssen, um die kommenden Wochen zu überstehen.
    Am nächsten Morgen nahmen die Kommissare das Verhör von Alfons Lüdersen wieder auf. Anna schaltete die Aufnahme mit der Aussage von Ulrike Homberg an: „Donnerstag, der 26. Juni, 21:53 Uhr, anwesend sind Frau Ulrike Homberg und Kommissarin Anna Greve vom LKA“, hörte sie ihre eigene Stimme. Sie drückte die Stopptaste.
    Alfons Lüdersen hob die Augenbrauen. „Was haben Sie sich denn nun wieder ausgedacht?“
    „Ich möchte, dass Sie sich das anhören, bevor wir unser Gespräch fortsetzen.“
    Auf ein Zeichen von Günther Sibelius betätigte Anna den Rekorder erneut, doch sie hatte den falschen Knopf gedrückt. Geräuschvoll öffnete sich das Abspielgerät und spuckte die Kassette aus. Ein irritierter Blick von Weber traf die Kommissarin.
    „Entschuldigung“, murmelte sie und verschränkte ihre nervösen

Weitere Kostenlose Bücher