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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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anscheinend Anfang Mai aufgegeben, als die Examen näher rückten. Sie hatte es nicht unüberlegt getan, sondern noch mit allen für sie zuständigen Dozenten gesprochen, ehe sie sich zu dem Schritt entschlossen hatte. Mehrere von ihnen hatten versucht, ihr das Vorhaben auszureden – sie war eine der Besten ihres Jahrgangs gewesen, und sie hatten es für Wahnsinn von ihr gehalten, einfach das Studium abzubrechen, obwohl ihr eine glänzende Zukunft als Juristin bevorstand –, aber sie war unerschütterlich geblieben. Und sie war verschwunden.
    »Ist sie durch ihre Prüfungen gerasselt?« fragte Barbara.
    »Sie hat sie überhaupt nie abgelegt. Sie ist vorher gegangen.«
    »Hat sie Angst gehabt? Das große Nervenflattern gekriegt wie ihr Vater? Oder Magengeschwüre? Ich meine, als ihr klar wurde, was sie für ein Lernpensum vor sich hatte und daß sie es nicht packen würde?«
    »Nein, sie war einfach zu dem Schluß gekommen, daß die Juristerei nicht das Richtige für sie ist. So hat sie’s jedenfalls ihrem persönlichen Tutor erzählt.«
    Nicola Maiden hatte acht Monate lang auf Teilzeitbasis bei einer Firma in Notting Hill namens MKR Financial Management gearbeitet, berichtete Nkata weiter. Das war bei den meisten Jurastudenten so üblich: Vormittags jobbten sie, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, nachmittags und abends saßen sie in Seminaren an der Uni. Die Firma in Notting Hill hatte ihr eine Ganztagsstellung angeboten, und da ihr die Arbeit gefiel, hatte sie beschlossen anzunehmen.
    »Und das war’s dann«, schloß Nkata. »Niemand an der Uni hat seitdem wieder von ihr gehört.«
    »Aber was hat sie in Derbyshire getan, wenn sie einen Ganztagsjob in Notting Hill angenommen hatte?« fragte Barbara.
    »Wollte sie noch mal richtig Ferien machen, ehe sie sich ins Berufsleben stürzte?«
    »Nein, nicht nach dem, was ich vom Chef weiß. Hier fängt die ganze Geschichte an, ziemlich mysteriös zu werden. Sie hat den Sommer über in Derbyshire für einen Anwalt gearbeitet, um sich auf die Zukunft vorzubereiten, wie man so schön sagt. Das war überhaupt der Grund, warum er mich an die Uni geschickt hat.«
    »Sie ist also bei einer Firma in London angestellt, die Geldgeschäfte macht, nimmt aber einen Sommerjob bei einem Anwalt in Derbyshire an?« sagte Barbara. »Von so was hör ich auch das erste Mal. Weiß der Inspector, daß sie das Studium aufgegeben hatte?«
    »Ich hab ihn noch nicht angerufen. Ich wollte erst mit Ihnen reden.«
    Die Bemerkung tat Barbara gut. Sie warf Nkata einen kurzen Blick zu. Seine Miene war wie immer freundlich, unbefangen und absolut sachlich. »Also, sollen wir ihn anrufen? Den Inspector, meine ich.«
    »Ich schlage vor, wir kauen das erst noch ein bißchen durch.«
    »Gut. Okay. Vergessen wir für den Moment mal, was sie in Derbyshire getan hat. Bei dieser MKR-Firma in London muß sie ganz schön verdient haben. Ich meine, wenn sie bei der Juristerei geblieben wäre, hätte sie doch bestimmt später auch nicht hungern müssen. Warum also aussteigen? Doch höchstens, weil sie sofort Geld sehen wollte, und zwar nicht zu knapp. Na, wie klingt das?«
    »Fürs erste ganz einleuchtend.«
    »Okay. Hat sie also dringend Geld gebraucht? Und wenn ja, warum? Wollte sie irgendwas Großes anschaffen? Eine Schuld abzahlen? Eine Reise machen? Weniger sparen müssen?« Barbara mußte wieder an Terry Cole denken, und sie schnippte mit den Fingern. »Hey, wie wär's damit? Sie ist erpreßt worden. Von jemandem in London, der nach Derbyshire raufgedüst ist, weil er wissen wollte, warum sie mit ihrer Zahlung im Rückstand war.«
    Nkata drehte die Hand hin und her, als wollte er sagen, wer weiß. »Könnte doch auch sein, daß sie es sich aufregender vorstellte, in diesem MKR-Laden mit Geld zu jonglieren, als ihr Leben lang in Talar und Perücke Gerichtsbänke zu drücken. Ganz abgesehen davon, daß es auf lange Sicht wahrscheinlich mehr eingebracht hätte.«
    »Was genau hat sie eigentlich bei MKR gemacht?«
    Nkata warf einen Blick in seine Notizen. »Sie war Praktikantin«, sagte er.
    »Praktikantin? Na hören Sie, Winston. Deswegen wird sie doch ihr Studium nicht geschmissen haben.«
    »Als Praktikantin hat sie letztes Jahr im Oktober dort angefangen. Ich sage nicht, daß sie auch Praktikantin geblieben ist.«
    »Aber was hatte sie dann in Derbyshire in dieser Anwaltskanzlei zu suchen? Hatte sie sich’s vielleicht doch wieder anders überlegt? Wollte sie wieder zur Juristerei

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