Und was wirst du, wenn ich gross bin
ein Stück mehr allein in seiner Situation.
Ich habe mich in meinem Leben mal mehr und mal weniger gemocht, auf den Umgang mit diesen Dingen hingegen bin ich stolz. Trotzdem kann ich nicht behaupten, sie richtig gemacht zu haben. Das mag auch in der Natur der Sache liegen. Es handelt sich nicht um Ereignisse, die man öfter erleben will, egal wie gut man damit umgehen kann. Deshalb ist es angebracht, die Türen zu diesem Flügel wieder zu schließen, in der Gewissheit, dass dieser Teil des persönlichen Hauses einer ist, den man nie einbruchssicher zumauern kann.
Hie und da sollte man deshalb hineingehen, kurz durchsaugen und die Spinnweben entfernen, sich umschauen und dann wieder gehen. Außer man trifft Menschen und erlebt mit ihnen Momente, in denen es sinnvoll erscheint, den Schlüssel zu zücken, das Erlebte zu erwähnen und gemeinsam durch diese Zimmer zu wandern. Das kann sehr wohltuend sein und sogar schön. Und es hilft dabei, in Frieden zu leben, was meiner Ansicht nach schwieriger ist, als in Frieden zu ruhen.
Nun bleibt zu erwähnen, warum - außer im zeitlichen Rahmen - diese Dinge im Zusammenhang mit der Kapitel-überschrift »Entrepreneur« stehen: weil Entrepreneur das französische Wort für Unternehmer ist. Wenn man »Unternehmer« wörtlich ins Englische übersetzt, wäre das »Undertaker«. Das wiederum ist das englische Wort für Bestatter. Das soll keine bedeutsame Aussage sein, und ich kann auch keinen tieferen Sinn dafür anbieten. Den kann nur jeder für sich finden. Ich weiß auch nicht allgemeingültig, warum Menschen erkranken und sterben. Ich weiß nur, dass dem so ist.
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autor
Von den geschilderten Umständen zusätzlich beeindruckt, war ich besonders froh, die Werbetexterei hinter mir lassen und meinen Unterhalt zunehmend mit dem Schreiben von Unsinn bestreiten zu können. Und es muss wohl auch etwas in Richtung einer rudimentären Begabung vorhanden gewesen sein, den Reaktionen nach zu urteilen. Dank Aristoteles’ Eigenschaft, anderen gerne und sehr wertschätzend von unserer Zusammenarbeit zu berichten, weitete sich das Feld derer aus, denen ich Unsinn zuschrieb.
Damals war ich froh, ein kleines Rad im Getriebe der Comedy zu werden, zu einer Zeit, als Comedy noch kein Schimpfwort war. Es ist schade, dass es beinahe eines geworden ist, denn Comedy an sich ist nichts anderes als die Überschrift einer Sparte, in der es darum geht, Menschen zum Lachen zu bringen. Es gibt selbstverständlich gute Comedy und unsägliche Comedy, was in der Natur der Sache liegt. Alles, was »entdeckt« wird, ist immer auch ein »Markt«, der dazu führt, dass sich untalentierte Menschen ein paar Euros dazuverdienen wollen. Aber als jemand, der in vielerlei anderen Berufen das Äquivalent einer Königsspaßbremse unter den Lachmachern gewesen war, sollte ich hierzu lieber schweigen.
Von ersten Erfolgen angespornt, begann ich das Feld des Schreibens in andere Genres auszuweiten. Nachdem ich mich immer schon gerne ausprobiert hatte (ein Euphemismus, zugegeben), durfte ich das plötzlich unter ein und derselben Berufsbezeichnung tun, als »Autor«. Und ich nutzte das weidlich, wenn auch nicht immer sinnvoll und bei weitem nicht immer mit Erfolg. Natürlich schrieb ich zunächst ein Drehbuch, was ebenso natürlich nie verfilmt wurde. Ich schrieb für Fernsehsendungen. Mein größter gedachter großer Durchbruch als Autor aber endete mit einer Vorladung als Zeuge bei Gericht.
Da saß ich nun das erste Mal in einem Gerichtssaal und sagte aus im Insolvenzverfahren einer Unternehmung, die mir internationalen Ruhm und Geld hätte einbringen sollen. Da ich weder jemals Anlageberater noch Bänker gewesen bin, war die Situation für mich eine völlig neue. Und sehr beeindruckend. Ich fühlte mich automatisch mitschuldig, obwohl ich nicht im Geringsten an irgendeiner geschäftlichen Entscheidung beteiligt gewesen war. Es war auch nicht so, dass ich wütend war oder mich betrogen fühlte. Es war einfach nur verdammt schade.
Es ging um ein Musical. Wir, der Komponist, ein weiterer Mitentwickler der Geschichte und ich als Autor des Stückes und Librettist, hatten - außer einem Jahr Arbeit - auch über ein Jahr mit Verhandlungen zugebracht, bis es zu einem von allen Beteiligten unterschriebenen Vertrag gekommen war.
Heute empfinde ich es als normal, aber damals hätte ich nie gedacht, dass man bei vielen künstlerischen Tätigkeiten die Arbeit sehr häufig lange vor der vertraglichen Einigung
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