Und was, wenn ich mitkomme?
anderen< vorbei. Und genau so sehe ich meine Beziehung zu Gott. Wenn du sie nicht hast... Tja, dann ist das eben so. Aber ich lasse sie mir nicht unter dem Vorwand einer fadenscheinigen Toleranz ausreden.« Der Salzburger hört gar nicht zu, sondern wiederholt bloß, was er schon zigmal vorher gesagt hat, nämlich, dass jeder nach seiner Fasson... und so weiter und so fort. Begründen kann er seine Ansicht immer noch nicht. Er kann noch nicht mal erklären, was denn nun seine Fasson ist, nach der er selig zu werden meint. Felix, Pit und ich sind genervt. Felix bringt diese Art Austausch kein bisschen weiter, und auch wir haben keine Lust auf eine Diskussion, die gar keine ist.
Ich muss an Christian denken, unseren Mitwanderer aus Aschaffenburg mit den karamellblonden Endlich erlöst uns unser deutsch sprechender Mönch. Der Salzburger verschwindet, während wir unseren Gastgeber nach seinem Glauben und seinem Klosterleben befragen. Er ist Zisterzienser, wie die meisten Mönche hier in Spanien. Die Zisterzienser gibt es schon seit fast 900 Jahren. Sie sind aus einer Reformbewegung der Benediktiner hervorgegangen, und ihre Lebensweise zeichnet sich durch Einfachheit und strenge Regeln aus. Sie leben völlig autonom und ernähren sich von eigenen landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Heute fühlen sie sich hauptsächlich der Seelsorge an hilfsbedürftigen Menschen — wozu auch die Sorge um die Jakobsweg-Pilger gehört — und dem Religionsunterricht in welcher Form auch immer verpflichtet. Ich frage nach der Bekleidung, den weißen Kutten mit den bodenlangen, trompetenförmigen Ärmeln. Der Mann lacht und zuckt mit den Schultern. Wie erfrischend, wenn einer, anstatt irgendwelchen Müll zu erzählen, zugeben kann, dass er nicht alles weiß, nicht mal das, was er selbst lebt. Bevor wir weiter ins Detail gehen können, weist er uns auf die vorgerückte Stunde hin, zehn Uhr, Zeit zum Schlafen, und scheucht uns liebevoll in die Betten. Und dann ist Ruhe im Saal.
38. TAG SOBRADO DE MONXES — ARZÚA
Aus Pits Tagebuch:
Wir verlassen unsere Herberge um acht. Das Kloster mit seinen Nebengebäuden ist sehr beeindruckend: grauer Stein, die Fassade mit geometrischen Formen verziert. Moose wachsen auf den Simsen und Mauerabschlüssen. Leider haben wir die Gelegenheit verpasst, uns die Kirche von innen anzusehen.
Ich habe mir nach dem Frühstück eine Tablette eingeworfen. Monika hat mir ein paar aus ihrer Reiseapotheke gegeben. Ich hoffe sehr, dass sie wirken.
Der Weg beginnt sehr schön, Sandwege und herrliche Ausblicke über eine lila blühende Heidelandschaft. Auf einer Wiese am Wegrand sitzt Moni im hohen Gras und schreibt Tagebuch. Im nächsten Dorf finden wir vor der Kirche eine Bank aus Stein, lassen uns darauf nieder, genießen den Sonnenschein und tun es Moni nach.
Ein kleiner brauner Hund kommt zu uns und bettelt um Streicheleinheiten. Hier haben die Hunde kein gutes Leben. In nahezu jedem Haushalt gibt es mindestens einen von ihnen, meist mehrere, und keiner scheint sich wirklich um sie zu kümmern. Oft sind sie an viel zu kurzen Ketten im Hof festgebunden. Sie bellen und reißen, bis wir vorbei sind. Gestreichelt werden die bestimmt nicht.
Wir laufen weiter über einen regelrechten Seniorenwanderpfad, rechts Mischwald, wie wir ihn von zu Hause kennen, links Eukalyptusbäume in Reih und Glied gepflanzt. Wo der Wald zurückweicht, öffnet sich eine hügelige Landschaft mit blauen Wäldern am Horizont, Eichen und Linden, auf den Wiesen rotbraune Kühe, viele verwahrloste Gehöfte, die Vegetation ähnlich wie bei uns, Palmen nur ganz selten, Zitrusbäume gar nicht mehr. Leider ist auch der »Rosenzauber« in Asturien geblieben. Noch ein »leider«: Über die Hälfte der Strecke laufen wir mal wieder auf Asphalt.
Ich merke verstärkt meinen rechten Fuß und werfe eine
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