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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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waren auf ihn gerichtet, und er versuchte in ihnen zu lesen: was sie enthüllten und was sie zu verbergen versuchten. »Heraus mit der Sprache.«
    Sie lächelte leise und berührte seine Lippen mit ihren Fingerspitzen. »Ach, wie ich dich liebe«, sagte sie. »Viel mehr als an dem Tag, an dem wir geheiratet haben. Sogar mehr als damals, als wir das erste Mal miteinander geschlafen haben.«
    »Das macht mich sehr froh. Aber ich habe das Gefühl, daß es nicht das ist, was dich beschäftigt.«
    »Nein. Das ist es nicht, was mich beschäftigt. Aber es ist spät, Tommy. Und du bist viel zu müde, um jetzt noch lange zu reden. Komm, gehen wir ins Bett.«
    Nichts hätte er lieber getan. Die Vorstellung, seinen Kopf auf ein weiches Daunenkissen sinken zu lassen und, seine Frau warm und tröstlich an seiner Seite, im Schlaf Vergessen zu suchen, hatte etwas ungeheuer Verlockendes. Aber etwas in Helens Miene sagte ihm, daß es gerade jetzt nicht ratsam wäre, diesem Verlangen nachzugeben. Es gab Momente, da sagten Frauen das eine, obwohl sie das andere meinten, und dies schien einer dieser Augenblicke zu sein.
    Er sagte, halb Wahrheit, halb Lüge: »Ja, ich bin wirklich fertig. Aber wir haben heute überhaupt noch nicht richtig miteinander geredet, und ich werde erst schlafen können, wenn wir uns ausgesprochen haben.«
    »Wirklich?«
    »Du kennst mich doch.«
    Sie blickte ihm forschend ins Gesicht, und was sie sah, schien sie zu überzeugen. »Ach«, sagte sie, »im Grunde genommen ist es wahrscheinlich nichts weiter als geistige Gymnastik. Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, was man sich alles einfallen läßt, nur um sich gewissen Dingen nicht stellen zu müssen.«
    Ein Schauder überlief ihn.
    »Was ist?« fragte sie.
    »Mir wird ganz mulmig, wenn ich das höre. Was hat dich denn auf solche Gedanken gebracht?«
    »Die Tapeten.«
    »Die Tapeten?«
    »Für die Gästezimmer. Du weißt doch. Ich hatte es tatsächlich geschafft, die Wahl bis auf sechs Muster einzuschränken – was doch sehr beachtlich ist, wenn man bedenkt, wie unschlüssig ich zuerst war – und habe dann den ganzen Nachmittag überlegt, welche ich nun nehmen soll. Ich habe sie an die Wände gepinnt. Ich habe Möbel davorgestellt. Ich habe Bilder drum herum aufgehängt. Und trotzdem konnte ich mich nicht entscheiden.«
    »Weil dir diese anderen Gedanken durch den Kopf gegangen sind?« fragte er. »Daß man sich scheut, sich dem zu stellen, dem man sich eigentlich stellen müßte?«
    »Nein. Das ist es ja gerade. Ich war völlig von den Tapeten in Anspruch genommen. Und dieses unschlüssige Schwanken wegen einer lumpigen Tapete, diese Unfähigkeit, zu einer Entscheidung zu gelangen, erschien mir symptomatisch für mein ganzes Leben. Verstehst du?«
    Lynley verstand nicht. Er war viel zu ausgelaugt, um solchen Gedankensprüngen noch folgen zu können. Aber er nickte, machte ein nachdenkliches Gesicht und hoffte, das würde reichen.
    »Du hättest einfach eine Entscheidung getroffen und damit basta. Aber ich habe das nicht geschafft, sosehr ich es auch versucht habe. Warum nicht, habe ich mich schließlich gefragt. Und die Antwort war so einfach: weil ich die bin, die ich bin. Weil ich die bin, zu der ich gemacht wurde. Vom Tag meiner Geburt an bis zum Morgen meiner Hochzeit.«
    Lynley blinzelte verwirrt. »Zu der du gemacht wurdest?«
    »Ja, zu deiner Ehefrau«, antwortete sie. »Oder zu der Ehefrau eines Mannes, wie du einer bist. Wir waren fünf Schwestern, und jeder von uns – jeder, Tommy – wurde eine Rolle zugewiesen. Eben noch waren wir sicher und geborgen im Mutterschoß, und im nächsten Moment lagen wir in den Armen unseres Vaters, und er blickte uns prüfend an und sagte: ›Hm, eine künftige Gräfin, denke ich.‹ Oder: ›Sie könnte die nächste Princess of Wales werden‹. Und sobald wir begriffen hatten, welche Rolle er uns zugewiesen hatte, spielten wir mit. Oh, es bestand natürlich überhaupt kein Zwang. Und Penelope und Iris haben sich ja auch erfolgreich geweigert, nach seiner Pfeife zu tanzen. Aber wir anderen drei – Cybele, Daphne und ich –, wir waren Wachs in seinen Händen. Und nachdem mir das erst einmal klargeworden war, Tommy, mußte ich den nächsten Schritt tun. Ich mußte mich fragen, warum.«
    »Warum du Wachs in seinen Händen warst?«
    »Ja. Warum. Und als ich mir diese Frage stellte und versuchte, sie wirklich ehrlich zu beantworten, was meinst du wohl, was ich da erkannt habe, Tommy?«
    Ihm schwamm der Kopf,

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