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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie mühelos Spitze hätte tanzen können.
    Über ihnen drehte sich ein Beleuchtungskörper mit mehreren Scheinwerfern, von denen einer sein Licht direkt auf den Stock hinunterwarf. Andere, die an Schwenkarmen angebracht waren, beleuchteten die übrigen Aktivitäten im Raum.
    »Mann o Mann«, murmelte Nkata.
    Lynley konnte ihm nur schweigend zustimmen.
    Zu den getragenen Rhythmen des gregorianischen Gesangs wurden mehrere Männer mit Hundehalsbändern von grimmig aussehenden Frauen in schwarzen Bodys oder Ledertangas und hohen Stiefeln an Leinen durch den Raum geführt. Ein älterer Mann in einer Naziuniform machte sich mit irgendeinem Instrument an den Hoden eines nackten jüngeren Mannes zu schaffen, der an eine schwarze Backsteinmauer gekettet war, und unweit davon schrie eine Frau, die sich angegurtet auf einer Folterbank wand, immer wieder »Mehr!«, während ihr aus einem Metallkrug eine dampfende Substanz auf die nackte Brust und zwischen die Beine gegossen wurde. Eine üppige Blondine in einem enggeschnürten Kunstlederwams stand mit gespreizten Beinen und in die Hüften gestemmten Armen auf einem Tisch, während ein Mann in Ledermaske und einem Metalltanga hingebungsvoll die Bleistiftabsätze ihrer Lackschuhe ableckte. Und während man sich allenthalben im Saal ungeniert diesen Spielchen hingab, schien ein Kostümkiosk, wo man alles – von der roten Kardinalsrobe bis zur neunschwänzigen Katze – ausleihen konnte, schwunghafte Geschäfte zu machen.
    Nkata zog ein blütenweißes Taschentuch heraus und tupfte sich hastig die Stirn.
    Lynley warf ihm einen Blick zu. »Für einen ehemaligen Jugendbandenführer scheinen Sie aber ein recht behütetes Leben geführt zu haben, Winston. Kommen Sie, wir wollen doch mal hören, was Narbe uns zu erzählen hat.«
    Der Barkeeper schien völlig unberührt von dem hemmungslosen Treiben um ihn herum. Auch von den beiden Kriminalbeamten nahm er keine Notiz, während er gewissenhaft sechs Maß Gin in einen Shaker kippte, Wermut dazugab und ein paar Tropfen Saft aus einem Glas mit grünen Oliven. Erst als er den Deckel des Shakers zugeschraubt hatte und zu schütteln begann, hob er den Kopf und sah die beiden Männer an.
    Im Licht eines der kreisenden Scheinwerfer sah Lynley, was dem Mann seinen Spitznamen eingetragen hatte: Eine zackige Narbe zog sich von seiner Stirn quer über eines der Augenlider bis fast hinunter zum Kinn, eine häßliche Schneise, der ein Stück Nasenspitze und die Hälfte der Oberlippe zum Opfer gefallen waren.
    Narbe sah nicht Lynley an, sondern Nkata. Mit einer ruckartigen Bewegung stellte er den Cocktailshaker weg. »Scheiße«, knurrte er. »Ich hätt dich umlegen sollen, als ich dich hatte, Dämon. Diese ganze Lösegeldidee war doch nichts als Quatsch mit Soße.«
    Lynley warf seinem Constable einen neugierigen Blick zu. »Sie beide kennen sich?«
    »Wir –« Nkata suchte offensichtlich nach einer Möglichkeit, seinem Chef die Nachricht schonend beizubringen. »Wir sind uns ein- oder zweimal in den Kleingärten bei Windmill Gardens über den Weg gelaufen«, sagte er. »Das ist schon einige Jahre her.«
    »Ach, wohl beim gemeinsamen Unkrautjäten«, meinte Lynley trocken.
    Narbe lachte prustend. »Das kann man wohl sagen, gejätet haben wir, und ob«, sagte er und dann zu Nkata gewandt: »Ich hab mich oft gefragt, wohin du dich verdrückt hast. Ich hätt’s mir eigentlich denken können, daß du bei den Bullen landen würdest.« Er trat einen Schritt näher, um mit zusammengekniffenen Augen Nkatas Gesicht zu mustern. Sein entstellter Mund verzog sich plötzlich zu einem breiten Grinsen. »Hey, du Mistkerl!« rief er und lachte wiehernd. »Ich hab doch gewußt, daß ich dich an dem Abend erwischt hab. Ich hab immer gesagt, daß das nicht alles nur mein Blut war.«
    »Stimmt, du hast mich erwischt«, bestätigte Nkata liebenswürdig und tippte auf die Narbe, die quer über seine Wange lief. Er bot dem anderen die Hand. »Wie geht’s dir denn so, Dewey?«
    Dewey? dachte Lynley.
    »Narbe«, sagte Dewey.
    »Also gut, dann Narbe. Keine krummen Sachen mehr? Oder was?«
    »Oder was«, antwortete Narbe und feixte. Er schüttelte Nkata die Hand und sagte: »Verdammt noch mal, ich hab’s gewußt. Ich hab dich erwischt, Dämie. Du warst gut mit dem Messer. Scheiße. Schauen Sie sich nur mal meine Fresse an, wenn Sie’s nicht glauben.« Die letzten Worte waren an Lynley gerichtet. Dann wandte er sich wieder an Nkata. »Aber dafür war ich mit dem

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