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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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solchen Tricks aufs Glatteis zu führen, ich habe nämlich nichts zu verbergen. Sie vergeuden nur Ihre Zeit.«
    »Wo waren Sie am neunten Mai?« fuhr Hanken unbeirrt fort.
    Upman runzelte die Stirn. »Am neunten? Da müßte ich in meinem Kalender nachschauen, aber ich vermute, ich habe wie üblich in irgendwelchen Besprechungen mit Mandanten gesessen. Warum?« Er sah Hanken forschend an. »Ach so! An dem Tag muß jemand nach London gefahren sein und Nicola besucht haben. Richtig? Um sie davon zu überzeugen – vielleicht sogar mit Gewalt –, wie aufregend so ein Sommer in Derbyshire sein kann, wenn man sich den ganzen Tag die Beschwerden verbitterter Hausfrauen anhört, die sich von ihren Männern scheiden lassen wollen. Glauben Sie das im Ernst?«
    Er stand auf und holte den Gartenschlauch. Er drehte den Wasserhahn auf, kehrte zu seinem Fahrrad zurück und richtete einen dünnen Wasserstrahl auf die Kette, um alle Schmutzreste wegzuspülen.
    »Vielleicht waren Sie dieser Besucher«, sagte Hanken zu ihm.
    »Vielleicht wollten Sie ihr die ›neuen beruflichen Pläne‹ ausreden. Vielleicht wollten Sie auf den ›hübschen Blickfang‹« – mit verächtlich verzogenen Lippen – »auf den Sie sich gefreut hatten, nicht verzichten. Da Nicola Maiden ja so attraktiv und intelligent war, wie Sie sagen.«
    »Sie bekommen am Montag Kopien der entsprechenden Seiten aus meinem Terminkalender«, bemerkte Upman gelassen.
    »Komplett mit Namen und Telefonnummern, hoffe ich?«
    »Ganz wie Sie wollen.« Upman wies zur Haustür, hinter der die Dulderin Joyce verschwunden war. »Falls Sie es noch nicht gemerkt haben sollten, Inspector, in meinem Leben gibt es bereits eine attraktive und intelligente Frau. Sie dürfen mir glauben, daß ich ganz bestimmt nicht den ganzen weiten Weg nach London gefahren wäre, um mir noch eine zu suchen. Aber wenn Ihre Gedanken sich schon in dieser Richtung bewegen, sollten Sie vielleicht mal überlegen, wer so etwas nötig gehabt hätte. Ich denke, wir wissen beide, wer dieser arme Kerl ist.«
    Teddy Webster ignorierte das Blaffen seines Vaters einfach. Er kam aus der Küche, wo seine Eltern noch beim Mittagessen saßen, und er wußte, daß er mit einer guten Viertelstunde rechnen konnte, ehe sein Vater ein zweites Mal losbrüllen würde. Und da seine Mutter zum Nachtisch ausnahmsweise einmal Apfelstreusel gebacken hatte – während sie sonst meistens nur eine Packung gekaufter Kekse auf den Tisch knallte, wenn sie abräumte –, würde aus dieser Viertelstunde vielleicht eine halbe werden, Zeit genug für Teddy, sich noch den Rest von Hulk Hogan anzuschauen, bevor sein Vater donnerte: »Mach jetzt endlich diese verdammte Glotze aus und sieh zu, daß du raus ins Freie kommst! Ich mein’s ernst, Teddy. Du sollst raus in die frische Luft. Sofort. Auf der Stelle! Oder soll ich dir erst Beine, machen?«
    Jeder Samstag verlief nach diesem Muster: eine öde, ätzende Wiederholung jedes vorangegangenen öden, ätzenden Samstags, seit sie in die Peaks umgezogen waren. Der Ablauf war immer der gleiche: Spätestens um halb acht trampelte Dad durchs Haus und ließ sich lauthals darüber aus, wie toll es doch wäre, endlich aus der Stadt raus zu sein, und daß sie alle froh und dankbar sein müßten, saubere Luft atmen zu können und offenes Land um sich zu haben, Wiesen und Felder, wo ihnen auf Schritt und Tritt die Geschichte und die Traditionen des Landes begegneten. Nur daß dies keine Wiesen und Felder wären, sondern Moore, nicht wahr, und sei es nicht ein wahrer Segen, daß sie ... ach was, ein Gottesgeschenk sei es, daß man hier nur aus der Tür zu treten brauchte, um sofort in Richtung Norden losmarschieren zu können, meilenweit, ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen! Das ist hier kein Loch, wie Liverpool, was, Kinder? Das hier ist das Paradies! Es ist Utopia! Es ist – zum Kotzen langweilig, dachte Teddy. Und manchmal sagte er das laut, und dann wurde sein Vater wütend und seine Mutter schluchzte, und seine Schwester fing an zu jammern, daß sie es bestimmt nie schaffen würde, auf die Schauspielschule zu kommen und eine richtige Schauspielerin zu werden, wenn sie wie eine Aussätzige irgendwo in der Einöde leben mußte.
    Worauf Dad dann total ausrastete. Und erst mal von Teddy abgelenkt war, der jedesmal die Gelegenheit nutzte, um sich zur Glotze zu schleichen, Fox Kids einzuschalten und zuzuschauen, wie der dürre Dr. David Banner von irgendeinem fiesen Typen genau bis zu dem Punkt

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