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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Nicola Maiden kennengelernt hatte. Sie war nicht bereit gewesen, ihnen den Namen des Mannes zu nennen, der die Wohnung, in der sie lebte, ursprünglich finanziert hatte. Zweifellos gab es noch eine Menge anderer Fakten, die sie ihnen verraten konnte, wenn man ihr die psychologischen Daumenschrauben nur geschickt genug anlegte. Lynley war sicher, daß das nicht allzu schwierig sein dürfte. Vi Nevin war zwar beileibe nicht dumm und gewiß nicht so leicht zu überrumpeln, aber sie lebte am Rande des Gesetzes und würde, genau wie die Reeves, zum Kompromiß bereit sein, wenn sie dadurch im Geschäft bleiben konnte.
    Mit dem Messingklopfer schlug er so laut gegen die Tür, daß sie das Klopfen trotz der Musik und des Geschreis aus dem Erdgeschoß hören mußte. Doch drinnen rührte sich nichts, was jedoch bei genauerer Überlegung kaum des Argwohns wert war; es war schließlich Samstag abend, da brauchte man nicht gleich Alarm zu schlagen, wenn man jemanden nicht zu Hause antraf.
    Er zog eine seiner Karten heraus, setzte seine Brille auf und holte seinen Füller aus der Tasche, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Er schrieb ein paar Worte und steckte den Füller wieder ein. Er befestigte die Karte in Höhe des Knaufs an der Tür.
    Und da sah er es.
    Blut. Ein unverkennbarer Daumenabdruck auf dem Türknauf. Ein Schmierstreifen, ungefähr zwanzig Zentimeter höher, der vom Türrahmen schräg nach oben verlief.
    »Um Gottes willen.« Lynley trommelte mit der Faust an die Tür.
    »Miss Nevin?« rief er. Dann noch einmal: »Vi Nevin!«
    Er bekam keine Antwort. Von drinnen war kein Laut zu hören.
    Lynley holte seine Brieftasche hervor, nahm eine Kreditkarte heraus und schob sie in Höhe des altmodischen Schlosses zwischen Tür und Rahmen.
     

22
    »Ist dir eigentlich klar, was du getan hast? Hast du auch nur die geringste Ahnung?«
    Wann hatte sie sich den letzten Schuß gesetzt? fragte sich Martin Reeve. Und konnte er wider alle Hoffnung hoffen, daß diese dämliche Fixerin sich den Besuch nur eingebildet und überhaupt nicht wirklich erlebt hatte? Es war durchaus möglich. Tricia machte nie die Tür auf, wenn er nicht zu Hause war. Dafür war ihre Paranoia schon viel zu weit fortgeschritten. Warum zum Teufel also sollte sie diesmal hingegangen sein, da praktisch alles, was ihr Leben ausmachte, am seidenen Faden hing und bei der nächsten falschen Bewegung in den Abgrund stürzen würde?
    Aber er kannte die Antwort auf diese Frage nur zu gut. Sie war an die Tür gegangen, weil sie ein absolutes Spatzenhirn hatte, weil sie keine fünf Minuten lang in gerader Linie von dem, was sie tat, zu den Folgen dieses Tuns denken konnte, weil sie nur das Gefühl zu haben brauchte, ihre Drogenpipeline könnte blockiert werden, um praktisch alles zu tun, das zu verhindern, und die Haustür aufzumachen war noch das Geringste von all dem. Sie würde ihren Körper verkaufen, sie würde ihre Seele verkaufen, sie würde sich und ihn in Teufels Küche bringen. Und genau das hatte das hohlköpfige Luder anscheinend getan, während er fort gewesen war.
    Er hatte sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer gefunden, wo sie dösend in ihrem weißen Rattanschaukelstuhl neben dem Fenster gelegen hatte, über der linken Brust einen schmalen Lichtstreifen von der Straßenlampe vor dem Haus. Sie war vollkommen nackt, und ein großer ovaler Drehspiegel, den sie nahe an den Schaukelstuhl herangezogen hatte, warf das Bild ihres gespenstisch vollkommenen Körpers zurück.
    »Was zum Teufel tust du da, Tricia?« hatte er gesagt, nicht einmal aufgebracht, da er nach zwanzigjähriger Ehe mit dieser Frau daran gewöhnt war, sie in allen möglichen Zuständen vorzufinden: mal todschick in einem kleinen Designerfummel, der ein Vermögen gekostet hatte; mal nachmittags um drei mit einem Babyfläschchen voll pina colada im Bett eingemummelt. Darum hatte er zunächst auch geglaubt, sie habe sich zu seinem Ergötzen in den Schaukelstuhl drapiert. Und wenn er auch nicht in Stimmung gewesen war, die Gelegenheit zu ergreifen, so hatte er immerhin zugeben müssen, daß das Geld, das er in diverse Hollywood-Chirurgen investiert hatte, Zinsen gebracht hatte, die dem Auge wohltaten.
    Aber die Befriedigung beim Anblick seiner Frau war erloschen wie eine Kerzenflamme im Wind, als Martin gesehen hatte, wie weit Tricia in ihrem Rausch abgedriftet war. Im allgemeinen reizte sie seine Lust, wenn sie so wie jetzt im Drogentaumel war, und dann nahm er sie, wie er Frauen, die bereit

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