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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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und gelegentlich Gebrüll und dann das Krachen eines Stuhls.«
    »Ein Stuhl ist kaputtgegangen?«
    »Es war Angelos Schuld.« Filly wirft einen Blick in die Tüte, entscheidet sich aber gegen das letzte Blätterteigteilchen. »Du weißt doch, Angelo ist ein ziemlicher Brocken, und bei dem Stuhl war angeblich bereits ein Bein locker. Er ist unter seinem Gewicht zusammengebrochen. Das Witzige war, dass Angelo dann im Stuhl feststeckte und erst mit vereinten Kräften befreit werden konnte.«
    Kann ich mir vorstellen. Angelo hat einen so breiten Hintern, da passt anderer Leute Hintern zweimal rein.
    »Jedenfalls konnte ich nach diesem kleinen Intermezzo alle nur noch lachen hören. Nicht, dass ich an der Tür gelauscht hätte oder so.« Sie wirft mir einen Blick zu, der darauf schließen lässt, dass sie nicht nur gelauscht, sondern dafür vermutlich sogar einen gläsernen Altarkelch verwendet hat. »Also, wie gesagt, sie haben alle gelacht und dann auf Italienisch durcheinandergeredet, sogar Hailey, glaube ich, und dann habe ich jemanden schluchzen gehört, und da habe ich es nicht mehr länger ausgehalten und bin hineingegangen. «
    »Und?«, frage ich gespannt. »Wer hat geweint?«
    »Alle zusammen.« Dumme Frage. »Alle Marzonis, meine ich. Hailey natürlich nicht. Sie war auf der Suche nach einem Handbesen und einer Kehrschaufel, um den zerbrochenen Dekanter zusammenzufegen. Es hat fürchterlich ausgesehen, Scarlett. Überall Glas- und Holzsplitter. Du wärst ausgeflippt.«
    Ich nicke und lächle. »Und was ist dann passiert?«, frage ich und lasse mich auf den Rücken sinken, erschöpft von dieser ganzen Dramatik.
    »Eigentlich nicht viel«, gibt Filly enttäuscht zu. »Valentino
hat vom Altar aus eine Ankündigung gemacht, die ich leider nicht verstanden habe, weil sie auf Italienisch war, und dann sind sie alle gemeinsam zum Schloss gefahren und haben gefeiert. Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende«, schließt Filly und erbarmt sich nun doch des letzten Blätterteigteilchens.
    »Was?«
    »Naja, du weißt doch, wie sehr Valentino Verschwendung hasst.«
    Stimmt. Wir reden hier von einem Mann, der das Wasser in seinem Weihwasserbrunnen neben der Eingangstür schon so lange nicht mehr ausgewechselt hat, dass es bereits ganz grün und voller Moos ist. Wenn man ganz genau hinschaut, findet sich darin bestimmt auch Froschlaich.
    »Und wie haben die Leute auf die Nachricht reagiert, dass Sofia und Hailey lesbisch sind?«, frage ich.
    »Die Marzonis scheinen nichts dagegen zu haben. Selbst Valentino hat sich damit abgefunden. Die beiden geben aber auch ein süßes Paar ab. Fand ich immer schon, auch lange, bevor ich es wusste.« Ich nicke. Mir ging es genauso.
    Filly knüllt die Papiertüte zusammen und wirft sie in Richtung Abfalleimer. Sie trifft nicht, und die Kugel landet auf dem Fußboden. Filly mustert mich, weil ich nichts sage.
    »Bist du müde?«
    »Nein.«
    »Hast du in den letzten Tagen überhaupt geschlafen?«
    »Nicht weniger als sonst.«
    »Brauchst du Hilfe beim Zusammenpacken?«
    »Nein, danke. Ich muss nur noch meine Toilettentasche umpacken, dann kann es losgehen.«
    Ich will nicht weg. Nicht ohne Ellen. Aber so sind die Vorschriften. Die Krankenschwestern haben mir gezeigt, wie die Milchpumpe funktioniert, und dann haben sie mir
zwei Großtuben Heilsalbe (für meine lädierte Vagina) in die Hand gedrückt und lächelnd gesagt, in der Herberge sei kein Platz für mich. Jetzt bedanken sie sich noch einmal für die Pralinen und den Wein und winken mir nach, als ich gesenkten Hauptes von dannen ziehe. Ich kann die mitleidigen Blicke der anderen Mütter nicht ertragen, die mit ihren Babys in der Armbeuge auf einem Stuhl neben ihren Betten sitzen.
    Filly geht neben mir her. Sie trägt Sofias frisch gestärkte zartrosa Seidenstola, die nach einer gründlichen Reinigung in der krankenhauseigenen Wäscherei noch eine Spur blasser wirkt als vorher. Unterwegs schaue ich noch einmal kurz bei Ellen vorbei.
    »Bis bald«, flüstere ich ihr zu. Das klingt weniger hart als auf Wiedersehen. »Ich komme morgen wieder, gleich in der Früh«, verspreche ich, und sie schlägt die Augen auf und lächelt mich an.
    »Wahrscheinlich hat sie Blähungen«, sagt eine Lernschwester, der man offenbar aufgetragen hat, mich zum Ausgang zu eskortieren.
    Ich nicke und wende mich ab, aber ich speichere die Erinnerung an das Lächeln vorsorglich in mir und krame sie im Laufe dieser ersten Nacht und vieler weiterer

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