Undank Ist Der Väter Lohn.
von polizeilicher Ermittlungsarbeit festgestellt wurden, von der Sie, Havers, dieser Tage überhaupt nichts zu halten scheinen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir die Fakten nennen würden, die Ihnen als Grundlage für Ihre Behauptung dienen, daß Matthew King-Ryder der von uns gesuchte Mörder ist.«
Sie antwortete nicht, aber Lynley sah die Röte, die sich in Flecken auf ihrem Hals ausbreitete.
Er sagte: »Barbara, ich hoffe Ihre Schlußfolgerungen sind das Ergebnis ernsthafter Arbeit und nicht Intuition.«
Die Röte an Barbaras Hals vertiefte sich. »Sie sagen doch immer, daß es bei Mord keine bloßen Zufälle gibt, Inspector.«
»Das ist richtig. Aber was ist denn hier der Zufall?«
»Dieses Gemälde. Diese Monstrosität von Cilla Thompson. Was tut er mit einem Gemälde von Terry Coles Wohngenossin? Sie können nicht behaupten, daß er es gekauft hat, um es sich an die Wand zu hängen. Es stand nämlich draußen beim Sperrmüll. Folglich muß es was zu bedeuten haben. Und meiner Ansicht nach muß es bedeuten –«
»Ihrer Ansicht nach bedeutet es, daß er ein Mörder ist. Aber Sie haben kein Motiv für ihn, richtig?«
»Ich hab ja gerade erst angefangen. Ursprünglich hab ich King-Ryder nur aufgesucht, weil Terry Cole von diesem Neil Sitwell zu ihm geschickt worden war. Ich hab überhaupt nicht damit gerechnet, vor seiner Wohnungstür eines von Cilla Thompsons Machwerken zu finden. Ich war erst mal total platt, als ich’s gesehen hab. Das wäre jedem so gegangen. Gerade hatte King-Ryder mir noch erzählt, daß Terry Cole bei ihm war, weil er sich finanzielle Unterstützung erhoffte. Und während ich draußen vor seiner Tür noch versuche, diese überraschende Neuigkeit einzuordnen, sehe ich plötzlich in dem ganzen alten Gerümpel das Gemälde, das klar verrät, daß King-Ryder was mit diesem Mord zu tun hat.«
»Er hat etwas mit dem Mord zu tun?« Lynley machte keinen Hehl aus seiner Skepsis. »Havers, so wie die Dinge im Augenblick stehen, haben Sie nichts weiter aufgedeckt, als daß er möglicherweise mit jemanden zu tun hatte, der seinerseits mit jemanden zu tun hatte, der zusammen mit einer Frau ermordet wurde, mit der King-Ryder überhaupt nichts zu tun hatte.«
»Aber –«
»Nein. Kein Aber, Havers. Und auch kein Wenn. Sie haben sich bei der Bearbeitung dieses Falls von Anfang an quergestellt, und das muß aufhören. Ich habe Ihnen eine Aufgabe zugewiesen, die Sie grob vernachlässigt haben, weil sie Ihnen nicht gefällt. Sie sind Ihren eigenen Weg gegangen und haben dem Team damit –«
»Das ist nicht fair!« protestierte sie. »Ich hab doch den Bericht gemacht. Ich habe ihn auf Ihren Schreibtisch gelegt.«
»Ja. Und ich habe ihn gelesen.« Lynley kramte den Bericht unter anderen Papieren hervor. Er nahm ihn zur Hand und schwenkte ihn beim Sprechen hin und her, um seine Worte zu unterstreichen. »Barbara, halten Sie mich wirklich für so dumm? Glauben Sie, ich kann nicht zwischen den Zeilen lesen?«
Sie senkte den Blick. Immer noch hielt sie einige der Fotos in der Hand, die Vi Nevins verwüstete Wohnung zeigten, und starrte wie gebannt auf sie hinunter. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor, so verkrampft hielt sie sie umfaßt, und wieder kroch eine verräterische Röte in ihre Wangen.
Gott sei Dank, dachte Lynley. Endlich schien sie begriffen zu haben. Er nutzte die Gelegenheit, um nachzuhaken. »Wenn Sie einen Auftrag erhalten, dann haben Sie ihn auszuführen. Ohne Frage oder Widerrede. Und wenn sie ihn ausgeführt haben, haben Sie einen Bericht abzuliefern, der sachlich und nüchtern gehalten ist. Danach haben Sie zu warten, bis Sie Ihren nächsten Auftrag bekommen, und zwar absolut unvoreingenommen, damit Sie in der Lage sind, neue Informationen angemessen einzuordnen. Es steht Ihnen nicht zu, mehr oder weniger verschleierte persönliche Kommentare zum Ermittlungsansatz zu geben, falls er Ihnen zufällig nicht zusagt. Das hier –« Er schlug mit dem Bericht knallend in seine offene Hand – »illustriert beispielhaft, warum Sie in genau der Lage sind, in der Sie sich befinden. Wenn man Ihnen eine Anweisung gibt, die Ihnen nicht paßt, legen Sie einfach auf eigene Faust los. Sie tun, was Sie für richtig halten, und alles andere, von der Dienstordnung bis zur öffentlichen Sicherheit, ist Ihnen völlig egal. So haben Sie sich vor drei Monaten in Essex verhalten, und so verhalten Sie sich jetzt. In einer Situation, wo jeder andere parieren würde, um sich persönlich und
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