Und kurz ist unser Leben
noch kräftiger zu melken. Sie treffen
sich also, und bei diesem Treffen geht alles schief. Habgier... Eifersucht...
persönliche Animositäten... was auch immer. Zwei geraten in dem Wagen, in dem
sie zusammen sitzen, heftig aneinander. Und einer sticht zu, wahrscheinlich auf
irgendeinem Rastplatz. Das Opfer heißt Flynn. Die beiden Überlebenden
deponieren die Leiche in Redbridge, wobei ihnen die Müllsäcke, die sie im Wagen
finden, sehr gelegen kommen. Nun braucht der Profit nicht mehr dreigeteilt zu
werden. Das Gespräch wird sich jetzt darum gedreht haben, dass man in Zukunft
halbe-halbe machen müsse. Und dabei kommt es erneut zum Streit, und diesmal
wird Repp der Bauch aufgeschlitzt.»
«Und Sie wissen, wer dieser
ist?»
«Sie wissen es auch. Wir haben
ihn erwähnt, als Sie mir Ihren bewundernswerten Zeitplan für die Nacht des
Mordes an Yvonne Harrison vorlegten.»
«Soll das heißen, dass in jener
Nacht noch jemand da war?»
«Ja, gewiss. Der Mann, der mit
Yvonne Harrison im Bett lag.»
«Wenn Sie meinen, Sir...»
«Das große Problem für unsere
Kollegen war, die Tatzeit festzustellen. Die Leiche wurde erst mehrere Stunden
später untersucht, und die Schätzungen der Pathologen mussten mit den zu der
Zeit oder später gewonnenen Erkenntnissen verknüpft werden. Zum Beispiel mit
der Tatsache, dass in jener Nacht jemand zu einer bestimmten Zeit mitYvonne im
Bett lag. Allerdings hat niemand ernsthaft versucht herauszubekommen, wer
dieser Jemand war. Zum Beispiel mit der Tatsache, dass jemand in der bewussten
Nacht zweimal versucht hatte, sie anzurufen, nämlich abends um neun, als der
Anschluss belegt war, und eine halbe Stunde später, als sich niemand meldete.
Und wenn Sie all das zusammenzählen, werden Sie feststellen, dass es sich bei
demjenigen, der die Polizei so gründlich in die Irre geführt hat, der mit ihr
im Bett lag und der Paddy Flynn und Harry Repp ermordete, um ein und denselben
Mann handelt.»
Es gab eine lange Pause.
Schließlich fragte Lewis: «Wissen Sie das alles genau?»
«Nur zu neunundneunzig
Prozent.»
«Dann müssen wir uns aber
beeilen.»
«Immer mit der Ruhe. Ich
möchte, dass Sie ein, zwei Dinge nachprüfen, damit es hundert Prozent werden.»
«Wir haben also noch ein
bisschen Zeit?»
«Aber ja. Es besteht keine
Gefahr, dass jemand unseren Mann umbringt. Jedenfalls nicht heute. Es reicht,
wenn Sie heute Nachmittag nach Lower Swinstead fahren — nehmen Sie auf jeden
Fall einen Kollegen mit — und ihn herbringen. Okay?»
«In Ordnung. Nur noch eine
Kleinigkeit, Sir. Sie haben vergessen, mir zu sagen, wie er heißt.»
«Ach ja? Na, erraten haben Sie
den Namen ja sowieso. Der Mann hat dort eine kleine Firma. Ein kleines
Baugeschäft. Und einen Lieferwagen, auf dem Malerarbeiten> steht.»
Kapitel
41
Doch
hat er erst die höchste Spross erreicht,
Dann
kehret er der Leiter seinen Rücken,
Schaut
himmelan, verschmäht die niedern Tritte,
Die
ihn hinauf gebracht.
(Shakespeare, Julius Caesar)
Zwanzig Meilen westlich von
Oxford und zwanzig Meilen östlich von Cheltenham liegt das Cotswold-Städtchen
Burford. Seine architektonischen Sehenswürdigkeiten verdankt es dem Wohlstand
der Wollhändler im 15. und 16. Jahrhundert. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
florierte das kleine Gemeinwesen, besonders gut ging es den Poststationen, die
regelmäßig die Ost-West-Route bedienten. Doch das Wachstum der Stadt war um
diese Zeit schon längst zum Stillstand gekommen, und der entscheidende Schlag
traf sie 1812, als die Hauptstraße nach London, die die High Street (die
derzeitige Sheep Street und Witney Street) überquerte, an die Südseite der
Stadt (die heutige A40) verlegt wurde. Nach wie vor aber ist Burford ein
reizvoller Ort, wie die Touristen gern bestätigen werden, die im Sommer am
A40-Kreisel dorthin abbiegen. Malerische Teestuben, Kunstgewerbeläden,
Wirtshäuser — alle aus dem in der Gegend gewonnenen honigfarbenen Kalkstein —
säumen die High Street, die sich steil hügelab bis zu der Brücke über den
Windrush schlängelt.
Mrs. Patricia Bayley, 70,
wohnte erst drei Jahre in der Sheep Street (s. oben), einer angenehm ruhigen, baumbestandenen
Straße, der ersten links, wenn man den Hang hinunterfährt. In den grau
verwitterten Stein über der Haustür des dreigeschossigen Hauses mit den
Sprossenfenstern war die nur noch mit Mühe lesbare Jahreszahl 1687
eingemeißelt. Ihr Mann, ein angesehener
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