Und plotzlich ist es Gluck
Glücksbärchen, weißt du noch?«
»Wie viel wiegt sie, Scarlett?«, will Declan wissen, weil Hugo ihn vorhin danach gefragt hat, als die Nachricht von Ellens Geburt herumging, und völlig von den Socken war, als Declan gestand, er wüsste es nicht.
»Nicht ganz zwei Pfund«, sage ich und beiße mir auf die Unterlippe, als mir einfällt, dass in dem Rezept für die Pavlova-Baiser-Torte stand, man brauche dafür zwei Pfund
Zucker. Zwei Pfund klingt viel für eine Torte, aber wenig für ein Baby.
»Wie viel fehlt denn auf die zwei Pfund?«, fragt Declan und beißt sich ebenfalls auf die Unterlippe. Wahrscheinlich denkt er gerade an die zwei Pfund Zucker, die er für einen Eimer Erdbeer-Daiquiri benötigt.
»Nicht viel.« Ich halte ihnen die Tür auf und deute auf Ellens Inkubator. »Nur zu. Sie liegt dort drüben.«
Die beiden schleichen auf Zehenspitzen in die Station.
Der Aufzug öffnet sich mit einem »Pling!« und spuckt Filly und Bryan aus. Sie umarmen uns, dann drückt mir Filly eine Packung Kakao und ein KitKat in die Hand. »Dachte, du hast vielleicht Hunger nach der ganzen Prozedur«, sagt sie lächelnd.
»Wie geht es ihr?«, fragen die beiden wie aus einem Mund, und ich erzähle ihnen, was ich weiß.
»Tut mir echt leid, aber ihr dürft nicht zu ihr«, sage ich. »Sie lassen nur Eltern und Großeltern rein.«
Die Tür geht auf und Maureen und Declan kommen aus der Station. Maureen hat ihr Heulen und Wehklagen à la Die Asche meiner Mutter wieder aufgenommen, diesmal allerdings, als wäre sie eine der Hauptdarstellerinnen.
»Sie ist sooooo … sooooo … sooooo … winzig klein«, greint sie aus vollem Halse. Ich verstehe es bloß, weil sie mit den Händen anzeigt, wie klein: etwa zwölf Zentimeter. Filly bittet John um ein Taschentuch und wischt Maureen damit die Tränen von den Wangen. Sie bringt sie sogar dazu, sich die Nase zu putzen, so dass sich das Heulen und Wehklagen schon bald auf ein Schniefen und einen Schluckauf reduziert. Erst jetzt bemerkt Maureen Red Butler.
»Red? Was zum Geier …? Solltest du nicht … Heiratest du nicht heute?«
Red lächelt wie immer, ehe er den Mund aufmacht, und ich werfe einen Blick in die Runde und sehe, dass alle zurücklächeln, als könnten sie gar nicht anders.
»Nun …«, fängt er an, doch Filly unterbricht ihn.
»Sofia hat die Hochzeit abgeblasen«, informiert sie Maureen. Diese reißt die Augen auf.
»Ach du liebe Zeit!«, stößt sie hervor. »Warum denn das, um Himmels willen?« Sie himmelt Red derart unverhohlen an, dass selbst er ein wenig vor ihrem Blick zurückweicht.
»Weil sich Sofia Marzoni in Hailey verliebt hat«, meldet sich Bryan zu Wort, dem Filly von den Ereignissen des Tages berichtet hat.
»Und wer ist dieser Hailey?«, fragt Maureen und hebt verwundert die Augenbrauen, was sie garantiert bleiben ließe, wenn sie die Falten sehen könnte, die ihre Stirn zerfurchen.
»Sie ist die Empfangsdame von Extraordinary Events International«, sage ich, um nicht den Eindruck zu erwecken, ich wüsste gar nichts.
»Hailey ist eine Frau?« Das war Declan. »Wie kann sich Sofia denn in eine Frau verlieben?« Nicht etwa, weil er etwas gegen Homosexuelle hätte. Er ist manchmal bloß ein wenig … schwer von Begriff.
Meine Mutter klärt ihn auf. »Sie muss eine von diesen … wieheißtdasnochgleich … Lesbierinnen sein, Declan.« Sie sieht zu Filly. »Sofia und Hailey sind lesbisch, richtig?«
Filly nickt. Sie hat die Lippen aufeinandergepresst, um nicht laut loszuprusten.
Maureen breitet die Arme aus und geht auf Red zu. »Du armer Junge.«
»Schon gut, Maureen«, wirft Filly ein. »Er wusste Bescheid, nicht, Red?«
»Äh, ja.«
Maureen bleibt ein paar Zentimeter von ihm entfernt stehen und lässt die Arme sinken. »Du armer Junge«, wiederholt sie voller Mitgefühl. »Du musst sie ja wirklich geliebt haben, wenn du sie heiraten wolltest, obwohl sie homosexuell ist.«
»Und warum bist du hier, statt dich in einer Bar volllaufen zu lassen?«, will Declan wissen, der der Ansicht ist, man dürfe keine Gelegenheit, seinen Kummer im Alkohol zu ertränken, ungenutzt verstreichen lassen.
»Red hat das Baby entbunden«, sagt John.
»Und es könnte sein, dass er Ellens Vater ist«, füge ich hinzu, weil ohnehin nie der ideale Zeitpunkt kommen wird, um diese ganz spezielle Katze aus dem Sack zu lassen.
Maureens Lippen bewegen sich eine Weile vergeblich, ehe es ihnen gelingt, Worte zu formen. »Aber … bist du denn nicht sauer, John?
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