Und stehe auf von den Toten - Roman
kühnen Drehung wandte sie sich ab von dem Tosen der Verführungen, während sich Nymphen und Tritonen den Fieberschüben des Verlangens hingaben. Wie hungrige Wespen kreisten Amoretten über ihnen, die einen Liebespfeil nach dem anderen abschossen. Galatea triumphierte darüber. Sie schaute stattdessen zu dem platonischen Amor hoch oben am linken Rand des Bildes, der seine Pfeile im Köcher hielt. Abseits und über den schießwütigen Amoretten triumphierte er über die körperliche Liebe, wie Galatea, die sich aus dem Strudel der Lust zu ihm erhob.
Plötzlich durchfuhr Valenti die Erkenntnis, dass er diese Galatea bestens kannte, sie war nämlich niemand anderes als seine Tiburtinische Sybille. Das gleiche runde Gesicht, die gleichen Haare, nur diesmal nicht mehr streng gescheitelt, sondern aufgelöst, im Winde flatternd, der kleine Mund, die mandelförmigen Augen. Sein römisches Mädchen war auf einmal in den Orkan der Wollust geraten. Valenti kannte den Ausgang der Geschichte. Der Triumph blieb nur von kurzer Dauer, und der Pfeil der irdischen Liebe
traf Galatea dennoch. Während sie von dem Kyklopen Polyphem verfolgt wurde, verlor sie ihr Herz an den Jüngling Acis. Polyphem erschlug den Nebenbuhler. Aber Galatea verwandelte das frische Blut, das aus dem Körper des toten Geliebten rann, in einen kraftstrotzenden Fluss, der sich ins Meer ergoss. Blut, das die Welt erneuerte.
Valenti verwirrte das Gemälde, es war voller Anspielungen und vor allem voller Warnungen. Der engelsgleiche Raffael hatte es erkannt, dachte Valenti, Liebe war Krieg und Gewalt. Er war erschüttert, wollte nur den Ort so schnell wie möglich verlassen und wandte sich von dem Bild ab. Sein Blick fiel auf die Gräfin. Sie stand vor ihm, nackt, wie Gott sie erschaffen hatte. Mit aufgelöstem Haar. Leicht geöffnetem Mund. Vollen, wohlgeformten Brüsten. Obwohl sie es war, die nichts am Leibe trug, fühlte er sich plötzlich nackt und ausgeliefert. Sie lief los, und obwohl er gerade noch hatte fliehen wollen, folgte er ihr wie magisch angezogen über eine Treppe in den ersten Stock. In die Sala delle Nozze, das Schlafzimmer mit dem bemerkenswert großen Himmelbett. Sodomas Fresko Krönung Roxanes durch Alexander den Großen hinter dem Bett peitschte seine Sinne hoch. Alexander reichte der orientalischen Schönheit die Krone, während ein Engel sie entblößte. Als ob das nicht schon irritierend genug wäre, hatte der Maler, der sich wegen seiner Zügellosigkeit nicht umsonst nach dem biblischen Ort Sodom nannte, am rechten Rand einen schwarzen Diener gezeichnet, der die erotische Szene mit voyeuristischer Lust betrachtete.
Valenti spürte den heißen Atem der Gräfin an seinem Ohr und ihre Hand, die seine Hose aufknöpfte. Hatte er sich nicht geschworen, in diesem Kampf zu gewinnen? Valenti griff nach ihrer Hand, riss sie hoch. Dann warf er die
Gräfin aufs Bett. Sie stöhnte. Wie in einem Rausch entledigte er sich der Kleidung und genoss das Wachsen seiner Erektion. Es war, als ob sich seine ganze Existenz dort konzentrierte. Er sah sie nicht mehr, er drang nur noch in sie ein, wieder und immer wieder. Um sie zu besitzen, um ihr seinen Willen aufzuzwingen. Ihr Stöhnen trieb ihn an. Er wollte sie plötzlich dazu bringen, vor Lust zu schreien. Ihr Schweiß vermischte sich. Dann explodierte er und glaubte, in die ganze Welt zu verströmen. Doch kaum war er wieder zu sich gekommen, da fühlte er, wie kräftige Finger sein erschlafftes Genital massierten, und neue Kraft floss in ihn. Sie versuchte ihn auf den Rücken zu drücken. Doch das ließ er nicht zu. Er packte sie an Schulter und Gesäß, und ehe sie noch etwas sagen oder tun konnte, war er bereits wieder in ihr. Seine Hände umschlossen ihre Brüste. Sie waren fest und rund, und ihre Warzen pressten sich herausfordernd gegen seine Handflächen. Jetzt endlich hörte er sie vor Lust schreien. Irgendwo in seinem Hinterkopf rief eine Stimme ihm verzweifelt zu, dass es falsch war, was er tat. Aber er konnte nicht aufhören. Er hatte jede Kontrolle, jedes Gefühl für Raum und Zeit verloren.
Plötzlich lagen sie nebeneinander. Erschöpft, in ihrem Schweiß. Sie rang nach Luft, dann lächelte sie zufrieden. »Wusste ich’s doch: Du kommst aus einem guten Stall!«
Da begriff er, dass er verloren hatte. Was immer er auch mit ihr im Bett angestellt hätte, nie hätte es etwas anderes als seine Niederlage bedeutet. Nur durch Keuschheit hätte er siegen können.
Valenti stand auf. Er nahm
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