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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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mucksmäuschenstill. Beine und Rücken begannen unerträglich zu schmerzen und ich dachte nicht mehr an das Versteck in der letzten Stufe.
    Von Angst überwältigt hatte ich das Gefühl, die moderige Kellerdunkelheit würde mich erdrücken. Ich kniff die Augen zusammen.
    Nachdem die Sozialarbeiterin gegangen war, wurde das rothaarige Mädchen namens Beth angewiesen uns hinaufzubringen. Sie zeigte uns zwei große Räume, in denen jeweils drei Stockbetten standen: sechs pro Zimmer. Die Räume waren groß, einfach möbliert und hatten hohe Fenster. Als wir nach dem Auspacken wieder herunterkamen, sahen wir, dass es Abendessen gab. Schweigend saßen die anderen Kinder auf Bänken an dem langen Esstisch im Speiseraum. Das Letzte, was wir an jenem Tag gegessen hatten, war das Müsli zum Frühstück gewesen, so dass uns angesichts des Bratens mit Soße und des dampfenden Kartoffelbreis das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Ich kann mir denken, dass ihr Hunger habt«, sagte Hazel Frey. Mit ihren blassen, hängenden Zügen und der grau-braunen helmartigen Frisur sah sie aus wie eine Greisin. Als wir nickten, lächelte sie kalt. »Tja, dann habt ihr wohl Pech gehabt.«
    Ich bemerkte, dass uns einige der Kinder mit mitleidiger Miene ansahen, während andere für nichts als das Essen Augen hatten. »Kommt mit«, forderte Hazel uns auf und wir folgten ihr zu der Tür neben der Treppe.
    Hazel öffnete sie, drehte das Licht an und führte uns hinab. Eine einzige schwache Glühbirne erleuchtete den Weg. Unten angekommen deutete sie auf eine schäbige Kunstfaser-Patchworkdecke.
    »Nur damit ihr es wisst, es gibt eine sehr wichtige Regel hier, die lautet: Geht mir nicht auf die Nerven! Wenn ihr gegen diese Regel verstoßt, fällt das Abendessen für euch aus und ihr verbringt die Nacht hier unten. Damit ihr ein Gefühl dafür bekommt, probiert ihr es am besten gleich mal aus.«
    Hazel machte auf dem Absatz kehrt und stapfte die Stufen wieder hinauf. Ungläubig sahen wir ihr nach. Oben schlug sie die Tür zu und schloss ab. Das Licht ging aus und wir standen im Dunkeln.
    Ich hatte alles versucht, um die Monate, die wir in Seale House verbracht hatten, zu verdrängen. Immer wieder sagte ich mir, dass einige der unheimlichen Begebenheiten in diesem Gemäuer gar nicht wirklich geschehen sein konnten. Doch während ich jetzt unter dieser Treppe kauerte, Augen und Ohren in der gnadenlosen Dunkelheit aufs Äußerste sensibilisiert, geschah etwas, was meine Vernunft einmal mehr ins Wanken brachte. Hinter mir regte sich etwas. Langsam, aber sicher näherte sich jemand.
    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich bekam Platzangst. Einen Moment lang war ich wie erstarrt. Furcht und Zweifel lähmten mich, während mein Verstand schrie: Das ist alles nicht real! Und dennoch spürte ich, wie heiße Luft mein Haar gegen meinen Hals blies und jemand um mich herumschlich – ein fast vergessenes Gefühl. Die Vernunft befahl mir, hinter mich zu greifen, um festzustellen, dass dort nichts als Leere war. Aber was wäre, wenn ich doch in etwas Schleimiges oder sich Zersetzendes fasste?
    Ich unterdrückte ein Schluchzen und vermochte mich nicht zu bewegen, während das Unbekannte jegliche Energie aus mir heraussaugte. Obwohl mir das Blut in den Ohren rauschte, konnte ich seinen Atem hören. Würde es von hinten über mich herfallen und seine Zähne in meinen Nacken rammen?
    Die rebellischen Kids oben waren mir egal geworden. Mir kam es jetzt nur noch darauf an, diesem Verlies so schnell wie möglich zu entkommen. Ich krabbelte unter den Stufen hervor und spürte im nächsten Moment einen stechenden Schmerz im Oberarm. Ich hastete die Stufen hinauf und schrie dabei so schrill, dass es selbst in meinen Ohren gespenstisch klang.
    Am Ende der Treppe sah ich die grauen Umrisse einer Person im Türrahmen stehen. Als ich mich kreischend wie ein Dämon näherte, wich der Typ zurück. Ich rammte ihn und er ging zu Boden. Ich hingegen rannte weiter. Die Sonne war inzwischen vollständig untergegangen und das Feuer im vorderen Raum war erloschen. Dennoch konnte ich hier im Vergleich zu dem stockdunklen Keller gut sehen. Nachdem ich aufgehört hatte zu schreien, hörte ich aus mehreren Richtungen Leute auf mich zurennen. Ich flüchtete mich in eine düstere Ecke neben dem nach oben führenden Treppenhaus. Aus meinem Versteck sah ich einen Jungen mit einem Klappmesser, der aufsprang und sich hektisch um sich selbst drehte. Immer wieder stach er mit der

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