Und plotzlich ist es Gluck
Scarlett rauf«, sagt er und deutet auf die Pfanne, in der die noch brauchbaren Komponenten der Chilischote und der Frühlingszwiebel in einem Klecks Butter vor sich hin brutzeln.
Ich erhebe mich und will gerade die Treppe in Angriff nehmen, als Maureen das Wort ergreift.
»Was John wohl sagen wird, wenn er es erfährt?«, fragt sie und steckt eine Zigarette in eine lange, schmale Zigarettenspitze.
»John?«
»Ja. Wenn er hört, dass er Vater wird.«
Die Stufe, auf der ich stehe, knarrt wie ein Scheunentor, also stelle ich mich auf die nächste und warte ab. Die beiden reden weiter, als hätten sie nichts gehört.
»Oh … Ach so, ja«, stammelt Bryan.
Ich versuche krampfhaft, ihm auf telepathischem Wege mitzuteilen, dass Maureen für heute genügend Aufregung hatte. Von Red Butler kann sie auch ein andermal erfahren. An einem ruhigeren Tag.
Es funktioniert, zu meiner unbändigen Erleichterung.
»Ich mache Scarlett eine Tasse Tee«, sagt Bryan mehr zu sich selbst als zu Maureen. »Mit Zucker.«
»Scarlett trinkt keinen Tee. Schon gar nicht mit Zucker«, sagt Maureen. Ich höre, wie ihr Feuerzeug klickt, und dann, wie sie tief inhaliert.
»Heute schon. Sie hatte einen anstrengenden Tag. «
»Wer nicht?«, entgegnet Maureen, wobei ihr der Rauch aus Mund und Nase zugleich quillt.
»Ach, übrigens, Tante Maureen …«
»Ja?«
»Ich … finde, du solltest in Scarletts Gegenwart nicht mehr rauchen. Das könnte dem Baby schaden.«
Ich halte erneut inne, gespannt auf die Reaktion meiner Mutter.
»Herrgott«, stöhnt sie und drückt die Zigarette auf einem leeren Teller aus. »Nicht genug damit, dass ich Großmutter werde, jetzt soll ich auch noch auf das Rauchen verzichten!«
»Du kannst doch im Garten rauchen«, schlägt Bryan vor. Ich höre ihm an, dass er erleichtert – und überrascht – ist, weil sie ausnahmsweise nicht die beleidigte Leberwurst spielt. »Und nebenbei bemerkt wirst du eine tolle Großmutter. Eine glamouröse Großmutter.«
»Meinst du wirklich?« Maureen mustert ihn zweifelnd, die Hand am Knauf der Hintertür.
»Ich weiß es.« Bryan lässt mehrmals fachmännisch das Omelett durch die Luft segeln, bis es auf beiden Seiten goldbraun ist.
»Erinnere sie an Helen Mirren«, flüstere ich.
»Denk doch nur mal an Helen Mirren«, sagt Bryan wie auf ein Stichwort.
Das lässt Maureen aufhorchen. »Ist sie Großmutter?«
»Natürlich«, schwindelt Bryan, obwohl er natürlich keine Ahnung von Helen Mirrens Familienstand hat. »Und die wirkt doch sehr mondän, nicht?«
»Naja …« Maureen klingt schon fast überzeugt.
»Und glamourös«, fügt er siegessicher hinzu.
Maureen starrt abwesend Löcher in die Luft. Zweifellos
sieht sie sich gerade mit einem kinnlangen blonden Bob und hört sich mit einem abgehackten britischen Akzent sprechen.
»Sag ihr, dass sie Helen Mirren zum Verwechseln ähnlich sieht«, flüstere ich.
»Ihr seht euch sogar ziemlich ähnlich, Helen Mirren und du«, sagt Bryan prompt, »Vor allem die Augenpartie. «
»Unsinn«, schnaubt Maureen und stolziert in den Garten, um ihre Zigarette zu rauchen, und ich weiß, dass sie sich dabei im Garagenfenster betrachtet, insbesondere die Augenpartie.
Ich setze meinen Weg nach oben fort. Blue empfängt mich auf dem Treppenabsatz. Ich gehe vor ihm in die Knie. »Blue«, flüstere ich. »Tut mir leid, dass du heute hierbleiben musstest. Ich konnte dich nicht mitnehmen.«
Mein Flehen stößt auf taube Ohren. Blue streckt mir das Hinterteil hin, mit hoch erhobenem Schwanz. Das ist seine Art, »du kannst mich mal« zu sagen. Bei dieser Gelegenheit fällt mir wieder ein, was die Apothekerin neulich über Katzen gesagt hat. Statt mich neben ihn zu legen und die Nase in seinem weichen Fell zu vergraben, wie ich das normalerweise getan hätte, packe ich ihn mit ausgestreckten Armen und haste in mein Zimmer, wo ich ihn in meinem uralten Kleiderschrank einsperre und den Schlüssel umdrehe. Blue ist derart überrumpelt, dass er erst anfängt zu maunzen, als ich schon in meinen Schlafanzug geschlüpft bin und mich ins Bett gelegt habe.
»Was hast du denn mit Blue angestellt?«, will Bryan wissen, als er mir kurz darauf ein Tablett auf den Schoß stellt. Der Anblick seines Omeletts lenkt mich ab. »Ist da Fleisch drin?«
»Tut mir leid, aber es war keins aufzutreiben«, gesteht er und stopft mir eine Serviette in den Ausschnitt.
Blues Maunzen schallt durch das Zimmer.
»Ich musste ihn einsperren, weil die Gefahr besteht,
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