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Und plotzlich ist es Gluck

Und plotzlich ist es Gluck

Titel: Und plotzlich ist es Gluck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geraghty Ciara
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dass er mich oder Ellen mit Toxoplasmose ansteckt, und dann könnte ich noch eine Fehlgeburt haben oder sie könnte geistig behindert oder blind zur Welt kommen.«
    Bryan reicht mir eine Tasse Tee. »Hier, nimm einen Schluck.«
    »Wow, der ist köstlich. Wie viele Löffel Zucker sind denn da drin?«
    »Drei.«
    »Oh.« Ich leere die Tasse in einem Zug, und dann verputze ich ohne ein weiteres Wort mein Omelett und tunke die geschmolzene Butter mit einem Stück Brot auf, bis der Teller so sauber ist, dass man ihn wieder in den Schrank stellen könnte.
    »Bryan«, sage ich, als es nichts mehr zu essen und zu trinken gibt, »was soll ich nur tun?«
    »Nichts.« Er nimmt mir das Tablett ab und deponiert es sanft auf dem Boden.
    »Aber …«
    »Jedenfalls nicht mehr heute Abend.« Er deckt mich zu.
    »Aber … aber ich weiß nichts über Babys. Ich weiß nicht, was sie essen oder wann sie anfangen zu krabbeln oder zu laufen oder …«
    »Sie trinken Milch«, sagt Bryan, als wäre alles ganz einfach.
    »Ja, aber nicht bis an ihr Lebensende. Ich meine, irgendwann brauchen sie doch feste Nahrung. Aber ich weiß nicht, wann oder was. Oder …«
    »Sch!«, macht Bryan. »Das können wir ja morgen bei Google recherchieren. «

    »Aber … ich muss meinen Fünfjahresplan ändern … schon wieder … Und die betreffende Seite in meinem Terminkalender ist schon voll.«
    »Du kannst doch eine neue Seite nehmen«, sagt er und knipst meine Nachttischlampe aus. »Aber erst musst du dich erholen, hat der Arzt gesagt. Weißt du noch?«
    »Ich wollte … abtreiben.« Ich zwinge mich, es auszusprechen.
    »Aber du hast es nicht getan.« Bryan streift mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
    »Aber nur, weil ich stattdessen eine Fehlgeburt hatte.«
    Er weiß, es hat keinen Sinn, mir zu widersprechen, weil ich Recht habe. Er wartet darauf, dass ich fortfahre.
    »Heute Morgen wollte ich kein Baby haben«, sage ich, mehr zu mir selbst als zu ihm. »Jetzt ist alles anders, und ich weiß nicht, warum. Jetzt mache ich mir auf einmal Sorgen, das Baby könnte blind oder geistig zurückgeblieben zur Welt kommen. Das ergibt doch keinen Sinn, oder?« Aus seiner Hemdtasche lugt eine Packung Minstrels-Schokolinsen hervor. Ich schnappe sie mir, reiße sie auf und stecke mir eine Handvoll in den Mund. Erst dann komme ich überhaupt auf die Idee, Bryan welche anzubieten. Ich kann mich nicht entsinnen, je so hungrig gewesen zu sein. »Und darf man den Ausdruck geistig zurückgeblieben überhaupt noch sagen?«
    »Lass uns die Diskussion über die politisch korrekte Bezeichnung für angeborene Behinderungen auf ein andermal verschieben, ja?« Bryan befreit Blue aus seinem Schrankgefängnis. Der Kater springt heraus, mustert uns beide mit einem bitterbösen Blick, wobei er indigniert mit dem hoch erhobenen Schwanz zuckt, dann stolziert er hinaus. Zweifellos, um sich in den beheizten Wäscheschrank zurückzuziehen. »Außerdem bist du mittlerweile vermutlich gegen
Toxoplasmose immun. Und soweit ich weiß, sollen sich Schwangere lediglich von der Katzenkiste fernhalten und darauf achten, dass ihnen ihr Stubentiger nicht über das Gesicht leckt.«
    Wir müssen beide grinsen bei der Vorstellung, dass Blue jemandem über das Gesicht leckt. Er kratzt, er faucht, aber öffentliche Liebesbekundungen sind nicht sein Ding. Private ebenso wenig, wenn ich es mir recht überlege.
    »Zu dumm, dass du es Sofia erzählt hast.«
    »Ich musste. Sie war noch in der Kantine, als ich runterging, um Filly Bescheid zu sagen. Außerdem hat sie sich Sorgen um dich gemacht.«
    »Ich muss es John sagen.«
    »Und Red … äh … Butler.«
    »Er kann unmöglich der Vater sein.«
    »Naja …«
    »Herrje, was für ein Chaos.«
    Bryan legt mir die Hände auf die Schultern und wartet ab, bis ich ihm ins Gesicht sehe. »Es wird alles gut, Scarlett. «
    Ich gebe mir größte Mühe, ihn anzulächeln. Aber ich bin total verunsichert, und dieses Gefühl ist mir so fremd wie ein fernes Land, in dem ich noch nie gewesen bin. Ungefähr so fremd wie Kasachstan.

14
    Am darauffolgenden Morgen bin ich wieder etwas mehr bei mir selbst. Ich bin nicht mehr in Kasachstan. Eher in Jersey oder so. Ich lege beide Hände auf meinen Bauch. Gestern waren wir noch zu dritt. Heute sind wir zu zweit. Und wenn alles nach Plan gelaufen wäre, wie das bei mir üblicherweise der Fall ist, dann gäbe es jetzt nur noch mich. Mich allein. Ich denke an das Baby, von dem ich gar nicht wusste, dass ich es in mir trage. Das Baby,

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