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Und kein Ende (German Edition)

Und kein Ende (German Edition)

Titel: Und kein Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Permann
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produzierte damit die nächsten zehn Jahre.

 
    Ich hatte in dieser Zeit zu lesen begonnen. Nach dem ich die Bücher von Pauline Schirmer verschlungen hatte widmete ich mich dem Urvater der Psychologie Sigmund Freud und dessen Werk über die Traumdeutung. Mit einem Schlag schienen mir die Irrungen und Wirrungen des menschlichen Lebens offen vor mir zu liegen. Stutzig wurde ich dann, als Herr Freud sich in seinem eigenen Werk des Öfteren selbst widersprach und ich dann auf andere Literatur ausweichend eigentlich nur schwammiges entdecken musste. Von da an lass ich nur noch Romane im Dreitagesrhythmus. Remarque, Zweig, Grass, Böll, Mann, Bukowski, Hemingway, Hesse, Dürenmatt, Lenz, Faulkner, Dostojewski, Fante, Goethe, Hauptmann, Solschenizyn, Steinbeck, Zola, Kafka, Schlink und ich denke ich habe jetzt eine ganze Reihe ausgelassen. Zwischendurch versuchte ich dann ab und zu das Wesen der Welt durch verschiedene Fachliteratur zu verstehen. Aber Philosophie, Geschichte oder auch Naturwissenschaften machten mich nicht schlauer, was meine eigene Gefühlswelt anging.

 
    Sie kam kurz vor meinem Geburtstag zu mir.
    „Es wäre schön, wenn Du dich nicht hier hinten in Deinem Zimmer verkriechst.“
    „Ich weiß nicht, was anders ein sollte wenn nicht. Ich bin mit meinen Gefühlen nicht im Reinen. Es wäre nur eine Belastung für Dich“
    „Hast Du mit ihr geschlafen?“
    „Nein. Es ist nur platonisch gewesen. Aber das ist eigentlich die Hauptsache.“
    „Ich habe gewusst, dass es mit dieser Frau zusammenhängt“
    „Joane und ich haben gut zusammen gearbeitet“
    „Und mehr war da wirklich nicht?“
    „Es ist genug was da war. Es hat gereicht um meine Gefühle durcheinander zu bringen“

 
    Ich ging nicht darauf ein, wie und warum sich meine Gefühle sich all die Jahre ihr gegenüber verändert hatten. Ich erzählte auch nicht, dass die Verletzungen, ihr Nichtengagement, ihr Desinteresse was die Familie anging meine Gefühle ihr gegenüber Stück für Stück aufgefressen hatten. Ihre sexuelle Unlust mir als Mann die größten Nöte bereitet hatte und mich in die unmöglichsten Situationen gebracht hatte. Ich verkroch mich nicht mehr im hinteren Trakt der Wohnung, aber an meinen Gefühlen änderte das nicht.

 
    Ab der Zeit, als ich unbewusst begonnen hatte Joane zu lieben hatte ich kein Bedürfnis zur Selbstbefriedigung gehabt. Und auch die Zeit danach, oder besser in der Zeit der unglücklichen Liebe auch nicht. Mit dem Onanieren begann ich aber lange bevor der Name Joane, ihr Kürzel JH, selbst auf einem Autokennzeichen, Träume oder einfach nur Gedanken an Joane nicht von Gefühlsregungen, Magendrücken oder sogar Schweißausbrüchen begleitetet wurden.
    Das Sexualleben mit ihr, also der Frau die ich vor dreizehn Jahren geheiratet hatte kam durch dieses Intermezzo nur leicht durcheinander. Es waren diesmal eben nur drei statt einem Quartal Zwischenraum.

 
    Es war wohl bereits am zweiten Tag, nach dem ich nicht mehr in den hinteren Räumen geschlafen hatte, als ich bemerkte, dass Rebecca in der Nacht eingenässt hatte.
    „Ich weiß auch nicht genau seit wann das so ist“
    „Warum hast Du mir nichts davon erzählt“
    „Ich dachte es ist nicht so schlimm. Das wird sich auch schon wieder geben.“
    Sie reagierte eigentlich so unbekümmert wie immer. Heute bin ich mir fast sicher, dass sie damals das Kind gegen mich aufgehetzt hat und es damit Rebecca in diese Situation gebracht hatte.

 
    Joane heiratet dann endgültig im Mai. Er flog mit Joane nach Las Vegas. Ich erfuhr dies alles, weil es im großen Stil in der Firma von Joane publik gemacht wurde. Das Hochzeitsfoto prangte in der hausinternen Zeitung des Betriebs. Er in historischer Offiziersuniform mit befedertem Helm und Säbel und Joane in dem dazu passenden weißen, reich verziertem, langen, reifröckigem Kleid mit Schleppe. Alle sprachen entzückt von diesem so glücklichen Paar. Es ist doch erstaunlich, wie sehr manche Menschen auf die Äußerlichkeiten und den Schein Wert legen, obwohl es in ihrem Inneren drunter und drüber geht. Aber war ich in dieser Beziehung besser? Gewiss nicht. Jedenfalls musste ich nicht so dick auftragen.

 
    „Ich werde die Firma verlassen. Ich werde Mutter und will mich dann um das Kind kümmern“
    Es war das vorletzte mal, dass ich mich mit Joane unterhielt.
    „Möchtest Du meinem BMW übernehmen?“
    „Ja, warum nicht“ sagte ich ohne zu wissen, dass dieses Auto mich nur noch unnötigerweise jedes Mal

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