Und Sei Getreu Bis in Den Tod: Mitchell& Markbys Letzter Fall
dass Meredith etwas von den Arrangements zur Beerdigung von Fiona Jenner hörte. »Hat der Coroner den Leichnam inzwischen freigegeben?«
»Noch nicht, aber Jeremy hat Druck gemacht. Die Sache ist die, Chantal will auf Overvale House bleiben, bis Fiona anständig unter die Erde gebracht worden ist, und wir anderen müssen uns damit abfinden. Ich denke, Jeremy hätte sie am liebsten gleich zu Anfang wieder vor die Tür gesetzt, als sie noch keine fünf Minuten da war, aber Alison wollte nichts davon hören. Die Beerdigung wird eine peinliche Angelegenheit. Da ist auf der einen Seite diese Freundin von Fiona aus London, Tara Seale. Sie wird dabei sein wollen. Ich habe Jeremy darauf hingewiesen, aber er hat nur etwas von engstem Familienkreis gemurmelt. Ich meinte, unter den gegebenen Umständen hätte Fiona ihre Freundin wohl als Familie betrachtet, doch das gefiel Jeremy überhaupt nicht, und er hat nicht geantwortet. Ich glaube, sie hat mit ihm telefoniert.«
»Tara Seale hat mit Jeremy telefoniert?«
»Ja. Das heißt, ich bin ziemlich sicher. Es ist schwer, völlig sicher zu sein, weil Jeremy nicht mit mir darüber redet, wie gesagt. Ich glaube, er ist wütend, weil ich in die Wohnung gefahren bin und Tara gefunden habe. Aber es war schließlich seine Idee! Ich habe gehört, wie er mit Alison darüber geredet hat. Taras Name wurde erwähnt, gefolgt von irgendetwas in der Richtung, dass sie keine Rechte hätte. Ich schätze, dass Jeremy versuchen wird, sie auszuschließen, und ich denke, das wäre unfair. Sie war schließlich Fionas Lebensgefährtin. Ich denke, Jeremy will sie aus der Wohnung vertreiben. Wie es scheint, hat Fiona kein Testament hinterlassen. Die ganze Geschichte ist im Grunde genommen ziemlich armselig. Ich hätte Jeremy für großzügiger gehalten, oder zumindest für moderner. Er scheint sich in einen trauernden viktorianischen Patriarchen zu verwandeln. Ich denke, dass er und ich deswegen auf einen heftigen Streit zusteuern, aber ich will nicht jetzt schon damit anfangen, nicht während er so viele andere Dinge im Kopf hat, die ihm Sorgen machen. Trotzdem, ich werde nicht zulassen, dass er Tara ausschließt. Es ist nicht richtig. Es ist nicht, was Fiona sich gewünscht hätte. Es ist geradezu grausam, wenn du mich fragst. Ich lasse ihm das nicht durchgehen. Ganz bestimmt nicht!« Toby nickte entschlossen vor sich hin.
»Er trauert um seine Tochter«, erinnerte Meredith ihn. »Trauer hört nicht auf vernünftige Argumente. Gib ihm eine Woche oder zwei.«
»Niemand hört auf irgendjemanden im Augenblick, das ist das Dumme.« Toby faltete die Karte sorgfältig zu einem hübschen Rechteck. »Ich habe keine Zeit zu warten, bis Jeremy sein Verhalten ändert. Er muss irgendwie dazu gebracht werden, Tara mit einzuschließen. Alison wäre ganz anders, da bin ich sicher, genauso, wie sie sich bemüht, freundlich zu Chantal zu sein. Aber ich kann sie nicht um Hilfe bitten in dieser Sache. Seit der letzte Brief kam, ist sie nervös wie eine Katze auf einem heißen Blechdach. Sie redet nicht mehr mit Chantal, und jetzt ist nicht der geeignete Moment, um mit ihr über Tara zu sprechen, fürchte ich. Hier rechts!«
Meredith bog rechts ab und stellte zu ihrer großen Erleichterung fest, dass sie den Verkehr hinter sich gelassen hatten. Sie folgten einer schmalen, gewundenen Landstraße, die einen Hügel hinauf und dahinter wieder in ein Tal führte, bis sie eine winzige Ortschaft mit einem Pub, zwei oder drei Cottages und einer baufälligen Tankstelle erreichten.
»Das ist das Dorf«, sagte Toby zuversichtlich.
»Bist du sicher?« Meredith spähte zweifelnd auf die beiden uralten Zapfsäulen, die in einsamer Pracht vor einem großen heruntergekommenen Gebäude standen. Ein Schild verkündete: G. Melhuish – Reparaturen, Reifen, Auspuff, Bremsen, Vergaser.
»Das muss es sein. Es ist in der Karte verzeichnet. Wir fahren noch einen halben Kilometer weiter bis zum Meer.«
Die Sonne stand tief am Horizont, als sie ihr Ziel endlich erreicht hatten. Das Cottage stand in exponierter Lage auf den Klippen und bot einen prachtvollen Ausblick auf die Mündung des River Camel tief unten. Als Meredith aus dem Wagen stieg, verfing sich der Wind in ihrem Haar und brachte es zum Flattern. Sie roch die salzige Gischt des Meeres, die sich unten an den Felsen brach. Niemand war in der Nähe, und das rote Leuchten der untergehenden Sonne tauchte die Welt in ein eigenartiges, unwirkliches Licht. Das Cottage, eine eigenartige
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