Undank Ist Der Väter Lohn.
und was nicht. Aber das ist eigentlich nur eine Liebhaberei von mir – die neuesten Trends zu verfolgen –, nicht mein Beruf. Wir sind ein Versteigerungshaus und keine Galerie, ich hätte daher keinerlei Veranlassung, einem jungen Künstler meine Geschäftskarte zu geben.«
»Sie meinen, weil Sie nicht mit moderner Kunst handeln?«
»Weil wir nicht mit Werken von Künstlern handeln, die sich noch nicht etabliert haben. Aus naheliegenden Gründen.«
Barbara ließ sich seine Erklärung durch den Kopf gehen und überlegte, ob Terry Cole vielleicht versucht hatte, sich als etablierter Bildhauer auszugeben. Sie hielt es für unwahrscheinlich. Und obgleich Cilla Thompson behauptet hatte, mindestens eines ihrer oralfixierten Werke verkauft zu haben, so war doch kaum anzunehmen, daß ein renommiertes Auktionshaus versuchen würde, sie für sich zu gewinnen, indem es ihren Wohngenossen umwarb.
»Wäre es dann vielleicht möglich, daß er aus einem anderen Grund hierhergekommen ist – oder Sie bei einer anderen Gelegenheit kennengelernt hat?«
Sitwell verschränkte seine Hände unter dem Kinn. »Wir suchen seit drei Monaten einen qualifizierten Gemälderestaurator. Da er Künstler war –«
»Ich gebrauche das Wort wirklich im weitesten Sinne«, warnte Barbara.
»Ja, gut. Ich verstehe. Also, da er sich als Künstler betrachtete, verstand er vielleicht etwas vom Restaurieren und war zu einem Bewerbungsgespräch bei mir. Warten Sie einen Moment.« Er zog einen schwarzen Terminkalender aus der mittleren Schublade seines Schreibtischs und begann darin zu blättern, wobei er mit dem Zeigefinger Seite für Seite den einzelnen Eintragungen folgte. »Nichts. Kein Terry oder Terence Cole, tut mir leid. Überhaupt kein Cole.« Er griff nach einem verbeulten Metallkasten voller Karteikarten, die mit eselsohrigen Leitkarten alphabetisch unterteilt waren. Er habe die Gewohnheit, erklärte er, sich Namen und Adressen von Leuten aufzubewahren, von denen er den Eindruck hatte, daß sie der Firma auf die eine oder andere Weise nützlich sein könnten. Vielleicht sei ja Terence Cole einer von ihnen gewesen ... aber nein. Sein Name war auf keiner der Karteikarten zu finden. Es tue ihm wirklich leid, sagte Neil Sitwell, aber er fürchte, er könne Constable Havers bei ihren Ermittlungen nicht weiterhelfen.
Barbara versuchte es mit einer letzten Frage. Ob es möglich sei, erkundigte sie sich, daß Terry Cole auf andere Weise an eine von Mr. Sitwells Geschäftskarten gekommen sei? Den Gesprächen mit seiner Mutter und seiner Schwester habe sie entnommen, daß er davon geträumt hatte, seine eigene Galerie zu eröffnen. Vielleicht also sei er Mr. Sitwell irgendwo zufällig begegnet, mit ihm ins Gespräch gekommen und habe sich mit der Bitte, ihn bei Gelegenheit einmal aufsuchen zu dürfen, seine Karte geben lassen ...
Barbara unterbreitete das alles in ermutigendem Ton, wenn auch ohne große Hoffnung, etwas zu erreichen. Aber als sie die Worte »... seine eigene Galerie zu eröffnen«, sagte, hob Sitwell den Zeigefinger, als sei ihm plötzlich eine Erinnerung gekommen.
»Aber ja! Die Kunstgalerie! Natürlich. Jetzt erinnere ich mich. Ich bin nur nicht gleich darauf gekommen, weil Sie zuerst sagten, er sei Bildhauer gewesen. Der junge Mann hat mit keinem Wort erwähnt, daß er Bildhauer sei, als er mich aufsuchte. Er sagte lediglich, er hoffe –«
»Sie erinnern sich an ihn?« unterbrach Barbara ihn gespannt.
»Der ganze Plan erschien mir reichlich zweifelhaft. Ich meine, seine Ausdrucksweise –« Mit einem raschen Blick auf Barbara geriet er ins Stocken, ratlos und verlegen. Ihm war offensichtlich klar, daß er nahe daran war, sein Gegenüber zu beleidigen.
Barbaras Sprechweise verriet ihre Herkunft, die fast identisch war mit der Terry Coles. Und was den Stil ihrer Kleidung anging, so brauchte ihr niemand zu sagen, daß sie keine topmodisch gestylte Kandidatin für Vogue war.
»Schon gut. Es hat immer nur Schwarz getragen und redete wie jemand aus der Arbeiterklasse«, sagte Barbara. »Kleiner Spitzbart. Halb geschorener Kopf. Schwarzer Pferdeschwanz.«
Ja, das sei der junge Mann gewesen, bestätigte Sitwell. Er war erst in der vergangenen Woche bei Bowes vorbeigekommen, weil er etwas zum Versteigern anbieten wollte. Ein Muster davon hatte er mitgebracht. Aus dem Erlös einer solchen Auktion hatte er erklärt, wolle er die Galerie finanzieren, die schon lange sein Traum war.
Ein Muster von irgend etwas, das er zum Versteigern
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