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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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getrieben wurde, wo er einen dieser echt coolen Anfälle kriegte, bei dem er wild die Augen verdrehte und seine Arme und Beine aus den Kleidern platzten, während sich sein Brustkasten wie ein Ballon aufblähte, daß es sämtliche Knöpfe absprengte, und er jeden, der ihm in die Nähe kam, zu Matsch prügelte.
    Teddy seufzte selig, während er zusah, wie Hulk Hogan Hackfleisch aus seinen Peinigern machte. Genauso würde Teddy gern mit diesen gemeinen Schwachköpfen verfahren, die ihn jeden Morgen am Schultor erwarteten und ihn von dem Moment an, wo er den Hof betrat, knuffend und puffend, hänselnd und höhnend, verfolgten. Er würde sie zusammenschlagen, bis sie nur noch Fettflecken auf dem Pflaster wären, wenn er Hulk Hogan wäre. Er würde sie sich entweder einen nach dem anderen vorknöpfen oder alle auf einmal. Es würde keine Rolle spielen, weil er mehr als zwei Meter groß wäre, ein einziges Muskelpaket, und sie überhaupt nicht schnallen würden, woher er plötzlich gekommen war. Und wenn sie dann in ihrer Kotze und ihrer Scheiße auf dem Boden lägen, würde er einen von ihnen an den Haaren hochzerren und sagen: »Ihr laßt mir Teddy Webster in Frieden, kapiert? Sonst komme ich wieder!« Und er würde dieses Arschloch mit dem Kopf auf den Boden schlagen und ihm im Weggehen noch kurz ins Gesicht treten. Und dann – »Herrgott noch mal, Ted! Du sollst nicht dauernd in der Bude sitzen.«
    Teddy sprang hastig auf. Er war so tief in seine Phantasien versunken gewesen, daß er das Kommen seines Vaters gar nicht bemerkt hatte. »Ich wollte nur noch den Schluß sehen«, erklärte er hastig. »Ich wollte sehen, wie –«
    Sein Vater hielt eine Schere hoch. Er packte das Kabel des Fernsehapparats. »Ich bin mit meinen Kindern nicht aufs Land gezogen, damit sie in ihrer Freizeit ständig vor dem Fernseher hocken. Du hast genau fünfzehn Sekunden, um hier zu verschwinden und an die frische Luft rauszugehen, sonst ist das Kabel durch.«
    »Aber Dad! Ich wollte doch nur –«
    »Bist du schwerhörig, Ted?«
    Er lief zur Tür. Aber dort blieb er stehen. »Und was ist mit Carrie?« fragte er. »Warum muß sie nicht –«
    »Deine Schwester macht ihre Hausaufgaben. Möchtest du dich auch an deinen Schreibtisch setzen? Oder willst du lieber raus und spielen?«
    Teddy wußte genau, daß Carrie überhaupt nicht daran dachte, Hausaufgaben zu machen. Aber er wußte auch, wann er geschlagen war. »Lieber spielen, Sir«, sagte er und trottete widerwillig nach draußen, insgeheim stolz darauf, seine Schwester nicht verpetzt zu haben. Sie hockte in ihrem Zimmer und schrieb bekloppte Liebesbriefe an irgendeinen bekloppten Schauspieler. Ziemlich dämlich, mit so was seine Zeit zu vertun, dachte Teddy, aber er verstand sie. Irgend was mußte sie ja tun, um nicht vor Langeweile durchzudrehen.
    Bei ihm erfüllte das Fernsehen diesen Zweck. Fernsehen machte Spaß. Und was konnte man hier sonst schon anfangen?
    Seinem Vater allerdings stellte er diese Frage schon lange nicht mehr. Ganz am Anfang, gleich nachdem sie aus Liverpool hierhergezogen waren, hatte er sich ein paarmal über Langeweile beklagt und prompt irgendeine Arbeit aufgebrummt bekommen – den Schuppen saubermachen, das Unkraut im Gemüsegarten jäten, die Fenster putzen.
    Teddy hatte es sehr bald aufgegeben, sich zu beschweren, wenn er sich langweilte.
    Er trottete also hinaus, aber bevor er die Tür zuknallte, gönnte er sich noch die Befriedigung, seinem Vater, der auf dem Rückweg zur Küche war, einen finsteren Blick zuzuwerfen.
    »– nur zu seinem Besten«, waren die letzten Worte, die Teddy aus der Küche hörte.
    Und er wußte genau, was diese vier Worte bedeuteten.
    Nur seinetwegen waren sie aufs Land gezogen: weil er ein Fettsack war, der eine dicke Brille tragen mußte und eine Zahnspange, der Pickel im Gesicht hatte und Brüste wie ein Mädchen, der in der Schule vom ersten Tag an gehänselt und herumgestoßen worden war. Er hatte gelauscht, als seine Eltern den Großen Plan entworfen hatten: »Auf dem Land wird er sich viel mehr bewegen und Sport treiben. Da wird er Freude daran haben, sich zu bewegen – so sind Jungs, Judy –, und mit der Zeit das Übergewicht verlieren. Und er wird nicht so wie hier ständig Angst haben müssen, daß die anderen ihn beobachten und auslachen, wenn er rennt oder auf Bäume klettert oder so. Außerdem ist es bestimmt für uns alle gut.«
    »Ich weiß nicht, Frank ...« Teddys Mutter neigte zu Skepsis. Sie haßte jede Störung

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