Undank Ist Der Väter Lohn.
und willens waren, sich von ihm beschlafen zu lassen, am liebsten nahm – indem er sie durchs Gelände jagte wie ein Militaryreiter seinen Gaul. Aber der Nachmittag und der Abend waren nicht nach Plan gelaufen, und eins stand fest: Wenn er sich dazu aufraffte, heute noch eine Frau in die Mache zu nehmen, dann bestimmt keine, die ihm nicht einen guten Kampf lieferte, und schon gar nicht dieses leblose Stück Fleisch. Das würde ihm kaum die Zerstreuung liefern, die er suchte.
Darum hatte er sie zunächst einfach ignoriert und die Hoffnung, eine vernünftige Antwort auf seine Frage zu bekommen, aufgegeben. Und als sie gelallt hatte: »Müssen nach Melbourne, Marty. Ganz schnell«, hatte er nur die Achseln gezuckt und gedacht, total durchgeknallt, die Frau.
Er ging ins Bad, drehte die Dusche auf, um das Wasser heiß werden zu lassen, und schäumte sich Hände und Gesicht unter dem Wasserhahn mit der cremigen Seife ein, die Tricia bevorzugte.
Sie lag immer noch drüben am Fenster und begann erneut zu sprechen, lauter diesmal, um das Rauschen des Wassers zu übertönen. »Hab schon ’n paar Anrufe gemacht. Wollt wissen, wasses kostet. Ganz schnell, Marty. Baby? Hörst du? Müssen sofort nach Melbourne.«
Er ging zur Tür, während er sich Gesicht und Hände behutsam mit einem Handtuch abtrocknete. Sie sah ihn lächelnd an und strich mit ihren manikürten Fingern ihren Schenkel hinauf und weiter über ihren Bauch bis zu ihrer Brust, wo sie die Finger spielerisch kreisen ließ. Die Brustwarze richtete sich auf. Sie lächelte breiter. Martin reagierte nicht.
»Ist bestimmt heiß in Australien«, sagte sie. »Ich weiß, du magst die Hitze nicht. Aber wir müssen unbedingt nach Melbourne. Ich hab’s ihm versprochen.«
Da hatte Martin begonnen, sie ernster zu nehmen. Das »ihm« hatte ihn hellhörig gemacht. »Wovon redest du, Tricia?«
Sie sagte schmollend: »Du hörst mir überhaupt nicht zu, Marty. Ich hasse das, wenn du nicht zuhörst.«
Martin wußte, wie wichtig es war, wenigstens für den Moment einen freundlichen Ton beizubehalten. »Aber natürlich höre ich dir zu, Darling. Melbourne. Die Hitze. Australien. Du hast es jemandem versprochen. Du siehst, ich habe alles gehört. Ich verstehe nur den Kontext nicht. Vielleicht würdest du ihn mir erklären?«
»Hier ist der Kontext–« Sie wedelte fahrig mit beiden Händen, eine Geste, die alles und nichts umfaßte. Dann schlug ihre Stimmung plötzlich um, und sie sagte verächtlich: »Du bist so was von tuntig, Marty. ›Vielleicht würdest du es mir erklären ...‹«
Martins Geduld war fast erschöpft. Noch zwei Minuten dieses verbalen Blindekuhspiels, und er würde ihr an die Gurgel gehen.
»Tricia«, sagte er, »wenn du mir etwas Wichtiges zu berichten hast, dann sag es mir. Sonst gehe ich jetzt duschen.«
»Soso!« spottete sie. »Er geht jetzt duschen. Hast es wohl nötig, hm? Aber wir wissen ja, was da runtergespült werden muß. Wer war’s denn diesmal? Welche von den Damen hast du denn heute vernascht? Und lüg mich nicht an, Marty, ich weiß nämlich genau, was du mit den Mädchen treibst. Die erzählen’s mir, weißt du? Sie beschweren sich sogar. Das hätt’ste dir nicht träumen lassen, was?«
Einen Moment lang fragte sich Martin, ob er ihr glauben sollte. Es gab ja weiß Gott Zeiten, wo es zu seiner Befriedigung nicht reichte, einfach zu nehmen, was nicht freiwillig gegeben wurde. Ab und zu häuften sich die Ereignisse auf eine Art und Weise, daß nur ein gewisses Maß an Grausamkeit den Mangel an Kontrolle über die unzähligen täglichen Ärgernisse, die ihn wie ein Mückenschwarm plagten, ausgleichen konnte. Aber Tricia wußte das nicht mit Sicherheit, und keines der Mädchen in seinem Stall wäre dumm genug gewesen, ihr etwas zu erzählen. Er wandte sich also von seiner Frau ab, ohne sie einer Antwort auf ihre Bemerkung zu würdigen. Er begann sich auszukleiden, um seine Dusche zu nehmen.
»Tja, dann verabschiede dich mal schön«, rief sie aus dem Schlafzimmer. »Sag bye-bye zu all dem hier. Schaffst du das, Marty?«
Er öffnete seine Hose und ließ sie zu Boden fallen. Er zog seine Socken aus. Er antwortete ihr nicht.
Sie ließ nicht locker. »Er hat gesagt, wenn wir uns nach Australien verziehen«, rief sie, »hält er die Klappe. Übers Geschäft, mein ich. Da wird uns wohl nichts andres übrigbleiben.«
»Er.« Martin, jetzt bis auf die Unterhose entkleidet, trat wieder ins Schlafzimmer. »Er?« wiederholte er. »Tricia, wer
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