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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nie direkt von hier aus.« Er wies mit dem Kopf zum Fenster und fügte hinzu: »Der Landrover steht noch draußen. Sie ist also heute nachmittag nicht ins Calder Moor gefahren.«
    Nein, heute nachmittag nicht, dachte Lynley. Er sagte: »Ja, ich habe einen Landrover gesehen, als ich kam.«
    Andy Maiden war lange genug bei der Polizei gewesen, um naheliegende Gedankenverbindungen herstellen zu können. »Der Hotelbetrieb stellt hohe Anforderungen, Tommy. Uns bleibt kaum Zeit für uns selbst. Wir nützen jede Minute aus, die sich uns bietet. Wenn Sie zum Hathersage Moor fahren wollen, um zu sehen, ob sie dort ist, finden Sie an der Rezeption eine Karte zu Ihrer Orientierung.«
    Das sei nicht nötig, erklärte Lynley. Wenn Nancy Maiden mit ihrem Fahrrad ins Moor hinausgefahren war, dann wahrscheinlich, weil sie eine Weile allein sein wollte. Und er wollte ihr diese Möglichkeit nicht nehmen.
    Barbara Havers wußte, daß sie sich bei Onkel Toms Hütte, einer Imbißbude an der Ecke Portslade und Wandsworth Road, etwas zu essen hätte mitnehmen können. Der Stand nahm kaum mehr als eine Nische am vorderen Ende der Eisenbahnarkaden ein und sah ganz so aus, als könnte man dort jede Menge cholesterinstrotzende Fressalien kaufen, die einem binnen einer Stunde sämtliche Arterien verkleisterten. Aber sie widerstand der Versuchung – tapfer, fand sie – und suchte sich statt dessen ein Pub in der Nähe des Vauxhall-Bahnhofs, wo sie sich die Bratwürste mit Kartoffelpüree genehmigte, von denen sie schon früher geträumt hatte. Eine köstliche Mahlzeit, zu der sie mit Genuß ein Bier trank. Gesättigt und zufrieden mit dem Ergebnis ihrer morgendlichen Nachforschungen in Battersea, fuhr sie wieder hinüber auf die Nordseite der Themse und flitzte den Fluß entlang. Sie kam so schnell vorwärts, daß sie in die Tiefgarage von New Scotland Yard hinunterfuhr, noch ehe sie ihre zweite Zigarette geraucht hatte.
    Sie hatte jetzt zwei Arbeitsmöglichkeiten. Sie konnte an den Computer zurückkehren und von neuem die Jagd nach einem entlassenen Ganoven aufnehmen, der Maiden Blutrache geschworen hatte. Oder sie konnte die Informationen, die sie bisher gesammelt hatte, in einem Bericht zusammenfassen. Wenn sie sich trotz aller Abneigungen gegen diese öde, stumpfsinnige Idiotenarbeit für das erstere entschied, würde sie damit beweisen, daß sie fähig war, die bittere Pille der Bestrafung zu schlucken, die ihr gewisse Leute verschrieben hatten. Die Alternative jedoch schien ihr eher geeignet, der Aufklärung dieses Falls näher zu kommen. Sie entschied sich also für den Bericht. Die Niederschrift würde ja nicht lange dauern; sie würde ihr gestatten, die Informationen in übersichtlicher und logischer Reihenfolge zu ordnen und damit vielleicht Denkanstöße zu geben, und sie würde sie mindestens eine weitere Stunde von der Arbeit am Bildschirm verschonen. Sie setzte sich in Lynleys Büro – warum auch nicht? Es war ja im Moment leer – und machte sich an die Arbeit.
    Sie war mittendrin, soeben bei den höchst interessanten Mitteilungen Cilla Thompsens angelangt, die Terry Coles größenwahnsinnige Behauptung bezüglich seiner Abstammung väterlicherseits und seine Neigung zu dubiosen Geschäften betrafen, und tippte gerade »Erpressung?«, als Winston Nkata hereinkam. Er schlang den letzten Rest eines Riesenhamburgers hinunter und warf den Behälter in den Papierkorb. Dann wischte er sich die Hände gründlich an einer Papierserviette ab und schob ein Opal-Fruchtbonbon in den Mund.
    »Wer solchen Dreck ißt, lebt nicht lang«, bemerkte Barbara scheinheilig.
    »Aber ich werd mit einem Lächeln auf den Lippen sterben«, versetzte Nkata. Er hockte sich rittlings auf einen Stuhl und zog sein in Leder gebundenes Dienstbuch heraus.
    Barbara warf einen Blick zur Wanduhr und sagte: »Wie schnell fahren Sie eigentlich die M1 rauf und runter, Winston? Sie brechen ja alle Rekorde.«
    Er gab keine Antwort, und das war Antwort genug. Barbara schauderte bei dem Gedanken an Lynleys Reaktion, sollte er je erfahren, daß Nkata seinen geliebten Bentley mit Schallgeschwindigkeit durch die Lande jagte.
    »Ich war an der Uni, in der juristischen Fakultät«, sagte er. »Der Chef meinte, ich sollte mich mal umhören, was die Maiden hier in London so getrieben hat.« Barbara hörte auf zu tippen. »Und?« »Sie hat’s geschmissen.«
»Sie hat das Studium geschmissen?«
    »So sieht’s aus.« Nicola Maiden, berichtete er, hatte ihr Jurastudium

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