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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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keinen Hinweis darauf, daß etwas passiert ist. Ich habe nur im südlichen Teil vom White Peak gesucht. Das Gebiet ist so groß, daß man es alleine gar nicht schafft, es in einer einzigen Nacht im Stockdunklen von Anfang bis Ende zu durchkämmen. Sie kann praktisch überall sein. Sie kann sogar zum Dark Peak gefahren sein, ohne daß wir es wissen.«
    Er sagte nichts von den nahezu unüberwindlichen Schwierigkeiten, mit denen die Bergrettung zu kämpfen hatte, wenn tatsächlich jemand im Dark Peak verschwand. Es hätte Nan nicht geholfen, wenn man ihre mühsam bewahrte Haltung zerschlagen hätte. Im übrigen wußte sie über den Dark Peak so gut Bescheid wie er; er brauchte sie nicht darüber aufzuklären, daß im Gegensatz zum White Peak im Süden, der größtenteils durch Straßen erschlossen war, der Dark Peak im Norden nur zu Pferd, zu Fuß oder mit dem Hubschrauber überquert werden konnte. Wenn sich dort oben ein Wanderer verirrte oder verunglückte, mußten gewöhnlich Suchhunde eingesetzt werden, um ihn aufzuspüren.
    »Aber sie hat gesagt, daß sie dich heiraten will.« Nans Worte schienen eher an sie selbst gerichtet als an Julian. »Das hat sie doch gesagt, Julian?«
    Sie schien so versessen darauf, etwas über die Heirat zu erfahren, daß Julian sich getrieben fühlte, ihr entgegenzukommen.
    »Beim Ja oder Nein waren wir eigentlich noch nicht angelangt. Darüber wollten wir gestern abend reden.«
    Nan hob ihre Tasse mit beiden Händen zum Mund und trank.
    »War sie ... wirkte sie erfreut? Ich frage nur, weil ich den Eindruck hatte, daß sie ... Na ja, sie hatte anscheinend irgendwelche Pläne, und ich bin mir nicht sicher ...«
    Bedächtig spießte Julian einen gebratenen Champignon auf. »Pläne?«
»Ich dachte ... ja, den Anschein hatte es.«
    Er sah Nan an. Sie sah ihn an. Er senkte als erster den Blick. Ruhig sagte er: »Ich weiß nichts von irgendwelchen Plänen, Nan.«
    Die Küchentür wurde einen Spalt geöffnet, das Gesicht einer der Grindleford-Frauen zeigte sich. »Ah – Mrs. Maiden, Mr. Britton«, sagte sie leise, beinahe scheu, und wies mit einer Kopfbewegung zur Küche. Was soviel bedeutete, wie »Sie werden gewünscht«.
    Andy stand mit gesenktem Kopf vor einem der Arbeitstische, die Hände auf die Platte gestützt. Als seine Frau ihn anrief, blickte er auf.
    Sein Gesicht war eingefallen vor Erschöpfung, graue Bartstoppeln verdunkelten seine Wangen. Sein graues Haar war ungekämmt, sah zerzaust aus. Er warf einen kurzen Blick auf Nan. Julian machte sich darauf gefaßt, das Schlimmste zu hören.
    »Ihr Wagen steht am Rand vom Calder Moor«, sagte Andy.
    Nan ballte die Hände an ihrer Brust zu Fäusten. »Gott sei Dank.«
    Andy sah sie nicht an. Sein Gesichtsausdruck verriet, daß es noch keinen Grund gab, erleichtert zu sein. Das war auch Julian klar. Und es wäre auch Nan in den Sinn gekommen, hätte sie sich die Zeit genommen, darüber nachzudenken. Das Hochmoor umfaßte ein riesiges Gebiet. Es begann unmittelbar westlich der Straße, die Blackwell mit Brough verband, weite Flächen waren mit Heidekraut und Ginster bedeckt, innerhalb seiner Grenzen befanden sich vier Höhlen, zahlreiche Hügelgräber und Festungswerke aus frühgeschichtlicher Zeit von der Altsteinzeit bis zur Eisenzeit, Sandsteinfelsen und Kalksteinhöhlen und - spalten, durch die schon mehr als ein törichter Ausflügler aus reiner Abenteuerlust gekrochen und dann hoffnungslos steckengeblieben war.
    Julian wußte, daß all dies Andy durch den Kopf ging, als er da am Ende einer langen nächtlichen Suche in der Küche stand. Aber Andy bekümmerte noch etwas. Andy wußte etwas. Die Art, wie er sich plötzlich aufrichtete und begann, die Knöchel der einen Hand gegen den Ballen der anderen zu schlagen, machte das offenkundig.
    »Andy!« sagte Julian. »Herrgott noch mal, sag’s uns.«
Andy sah endlich seine Frau an. »Der Wagen steht nicht am Straßenrand, wie man denken würde.«
    »Wo dann?«
    »Er steht hinter einer Mauer. Außer Sicht. An der Straße, die von Sparrowpit kommt.«
    »Aber das ist doch gut«, sagte Nan eifrig. »Sie hatte vor, über Nacht wegzubleiben und wollte den Wagen nicht direkt an der Straße stehenlassen, wo jeder ihn hätte sehen können. Sonst wäre vielleicht jemand auf die Idee gekommen, einzubrechen.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Andy. »Aber der Wagen steht nicht allein da.« Mit einem Blick zu Julian, als wollte er sich entschuldigen, fügte er hinzu: »Daneben steht ein

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