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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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hielt er sich die flache Hand vor den Mund, lief auf den Flur hinaus und verschwand in der Besuchertoilette.
    „So schlecht sieht sie nun auch wieder nicht aus. Is’ ja keine Wasserleiche. Ich bin nebenan, wenn Sie mich brauchen.“
    Dr. Severin ging kopfschüttelnd hinaus.
    „Warten wir noch, oder wollen Sie nachsehen gehen, Weber?“
    „Wir warten.“
    Eigentlich der unpassende Moment, zutraulich zu werden, dachte Weber. Anna Greve, seine neue Kollegin, hatte ihn tatsächlich um Rat gefragt. Wie sie von diesem Lüdersen beeindruckt gewesen war, erstaunlich.
    Als Alfons Lüdersen zurückkam, hielt er ein Taschentuch in der Hand. Auf dem Revers seiner Anzugjacke waren Wasserflecken.
    „Finden Sie den Verbrecher!“
    Er schien sich wieder etwas erholt zu haben. „Ich werde Ihnen helfen, ich habe auch schon eine Idee.“
    Weber winkte ab.
    „Sollen wir Sie nach Hause bringen?“
    Anna wartete nicht auf seine Antwort. „Herr Lüdersen, bei allem Verständnis für Ihre Situation, wir und nur wir ermitteln in diesem Fall. Erzählen Sie uns, was Sie wissen.“
    Zum ersten Mal sah Lüdersen sie direkt an. „Frau Grawe war der Name?“
    „Kommissarin Greve.“
    „Frau Greve, haben Sie in Ihrer Polizeischule denn nichts über den Umgang mit trauernden Menschen gelernt?“
    Die Karl-Jacob-Straße in Nienstedten befand sich in einer feudalen Wohngegend Hamburgs. Schmucke Villen grenzten, von gepflegten Parks umgeben, aneinander. Dazu kam die Lage, nur einen Steinwurf von der Elbe entfernt, die diese Gegend zu einer der teuersten in ganz Hamburg machten, das nicht gerade arm war an exklusiven Plätzen. Lüdersen betätigte die Fernbedienung für das schmiedeeiserne Tor, das sich nun selbsttätig öffnete. Es gab den Blick auf ein großes weißes Anwesen aus der Gründerzeit inmitten eines üppig blühenden Gartens frei. Langsam fuhren sie die Auffahrt entlang, der Kies knirschte unter dem Druck der Reifen.
    „Was ist Ihre Frau für ein Mensch gewesen?“, fragte Anna, als sie wenig später um den aus Tropenholz gefertigten, mit Schnitzereien verzierten Wohnzimmertisch herumsaßen.
    „Esther war wie ein Kind, sie brauchte Führung und Halt. Ihre Mutter starb früh, da war sie gerade sieben Jahre alt. Mein Schwiegervater hat sich bestimmt um sie bemüht, aber Esther hatte es nicht leicht mit ihm. Auf unserer Hochzeit habe ich ihm das Versprechen gegeben, Esther immer zu beschützen. Daran habe ich mich all die Jahre gehalten, ich habe sie geliebt und ...“
    Es klingelte an der Haustür, Lüdersen stockte. Die Haushälterin schien geöffnet zu haben, denn kurz danach trat ein junger Mann in die Stube.
    Verärgert sprang Alfons Lüdersen aus seinem Sessel.
    „Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen hier nicht mehr auftauchen.“
    „Sie haben auch gesagt, dass Sie mich informieren, sobald es etwas Neues gibt.“
    Mit einem Blick auf Anna und Weber stellte er fest: „Das scheint offensichtlich der Fall zu sein. Was ist los, wo ist Esther?“
    „Unterlassen Sie es gefälligst, meine Frau zu duzen!“
    Anna betrachtete den Neuankömmling. Nach seiner äußeren Erscheinung und der Reaktion des Hausherrn zu urteilen, war er kein Bekannter von Alfons Lüdersen.
    Der Mann, der sich ihnen als Olaf Maas vorstellte, war ungefähr Mitte zwanzig. Er war groß und unter seinem Hemd zeichnete sich ein runder Bauch ab. Die braunen Haare trug er lang und zu einem Zopf gebunden. Vielleicht, weil er sich dadurch ein verwegeneres Aussehen geben wollte, was aber komplett danebenging. Auf seiner Nase saß eine Brille. Klein, rund und verschmiert bekam sein volles Gesicht durch sie einen verwirrten Ausdruck. Anna musste an die Zeichnung des kleinen Maulwurfs denken, die ihr Sohn Ben vor Jahren im Kindergarten angefertigt hatte.
    „Esther Lüdersen ist ermordet aufgefunden worden. Welcher Art war Ihr Verhältnis zu der Toten?“
    „Das möchte ich auch gern wissen“, mischte sich Alfons Lüdersen ein.
    Weber holte seinen Notizblock aus der Jackentasche und sah erwartungsvoll zu Olaf Maas hinüber.
    „Ermordet, sagen Sie?“
    Er starrte Anna Greve an. „Wer um Himmels willen konnte das tun?“
    „Bitte beantworten Sie die Frage meines Kollegen.“
    „Ja ... Esther war eine gute Freundin, die beste, die ich je hatte. Sie hat mich aus dem Dreck geholt, das werde ich ihr nie vergessen. Wie soll es nun weitergehen? Ich kann das Projekt nicht allein in ihrem Sinne weiterführen.“
    „Was ist das für ein Projekt, Herr Maas? Erzählen

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