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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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herum.
    Jeremy wandte sich von Samantha ab und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Film. »Wenn man so früh die Mutter verliert, hinterläßt das tiefe Spuren«, murmelte er und griff wieder nach seinem Glas. »Habe ich dir das mal erzählt, Sammy –«
    »Ja, hast du.« Seit ihrer Ankunft in Derbyshire hatte Samantha unzählige Male die Geschichte gehört, die sie bereits kannte: Vom Tod seiner Mutter, der schnellen Wiederverheiratung seines Vaters, seiner eigenen Verbannung in ein Internat, als er gerade sieben Jahre alt gewesen war, während seine einzige Schwester zu Hause bleiben durfte. »Das hat mich zerstört«, hatte er immer wieder gesagt. »Das raubt einem Menschen die Seele, vergiß das nie.«
    Samantha hielt es für das beste, ihn seinen Grübeleien zu überlassen, und schickte sich an, aus dem Zimmer zu gehen. Doch seine nächsten Worte hielten sie auf.
    »Es ist gut, daß sie aus dem Weg ist, nicht?« fragte er laut und deutlich. »Nun ist doch alles wieder offen. So seh ich das jedenfalls, Sammy. Was meinst du dazu?«
    »Was?« sagte sie. »Ich verstehe nicht ... was?« In ihrer Überraschung täuschte sie Mißverstehen vor, obwohl Mißverstehen in diesem Fall praktisch ausgeschlossen war, zumal auf dem Boden neben dem Sessel ihres Onkels der High Peak Courier mit der fetten Schlagzeile »Tod in Nine Sisters Henge« lag. Es war albern, ihrem Onkel etwas vormachen zu wollen. »Nicola ist tot« würde von nun an das unterschwellige Begleitmotiv aller Gespräche sein, ganz gleich, mit wem; und es würde ihren Interessen sehr viel besser dienen, sich daran zu gewöhnen, daß Nicola wie eine Rebecca durch ihr Leben geistern würde, anstatt so zu tun, als hätte sie nie existiert.
    Jeremy schien immer noch auf den Film konzentriert. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, als amüsierte ihn der Anblick des fünfjährigen Jungen, der fröhlich durch einen der Gärten hüpfte und dabei einen Stock am Rand einer Blumenrabatte entlangzog. »Sammy, mein kleiner Engel«, sagte er, ohne den Kopf zu drehen, und wieder fiel ihr auf, wie klar seine Aussprache war, »es geht doch gar nicht darum, wie es passiert ist. Das Entscheidende ist, daß es passiert ist. Und am allerwichtigsten ist, was wir jetzt unternehmen werden, nachdem es passiert ist.«
    Samantha gab keine Antwort. Sie fühlte sich wie gelähmt, gebannt und hypnotisiert von etwas, das sie vernichten konnte.
    »Sie war nie die Richtige für ihn, Sammy. Das hat man doch deutlich gesehen, wenn sie zusammen waren. Sie hat die Zügel in der Hand gehabt. Und er hat sich reiten lassen. Wenn er nicht gerade sie geritten hat, natürlich.« Jeremy lachte glucksend über seinen Scherz. »Vielleicht hätte er irgendwann mal erkannt, daß er völlig auf dem Holzweg war. Aber ich glaub’s nicht. Sie hatte ihn einfach zu fest eingewickelt. Darauf hat sie sich verstanden. Es gibt Frauen, die so was prima können.«
    Aber du gehörst nicht dazu, sollte das heißen, doch er ließ es unausgesprochen. Er brauchte es auch gar nicht auszusprechen. Sarnantha wußte sehr gut, daß ihr das Talent fehlte, Männer um den Finger zu wickeln. Sie war immer überzeugt gewesen, daß sie nur offen und direkt ihre Tugenden zu zeigen brauchte, um die beständige Zuneigung eines Mannes zu gewinnen. Weibliche Tugenden waren von Dauer, erotische Strahlkraft verging. Und wenn Lust und Leidenschaft den Tod der Gewohnheit starben, brauchte man etwas Solides, um sie zu ersetzen. Das jedenfalls hatte sie sich in den Jahren einer einsamen Jugend eingeredet.
    »Besser hätt’s gar nicht kommen können«, sagte Jeremy.
    »Sammy, merk dir eins: Am Ende kommt immer alles so, wie es kommen muß.«
    Sie spürte, daß ihre Handflächen feucht wurden, und rieb sie verstohlen an dem Rock, den sie zum Abendessen angelegt hatte.
    »Du bist die Richtige für ihn. Die andere ... die war’s nicht. Du hast so viel zu bieten. Sie konnte dir einfach nicht das Wasser reichen. Sie hätte in eine Ehe mit Julie nichts eingebracht – abgesehen von dem einzigen Paar hübscher Beine, das die Brittons seit zweihundert Jahren gesehen haben –, du dagegen verstehst unseren Traum. Du kannst daran teilhaben, Sammy. Du kannst dazu beitragen, ihn zu verwirklichen. Mit deiner Hilfe kann Julie Broughton Manor wieder lebendig machen. Mit ihr ... tja. Wie schon gesagt, es kommt immer alles so, wie es kommen muß. Und jetzt müssen wir –«
    »Es tut mir leid, daß sie tot ist«, unterbrach Samantha, weil sie wußte,

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