Und plotzlich ist es Gluck

vielzähligen Gründe, warum Blue nicht an Sofia Marzonis Trauung teilnehmen kann, in Worte zu fassen. »Blue hasst Käfige. Er weigert sich doch schon, in seinen eigenen zu gehen.«
    »Wir verfüttern einfach eine Wochenration After Eight an ihn, um ihn ruhigzustellen.«
    Gute Idee. Blue liebt After Eight. Doch die Sache hat einen Haken.
    »Und was ist mit seinen … Magenbeschwerden?« Dass Katzen nicht pupsen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Blue tut es jedenfalls, insbesondere nach dem Genuss von After Eight.
    »Ach, das ist sicher kein Problem«, tut Filly meine Bedenken ab, als sie merkt, dass mein Widerstand schwindet. »Wir haben ein Streichquartett, einen Organisten und einen Banjospieler, da wird ihn schon niemand hören.«

    »Also gut, meinetwegen. Aber die Schleife bindest du ihm um, klar?«
    Filly wird blass, nickt jedoch und malt einen Haken in ihr Notizbuch.
    Wir vermeiden es tunlichst, Blue anzusehen, der sich nun zu seiner vollen Größe aufgerichtet hat und uns argwöhnisch mustert.
    »Okay«, sage ich. »Was kommt als Nächstes? Etwas Geliehenes?««
    »Sofia leiht sich von Hailey einen Stift, mit dem sie im Personenstandsregister unterschreiben wird.«
    »Einen Stift?«
    »Es ist der Stift, mit dem George Michael 1984 Haileys T-Shirt signiert hat.«
    Es dauert einen Augenblick, bis ich diese Information verarbeitet habe.
    »Gut. Das war’s dann, oder?«
    »Nicht ganz«, gesteht Filly, und bei ihrem Tonfall zieht es mir schmerzhaft den Magen zusammen.
    »Es gibt da ein Problem mit Chris de Burgh«, sagt sie.
    »Was? Ich dachte, er hätte längst zugesagt.«
    »Hat er auch«, versichert mir Filly mit ihrem fröhlichsten Lächeln. »Aber er weigert sich, seinen Song zu ändern.«
    »Was? Er weigert sich, ›Lady in Pink‹ zu singen?«
    »Genau.« Sofia hat sich große Mühe gegeben, den Songtext so abzuändern, dass sich alles auf Pink reimt, weshalb nun Wörter wie Drink, Mink und Link darin vorkommen.
    »Oh. Na, dann müssen wir eben einen Kompromiss finden. Wir werden Chris de Burgh bitten, die Originalversion zu singen, und später kann dann ja jemand Sofias Version singen. Damit wäre er sicher einverstanden. Schließlich war er sonst sehr umgänglich. Er hat nicht einmal mit der
Wimper gezuckt, als Sofia den rosaroten Smoking erwähnt hat, den er tragen soll.«
    Filly nickt. »Er ist ein Schatz.« Das ist er wirklich. »Hailey könnte doch Sofias Version singen«, schlägt sie vor. »Sie hat eine tolle Stimme.«
    »Stimmt. Meinst du, sie würde es tun?«
    »Wenn du mich fragst, würde sie nichts lieber tun, als Sofia ein Ständchen zu bringen.« Sie grinst schelmisch.
    »Okay, dann klären wir das mit Chris de Burgh, und wenn er nichts dagegen hat, fragen wir Hailey, ob sie bereit ist, später für Sofia ›Lady in Pink‹ zu singen.«
    »Wie viel später?«
    »Sehr viel später.«
    »Aber …«
    »Entweder das, oder wir müssen auf Chris de Burgh verzichten. Und jetzt haben wir wirklich keine Zeit mehr, einen anderen Star zu organisieren, mit dem Sofia einverstanden ist.«
    »Aber du erzählst es Sofia«, sagt Filly, ehe ich den Mund aufmachen kann.
    »Nein, du. Du hast doch vorhin selbst gesagt, dass ich deine Chefin bin«, krähe ich schadenfroh. Filly sieht aus, als würde sie am liebsten rebellieren, aber sie hat keine Chance. »Und wenn du schon dabei bist, kannst du ihr auch gleich berichten, wie der Pfarrer reagiert hat, als wir ihn gefragt haben, ob wir die Kirche innen rosa streichen dürfen.«
    Filly schnappt nach Luft. »Das ist gemein!«
    »Ich weiß, aber du wolltest mich doch unbedingt aus meiner Lethargie reißen.«
    »Soll ich wortwörtlich wiederholen, was er gesagt hat?«
    »Um Himmels willen, bloß nicht. Es reicht, wenn du die zentralen Punkte frei wiedergibst. Sehr frei.«

    Kaum ist sie weg, versinke ich, an meinem Schreibtisch sitzend, wieder in Lethargie. Ich denke an Ellen.
    Und sobald ich damit fertig bin, werde ich eine letzte Partie Backgammon gegen Dave spielen und ihn vernichten. Liquidieren. Fertigmachen.
    Und vielleicht ziehe ich gegen Mittag los und besorge noch ein Glas Marmite. Blue hegt eine Vorliebe für Marmite auf Roggen-Knäckebrot.

51
    Wenn ich heute auf Sofia Marzonis Hochzeit zurückblicke, dann halte ich mir dabei fest die Augen zu und spähe nur ganz vorsichtig zwischen den Fingern hindurch. Es war der schrecklichste Tag meines Lebens – und zugleich der schönste. Sobald ich die Hände sinken lasse und das gesamte Bild betrachte, frage